Bundesliga, 29. Spieltag: 16.04.2014, Mi., 20.15: Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel: 29:26 (14:12)
Der THW Kiel hat die Tabellenführung in der DKB Handball-Bundesliga an die Rhein-Neckar Löwen abgegeben. Im Spitzenspiel am Mittwochabend verloren die "Zebras" beim neuen Spitzenreiter in der ausverkauften Mannheimer SAP-Arena mit 26:29 (12:14). Auch sieben Treffer von Kapitän Filip Jicha konnten die vierte Saison-Niederlage nicht verhindern. Bei den Löwen ragte Torhüter Niklas Landin aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung heraus.Nachdem der THW zur Halbzeit noch auf einen Auswärtssieg hoffen konnte, zogen die Gastgeber mit dem aufdrehenden Spielmacher Andy Schmid nach dem Seitenwechsel bis auf acht Tore davon. Erst in den Schlussminuten konnten die Kieler noch verkürzen.
Petersons frühe Verletzung
Die Zuschauer in der seit Wochen ausverkauften SAP-Arena kamen zunächst kaum zum Luftholen, denn in den beiden Anfangsminuten legten beide Teams ein rasantes Tempo vor. Nach Treffern von Kim Ekdahl du Rietz, Patrick Wiencek, Bjarte Myrhol und Filip Jicha stand es schnell 2:2, ehe sich Andreas Palicka (gegen Schmid) und Landin (gegen Aron Palmarsson) erstmals auszeichnen konnten. Die erste Unterbrechung gab es erst nach vier Minuten, als Löwen-Linkshänder Alexander Petersson ohne Gegnereinwirkung mit einer Knöchelverletzung vom Parkett humpelte. Für ihn kam Isaias Guardiola in die Partie.
Doch die Löwen legten davon unbeirrt zunächst weiter vor - obwohl Palicka einen Strafwurf Gensheimers parieren konnte. Guardiola traf per Sprungwurf beim 4:2 zur ersten Zwei-Tore-Führung und bestrafte damit die zu passive 6:0-Deckung des THW mit Wiencek und Rene Toft Hansen im Mittelblock. Die "Zebras" kamen zwar durch einen Treffer Marko Vujins, einem Block gegen Guardiola und einem Palmarsson-Durchbruch zum zwischenzeitlichen Ausgleich und blieben nach einem weiteren Vujin-Geschoss zum zwischenzeitlichen 5:6-Anschluss auf Tuchfühlung.
THW verpasst Ausgleich kurz vor der Pause
Allerdings machte sich schon jetzt bemerkbar, dass die Kieler vorne trotz eines spielfreudigen Palmarsson gegen die offensive 6:0-Deckung der Löwen nur schwer zu guten Torgelegenheiten kamen. So konterten die Gastgeber den THW nach Groetzkis 7:5 zweimal blitzschnell aus und zwangen Alfred Gislason nach Gensheimers 9:5 zur ersten Auszeit und ersten Umstellungen. Jicha, der sich zunächst voll und ganz aufs Angriffsspiel konzentrieren durfte, rückte nun an die Spitze einer 3:2:1-Deckung. Und immerhin: Nachdem Palmarsson traf, Palicka einen Durchbruch du Rietz' an die Latte lenkte und Sprenger Landin überwand, hatte der THW den Rückstand beim 8:10 schon halbiert. Nachdem Myrhol nach einem gegen ihn gepfiffenen Stürmerfoul kurzzeitig die Contenance verlor und für zwei Minuten auf die Bank geschickt wurde, nutzten die "Zebras" die Überzahlsituation sogar aus, um durch Jicha vom Kreis und einen Sigurdsson-Konter den Anschluss zum 10:11 herzustellen. Der Ausgleichstreffer allerdings wollte nicht gelingen, weil Niclas Ekberg einen Siebenmeter per Aufsetzer über das Tor warf, nachdem zuvor bereits Vujin an Landin gescheitert war. Stattdessen erhöhten die Löwen dank der Achse Schmid/Myrhol sowie einem Gensheimer-Gegenstoß noch einmal auf 14:11, ehe der von Palmarsson bediente Toft Hansen den Halbzeitstand markierte.
