KN: Bezahlsender Sky will näher am Handball sein
Nun will man „die Person hinter dem Sportler darstellen, die Geschichte hinter der Schlagzeile“, wie es Redakteur Matthias Pethes ausdrückt. Die Partie gegen La Rioja war das erste Heimspiel des THW Kiel, das Sky sendete – eine Möglichkeit zu beurteilen, wie das Geld investiert wird. Der Aufwand, den der Kanal betreibt, ist groß: Am Mittwoch reiste Pethes an, um Außen Dominik Klein zu treffen. Der Reporter berichtete jahrelang über Eishockey: „Für uns ist Handball eine neue Sportart“, sagte er „wir haben Blut geleckt.“ Ein Team aus sieben Journalisten organisiert persönliche Alltagsbilder der Profis. Pathetische Reportagen aus dem Innenleben der Vereine ergänzen das Programm. Das Sky-Team schickte Klein auf den Rathausturm, drückte dem Publikumsliebling eine GoPro-Kamera in die Hand und ließ ihn schwärmen: Von Titelfeiern auf dem Rathausplatz und dem Leben in Kiel. „Es ist ein einfacher Weg, die Menschen mit einzubeziehen und das Interessante, was die Fans sehen wollen“, beschreibt Klein. Natürlich müsse man als Spieler der Typ für nahe Berichterstattung sein, dafür könne man sie aber mitgestalten. Noch näher dran ist Sky bei der Live-Übertragung aus der Halle: „Handball ist ein sehr emotionaler Sport, das wollen wir einfangen“, so Ludwig. Der Sender greift auf das Weltbild der Firma Wige aus Köln zu und installiert bis zu vier Kameras pro Spielort selbst. Schon jetzt zeigen schnelle Kameras und Super-Zeitlupen das Spiel. In Arbeit sind 360-Grad-Einstellungen oder die Einbindung von Trainer-Pulsuhren, deren Daten live ausgewertet werden. Die Kameras sind überall, holen die Mannschaft gar aus der Kabine ab – der THW hat eigens ein großes Vereinslogo und den Schriftzug „Wir sind Kiel“ an die Wand des Traktes malen lassen – Einblicke, die der Fan zuvor nie zu Gesicht bekam. Aber: Ist das nicht zu viel, wenn sich ein Profi auf sein Spiel vorbereitet? „Wenn man eine richtig gute Sendung machen will, muss man auch für alles offen sein“, hat Trainer Alfred Gislason gegen den Eingriff in die Teamsphäre keine Einwände. Vorbild müsse die Event-Berichterstattung der US-Sportarten sein, die im Fernsehen heroisch inszeniert werden. „Das ist sicher erst mal ein Versuch“, so Gislason, „hoffentlich profitiert die Sportart davon.“ Nach dem ersten THW-Heimspiel im Bezahlsender lässt sich festhalten: Sky zeigt spektakuläre Bilder und mehr Details – ob der Zuschauer bereit ist, dafür zu bezahlen, darf er selbst entscheiden. (von Niklas Wieczorek, aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2014)