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KN: Zeitz' Ämter werden auf mehrere Schultern verteilt
Osterburg. Am vorletzten Tag des Trainingslagers lüftete Kapitän Filip Jicha das Geheimnis: In der Sportschule in Osterburg (Altmark), in der sich Handballmeister THW Kiel auf die am 23. August beginnende Saison vorbereitet, teilte er am Abend seinen Kollegen mit, wie künftig die Mannschaft hinter der Mannschaft aussieht.
Bei den Zebras hat es Tradition, dass jeder eine Aufgabe hat. Beispielsweise an den Fußball denken, damit beim Aufwärmen gekickt werden kann. Es gibt einen Wasserwart, einen, der Brötchen besorgt. Jicha kann sich noch gut daran erinnern, als Stefan Lövgren ihn, den Neuen, vor sieben Jahren zum Harzwart ernannte. Fortan durfte er nicht vergessen, die Harzdosen immer bei sich zu tragen. "Es hat mich sehr beeindruckt, dass ein Weltstar wie Thierry Omeyer drei Jahre lang Wasserwart gewesen ist", sagt Jicha. Er hätte kein einziges Mal gemeckert, wenn er die Betreuer vertreten und Selter in die Halle schleppen musste. Jicha stieg zum Brötchenwart auf, schließlich ging sogar sein Traum in Erfüllung - er wurde als Bierwart dafür verantwortlich, dass in der Kabine angestoßen werden konnte, wenn Trainer Alfred Gislason es erlaubte. "Ich komme aus Pilsen", sagt der Tscheche. "Das allein qualifiziert mich schon für dieses Amt."
Der 32-Jährige stellte schnell fest, welch große Lücke Christian Zeitz (MKB Veszprem) hinterlassen hat. "Er hat sich einfach um alles gekümmert." Zeitz war nicht nur jahrelang Kassenwart und damit oberste Instanz des Strafenkatalogs, sondern wohl auch der beste Kaffeewart der Vereinsgeschichte. Und: Er pumpte die beiden Bälle auf, die vor jedem Spiel in der Kabine der Kieler liegen, damit sie sich einwerfen können. Zeitz, das war klar, könne nur durch viele Schultern ersetzt werden.
Die Kasse übernimmt Christian Sprenger (Jicha: "Er hat die Disziplin im Blut"), für den Kaffee ist Patrick Wiencek zuständig. Der "Mister Zuverlässig", wie Jicha den Kreisläufer nennt. Und die Bälle? "Das macht Marko Vujin, er nannte Zeitzi immer seinen Bruder", sagt Jicha. "Da ist es nur logisch, dass er ihn beerbt."
Er glaubt fest daran, dass diese Aufgaben zur Stabilität beitragen. "Jeder muss etwas für die Mannschaft tun, wenn das nicht klappt, haben alle ein Problem", sagt Jicha. "Ich bin davon hundertprozentig überzeugt." In der Regel müssten nur die Jüngeren Dienste übernehmen. Das Alter dürfe aber keine Rolle spielen, so Jicha, entscheidend sei vielmehr die Vereinszugehörigkeit. So dürfe sich Dominik Klein, seit 2006 ein Zebra, als Erster seinen Platz im Bus aussuchen. "Ich finde das gut", sagt Jicha, der Domagoj Duvnjak, den vom HSV gekommenen Welthandballer, zum ersten Kuchenwart ernannte. Der Kroate sorgt nun dafür, dass es bei den Taktikbesprechungen Süßes gibt. Joan Canellas (ebenfalls HSV) kümmert sich um die Brötchen, wenn im Bus gefrühstückt wird. Rune Dahmke startet wie einst Jicha als Harzwart, Steffen Weinhold (Flensburg) erhielt die zentrale Aufgabe des Videowarts. "Er wohnt in der Stadt, da fällt ihm das Ausleihen leichter", sagt Jicha, der auch seinen "schlimmsten Fehler" korrigierte: Er entließ Andreas Palicka als Musikwart. "Das war nicht auszuhalten", sagt Jicha über den Kollegen, der in der Kabine gerne Techno und House auflegte und sich missverstanden fühlt. "Wir hatten immer Spaß, nur Filip nicht", sagt Palicka. Pech für ihn, dass in diesem etwas anderen Jobcenter der Kapitän entscheidet.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.08.2014)