Ein Abend voller Emotionen und Abschiedstränen
Der Heim-Ausklang der Saison 2023/2024 in der Wunderino Arena war erst sportlich und später menschlich emotional: Erst siegten die Zebras nach durchwachsener erster Hälfte mit einer gehörigen Portion Spaßhandball mit 37:28 gegen den SC DHfK Leipzig und sorgten so für ordentlich Stimmung auf den Rängen, dann kullerten bei dem einen oder anderen die Abschiedstränen: Gleich acht Zebras erlebten an diesem Mittwochabend ihr letztes THW-Heimspiel und wurden noch einmal von ihren Fans und Teamkollegen gefeiert.
Sonder-Auszeit für Ekberg und Weinhold
Keine Frage: Kiel kann Abschied. Und das selbst bei zwei Legenden, deren großer Taschentuch-Abend erst noch bevorsteht. Niclas Ekberg und Steffen Weinhold wirkten zunächst etwas irritiert, als THW-Trainer Filip Jicha kurz vor dem Ende noch eine Auszeit nahm. Doch dieses Mal gab es keine taktischen Anweisungen, sondern nur Ovationen. Jicha schickte Rekordtorschütze Ekberg und Weinhold in den Mittelkreis, damit diese noch einmal gebührend gefeiert werden. Die Zebraherde stand im Halbkreis und applaudierte, die Fans feierten die beiden Ausnahme-Handballer mit stehenden Ovationen und auch die Leipziger Handballer würdigten die herausragenden Leistungen der beiden Kieler ebenfalls mit Applaus.
Gemeinsames Abschiedsspiel am 16. August
Ekberg, der seit zwölf Jahren das THW-Trikot trägt, und Weinhold, seit zehn Jahren ein Zebra, bekommen - ganz in der Tradition schwarz-weißer Legenden - noch ihren großen Abschiedsabend. Es war an "Raffi" Weinhold, das zu verkünden: "Ich freue mich, dass 'Eki' und ich uns von Euch am 16. August beim Abschiedsspiel gemeinsam verabschieden können." Da war die Sensation perfekt: Zum ersten Mal in der Geschichte des THW Kiel werden an einem Abend gleich zwei verdiente Spieler von einem großen Star-Aufgebot aus aktuellen und ehemaligen Mitspielern sowie Wegbegleitern ihrer außergewöhnlichen Karrieren verabschiedet. Der Vorverkauf für den 16. August ist bereits gestartet.
Herz und Humor
Während Niclas Ekberg sich skandinavisch kurz fasste ("Ich habe diesen Jungs und euch Fans hier alles zu verdanken, spare mir die großen Worte aber für den 16. August auf"), holte Steffen Weinhold ein bisschen weiter aus: "Ich bin sehr dankbar, während meiner Zeit in Kiel so viele tolle Mitspieler und besondere Menschen kennengelernt zu haben. Und dann gab es diese vielen tollen Erlebnisse hier in der Arena, weil wir Euch Fans immer hinter uns hatten. Das wird nicht nur in meinen Gedanken, sondern auch in meinem Herzen überdauern." Aber Weinhold wäre nicht Weinhold, wenn er mit einem schelmischen Grinsen nicht auch noch eine Prise seines Humors zum Besten gegeben hätte. "Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Ich wollte so lange für den THW Kiel spielen, bis Ihr alle vergessen habt, von wo ich gekommen bin." 2014 war Weinhold aus Flensburg an die Kieler Förde gewechselt…
Gurbindo: "Diese Spieler sind meine Superhelden"
Ebenfalls mit Humor startete Eduardo Gurbindo seine Abschiedsrede: "Ich habe in den letzten Monaten viel über Disziplin und harte Arbeit gelernt. Eines kann ich danach sagen: Ich würde niemals wieder in Deutschland Handball spielen." Mit vollem Ernst stimmte der lebenslustige Spanier dann seine Lobrede auf die Zebras und ihre Fans an: "Mit dieser Atmosphäre zu Hause ist alles einfacher. Wir sind glücklich, dass Ihr uns unterstützt, liebe THW-Fans. Und Ihr seid glücklich, dass Ihr diese unglaublichen Jungs unterstützen könnt. Und das zurecht: Diese Jungs kämpfen in jedem Training, in jedem Spiel bis zum äußersten. Für mich sind alle Spieler des THW Kiel meine Superhelden."
Youngster zieht es in die weite Handball-Welt
Riesen-Applaus und innige Umarmungen bekam auch Mannschaftsarzt Dr. Frank Pries, der nach 26 Jahren und unzähligen durch Operationen geretteten Handballer-Karrieren seine schwarz-weiße Karriere beendete und die Zebras künftig nur noch als Teil der "weißen Wand" anfeuern wird. Großen Applaus bekamen auch die drei Youngster Luca Schwormstede, Magnus Bierfreund und Jarnes Faust, die es nach vielen Jahren in den Kieler Nachwuchsmannschaften beim THW Kiel erstmals Profi-Luft schnupperten und die es jetzt in die weite Handball-Welt hinauszieht.
Dankbarer Sven Ehrig
Ein Weg, den auch Sven Ehrig beschritt. Aus der Jugend rückte er in den Profi-Kader auf, schulte dafür in Extra-Schichten mit dem ehemaligen Weltklasse-Rechtsaußen und heutigen THW-Co-Trainer Christian Sprenger vom gelernten Rückraumspieler zum Rechtsaußen um. "Danke an Sprengi, der sich sehr viel Zeit genommen hat, um mit mir Würfe von Außen zu trainieren. Du hast mir das Einmaleins des Außen beigebracht." Seinen Dank erweiterte der 23-Jährige auch im Cheftrainer Filip Jicha und Geschäftsführer Viktor Szilagyi: "Ich werde euch ewig dankbar sein: Ihr habt mir die Möglichkeit gegeben, meinen Traum zu leben." Künftig wird Ehrig als Champions-League- und DHB-Pokalsieger sowie Deutscher Meister in der starken dänischen Liga auf Torejagd gehen. Einen besonderen Moment wird er dann im Kopf haben. Ehrig: "Man sagt immer, man gewöhnt sich mit der Zeit an alles. Aber immer, wenn ich durch diese Tür dort hinten hier in die Halle gekommen bin, merkt man: Man gewöhnt sich niemals an diese unglaubliche Atmosphäre." Etwas, das sicherlich alle Zebras an diesem emotionalen Abend unterschreiben würden ...