THW will am Donnerstag in Weißrussland doppelt punkten
Brests Rückkehr nach sechs Jahren
Rechtsaußen Dzianis Rutenka ist der jüngere Bruder von Barca-Star Siarhei.Fünf Meisterschaften in Folge konnte HC Meshkov Brest zwischen 2004 und 2008 feiern. In der Königsklasse aber hinterließ die Mannschaft keinen bleibenden Eindruck, 2008 scheiterte man sogar bereits in der Qualifikation an Granitas Kaunas aus Litauen. Doch auch in den vier Jahren zuvor in der Gruppenphase gab es für Brest nicht viel zu holen: Nur drei Siege sprangen aus den 24 Spielen raus, jeweils zu Hause feierte man doppelte Punktgewinne gegen Velenje (2004), Plock (2005) und Sarajevo (2007). Auch der THW Kiel bekam es mit den Weißrussen bereits zu tun, in der Spielzeit 2005/06 feierten die „Zebras“ einen 35:28-Heimsieg sowie auswärts ein deutliches 37:31.
Langjährige Dominanz von Dinamo Minsk
Dzmitry Nikulenkau wechselte nach dem Ende von Dinamo Minsk nach Brest.Dass HC Meshkov Brest sechs lange Jahre auf die Fortsetzung des Champions-League-Abenteuers warten musste, lag am Aufstieg von Dinamo Minsk, das seit der Saison 2008/09 die nationale Konkurrenz beherrschte. Und auch international sorgte die Mannschaft von Trainer Sergey Bebeshko in der Champions-League-Saison 2012/13 mehrere Ausrufezeichen setzte: So erreichten die Hauptstädter mit u.a. Einem deutlichen Heimsieg gegen die Füchse Berlin (31:24) das Achtelfinale, wo gegen Metalurg Skopje dann aber Endstation war. In der vergangenen Spielzeit steuerte Dinamo Minsk konkurrenzlos seiner sechsten weißrussischen Meisterschaft entgegen – die Duelle mit den Kronprinzen aus Brest sowie dem Lokalrivalen und Rekordmeister SKA hatte Dinamo bereits für sich entschieden –, ehe der Klub sich urplötzlich am 27. Februar 2014 aufgrund fehlender finanzieller Unterstützung zurückzog.
Mit Dinamo-Verstärkungen zum Double
Starker Torhüter: der Kroate Ivan Pesic.Aus dem Pool der plötzlich ablösefreien Spieler bediente sich auch Meshkov: Neben dem Mittelmann und langjährigen Dinamo-Kapitän Dzmitry Nikulenkau wechselten mit Kreisläufer Maxim Babichev und Rechtsaußen Dzianis Rutenka – Bruder des Barcelona-Stars Siarhei – noch zwei weitere Nationalspieler von Minsk nach Brest. Dadurch sicherte sich der HC Meshkov durch zwei Finalsiege über SKA Minsk (28:26, 27:22) endlich den sechsten Meistertitel und machte durch ein 24:23 im Pokalfinale gegen denselben Gegner gar das Double perfekt. Im Frühjahr konnten die Weißrussen sogar kurzzeitig von einem Quadrupel träumen, denn sowohl in der stark besetzten SEHA-Liga als auch in der zweitklassigen „Baltic Handball League“, in der Brest überwiegend seine U23-Talente einsetzt, erreichte der Verein die abschließenden Final Fours – welche zeitgleich zwischen dem 11. und 13. April ausgetragen wurden. Während Brest in der baltischen Liga bereits im Halbfinale an HC Põlva Serviti aus Estland scheiterte, erreichte man in der SEHA-Liga das Endspiel, das gegen Vardar Skopje mit 27:29 knapp verloren wurde.