Schlechter Start in zweite Halbzeit
Zwei Tore galt es somit also nur aufzuholen im zweiten Durchgang, dementsprechend frohen Mutes kamen die "Zebras" aus der Kabine. Für Palicka stand nun Johan Sjöstrand zwischen den Pfosten, ansonsten setzte der THW auf das Personal des ersten Durchgangs und die 6:0-Deckung. Doch nachdem Toft Hansen am starken Landin scheiterte und auch Jicha vom Siebenmeterpunkt Nerven zeigte, bauten die Rhein-Neckar Löwen ihren Vorsprung durch Ekdahl du Rietz und Schmid auf 16:12 aus. Als dann auch noch Palmarsson beim Durchbruch in Landin seinen Meister fand und der gute Petersson-Ersatz Guardiola per Gegenstoß die erste Fünf-Tore-Führung für die Gastgeber erzielte, nahm Gislason nach nur fünf Minuten seine nächste Auszeit. Indes: Auch diese Unterbrechung, eine Zeitstrafe gegen Nikola Manojlovic und der Siebenmeter-Treffer Vujins zum 13:17 konnte die immer breiter werdende Brust der Löwen nicht mehr aufhalten. Nach dem Unterzahltreffer Schmids zum 18:13 kehrte Palicka ins Kieler Tor zurück, doch auch er musste wenige Sekunden später nach Schmids Sprungwurf zum 19:13 wieder hinter sich greifen.
Kurzzeitig loderte immer wieder Hoffnung auf bei den Kielern und ihren Fans. Beispielsweise, als Ekdahl du Rietz für zwei Minuten auf die Bank musste und Jicha per Sprungwurf verkürzte. Als Palmarsson einen Myrhol-Treffer postwendend zum 15:20 konterte. Oder als der für den entnervten Vujin im Angriff gekommene Christian Zeitz eine Fackel zum 16:22 losließ. Doch die Fehlerquote in Angriff und Abwehr bekamen die "Zebras" einfach nicht in den Griff. Als Guardiola auf 23:16 stellte, Palmarsson und Vujin mit ihren Würfen scheiterten und Gensheimer per Gegenstoß auf 24:16 erhöhte, war das Spitzenspiel bereits eine Viertelstunde vor Schluss so gut wie entschieden. Gislason nahm dennoch wutentbrannt seine letzte Auszeit.
Löwen haben bessere Antworten
Doch was die Kieler auch versuchten: Die Rhein-Neckar Löwen hatten weiterhin die besseren Antworten parat und hielten bis zum 27:19 (52.) ihren Vorsprung. Ein kurzes Kieler Aufbäumen gab es noch einmal, als Jicha per Dreher und Sigurdsson per Gegenstoß erfolgreich waren und der inzwischen wieder das Tor hütende Sjöstrand einen Wurf parierte. Sigurdsson bekam sogar mit einem weiteren Konter die Chance, den THW bis auf 22:27 heran zu bringen, doch Landin blieb Sieger, und im Gegenzug sorgte Groetzki für die endgültige Entscheidung.
Schon am Samstag in Skopje
Dass den "Zebras" zumindest die letzten vier Treffer der Partie gelangen, dürfte kein Trost für den deutschen Rekordmeister sein, der die Tabellenführung aufgrund der 23 Treffer schlechteren Tordifferenz an die Rhein-Neckar Löwen abgeben musste. Fünf Spieltage stehen noch an, in denen die Baden-Württemberger nun die Trümpfe in der Hand halten und vom Jäger zum Gejagten wurden. In der Liga geht es für den THW erst am 30. April mit einem Heimspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf weiter, denn zunächst gilt die volle Konzentration dem Viertelfinale in der "VELUX EHF Champions League". Schon am Sonnabend steht das Hinspiel bei HC Metalurg Skopje in der mazedonischen Hauptstadt an, daher reisen die "Zebras" von Mannheim aus auch gar nicht erst zurück an die Förde. Anpfiff in der Boris-Trajkovski-Halle ist um 18.30 Uhr, Eurosport überträgt live.
(Sascha Krokowski)