Neuzugänge mit Bundesliga-Erfahrung
Rastko Stojkovic spielte einst für Pfullingen und Nordhorn in der Bundesliga.Letzteres Ergebnis zeigt aber auch, dass mit HC Meshkov Brest in dieser Saison auch in der Königsklasse mehr gerechnet werden muss als noch vor sieben Jahren – zumal Trainer Zeljko Babic seine Mannschaft im Sommer noch einmal mit zwei Bundesliga-erprobten Routiniers deutlich verstärken konnte: Von den Rhein-Neckar Löwen kam Abwehrstratege Nikola Manojlovic, aus Emsdetten der österreichische Linkshänder Janko Bozovic. Sie komplettieren einen Kader, der noch mehr bekannte Namen zu bieten hat: Den serbischen Kreisläufer Rastko Stojkovic kennen viele THW-Fans noch als unbequemen Gegenspieler aus dessen Zeiten bei der HSG Nordhorn und KS Kielve. Der im Sommer verpflichtete slowenische Linksaußen Simon Razgor (Maribor Branik) spielte lange Jahre in Celje, die Kroaten Ivan Pesic (Tor), Ljubo Vukic (Linksaußen) und David Spiler (Rückraum) waren einst für RK Zagreb tätig. Und mit Aleh Astrashapkin, Maksim Baranau und Vitali Charapenka stehen noch drei weitere Spieler im Kader, die im Januar in Dänemark mit der weißrussischen Nationalmannschaft die Hauptrunde erreichten.
Erfolgreicher Saisonauftakt
Linksaußen Ljubo Vukic ist Meshkovs Kapitän und erzielte bislang acht Treffer in der Königsklasse.Der Saisonauftakt verlief erfreulich für HC Meshkov Brest, denn in der Qualifikation für die Königsklasse nutzten die Weißrussen ihren Heimvorteil: In der rund 3.700 Zuschauer fassenden Victoria-Sporthalle setzte sich Brest zunächst deutlich mit 36:23 (18:8) gegen den niederländischen Meister Targis Bevo HC durch. Im Endspiel kam es dann zum Duell mit dem SEHA-Liga-Konkurrenten Tatran Presov aus der Slowakei, das die Gastgeber vor 3.500 enthusiastischen Fans nach umkämpften 60 Minuten mit 26:24 (12:12) für sich entschieden. In der SEHA-Liga feierte Brest derweil bislang drei Siege aus vier Partien, wenngleich die Heimerfolge gegen Banja Luka (31:27), Nexe Nasice (29:26) und Rasnicki (29:28) unter die Kategorie „Pflichtsieg“ fielen, man das 28:29 zu Hause gegen RK Zagreb hätte verhindern können und die Spitzenspiele gegen die beiden mazedonischen Teams aus Skopje sowie gegen Veszprem allesamt noch ausstehen.
Erklärtes Ziel: Achtelfinale
Nikola Manojlovic spielt bei Meshkov auch im Angriff eine wichtige Rolle.Auch in der Champions League hat HC Meshkov Brest am vergangenen Wochenende die ersten Punkte eingefahren: Nach dem missglückten Auftakt bei Naturhouse La Rioja (31:39) gab es am vergangenen Sonnabend vor 2.500 Zuschauern einen 28:24-Heimerfolg über den letztjährigen THW-Viertelfinalgegner Metalurg Skopje – der allerdings aufgrund finanzieller Probleme ohne seine drei Stars Darko Stanic, Pavel Atman und Renato Vugrinec antrat. Nichtsdestotrotz unterstreichen die ersten beiden Punkte das im Vorfeld gesetzte Vorhaben, mindestens zwei Gruppengegner hinter sich zu lassen. „Unser Ziel ist es, die K.O.-Phase in der 'VELUX EHF Champions League' zu erreichen“, ist Sportdirektor Pavel Bashkin zuversichtlich. „Die Kontrahenten unserer Gruppe sind sehr stark, sie nehmen regelmäßig an diesem Wettbewerb teil. Aber die großen Namen garantieren uns auch eine volle Halle bei unseren Heimspielen.“
Sky überträgt live
Die Victoria-Halle wird am Donnerstag voraussichtlich bis auf den letzten Platz besetzt sein, wenn der dreifache Champions-League-Sieger von der Förde gastiert. Die Partie wird um 19.30 Uhr deutscher Zeit angepfiffen, der PayTV-Sender Sky überträgt exklusiv live. Fans ohne Sky-Abo können das Spiel unter anderem wieder in der BarCultura (Kirchhofallee), im Mc Lang's Irish Pub (Lange Reihe) und im Hillstreet (Bergstraße) live sehen. Die THW-Homepage (unter dem Menüpunkt Saison/Champions League) und die Kieler Nachrichten unter www.kn-online.de/Sport/THW/THW-Liveticker bieten einen zeitnahen Liveticker an. Als Unparteiische reisen die Schweden Mirza Kurtagic und Mattias Wetterwik an, der EHF-Delegierte ist der Russe Victor Poladenko.
Kieler Nachrichten: THW erwartet die Hölle von Victoria
Brest. Die nur 3500 Zuschauer fassende Sportshall Victoria wird gut gefüllt sein, wenn der HC Brest heute (19.30 Uhr, Sky) am dritten Spieltag der Champions League den deutschen Handballmeister THW Kiel erwartet. HC-Kapitän Ljubo Vukic verspricht den Zebras einen heißen Tanz: „Ich habe ihr Spiel gegen Zagreb gesehen, so werden wir auch auftreten. Wir glauben daran, dass wir sie schlagen können.“ Sein Ex-Verein hatte dem THW zum Auftakt der Gruppenphase mit einer sehr aggressiven 3:2:1-Deckung den Zahn gezogen (27:25). „Gibt uns Kiel eine Chance, dann nutzen wir sie“, sagt der kroatische Linksaußen, der allen Grund hat, guten Mutes zu sein. Seine Mannschaft erreichte in der vergangenen Saison das Endspiel der stark besetzten Balkan-Liga, an der auch Vereine wie RK Zagreb (Kroatien) und MKB Veszprem (Ungarn) teilnehmen, weil sie in den eigenen Ligen extrem unterfordert sind. HC Brest erreichte das Endspiel dieser Seha-Liga in Novi Sad und unterlag Vardar Skopje (Mazedonien) mit 27:29. Geld spielt beim sechsmaligen Meister, der vom Energieriesen Gazprom unterstützt wird, keine Rolle. Zum All-Star-Game der Seha-Liga, das in Brest stattfand, wurden alle mit Privatjets eingeflogen. Geld allein hätte dem Team von Zeljko Babic die Tür in die Champions League allerdings nicht geebnet. Erst die überraschende Insolvenz von Dinamo Minsk, der mit Staatsgeldern zur Übermacht aufgepumpten Konkurrenz, machte erstmals nach sechs Jahren den Weg in die Qualifikationsrunde der Königsklasse frei, in der sich Brest in eigener Halle vor 3500 heißblütigen Fans im Finale mit 26:24 gegen Tatran Presov (Slowakai) durchsetzte. Ein Hexenkessel ähnlicher Machart wird das Team von Alfred Gislason erwarten, das gestern Vormittag mit einer Chartermaschine von Kiel-Holtenau abhob. An Bord war auch Domagoj Duvnjak, der den 29:21-Sieg in der Liga gegen Friesenheim mit einer schmerzhaften Knieverletzung bezahlte. Gislason hat großen Respekt vor dem Gegner, der sich aus dem Minsk-Nachlass drei weißrussische Nationalspieler sicherte. Darunter Rechtsaußen Dzianis Rutenka, Bruder des in Barcelona spielenden Kiel-Schrecks Siarhei Rutenka. Von den Rhein-Neckar Löwen kam Abwehrspezialist Nikola Manoljovic, vom Bundesliga-Absteiger TV Emsdetten Linkshänder Janko Bozovic. Am Kreis trifft der THW auf einen echten Wandervogel: Der Serbe Rastko Stojkovic spielte auch schon für Nordhorn und Kielce (Polen) erfolgreich gegen die Kieler. „Das ist eine extrem erfahrene Mannschaft, die einen richtig guten Handball spielt“, weiß Gislason, der viele Spiele des Gegners studiert hat. Beide Klubs starteten mit 2:2 Punkten in die Champions League, Brest unterlag in La Rioja (31:39), besiegte dann in eigener Halle Metalurg Skopje mit 28:24. Allerdings fehlten den Mazedoniern Stars wie Darko Stanic, Pavel Atman und Renato Vugrinec. Metalurg, am 19. Oktober Gastgeber der Kieler, soll größere finanzielle Probleme haben. „Es stimmt, das echte Metalurg war das nicht“, sagt Brest-Kapitän Vukic, dessen Mannschaft in die heimische Liga erst dann einsteigt, wenn dort die Play-Offs beginnen. „Aber für unser Selbstvertrauen war dieser Sieg extrem wichtig.“ Obwohl bereits zwei Tage später das schwere Auswärtsspiel in der Bundesliga bei den Füchsen Berlin (16.15 Uhr) ansteht, will Gislason daran noch nicht denken. „Wir konzentrieren uns ganz auf Brest, danach schauen wir, was von uns noch übrig ist.“ (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 09.10.2014)