Zebra-EM-Update: Samir Bellahcene ist mit Frankreich Europameister!
Der THW Kiel ist der einzige Club der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga mit einem Europameister und allen drei Medaillen: Samir Bellahcene gewann mit Frankreich den Titel bei der EHF EURO 2024. In einem packenden Finale gewann der THW-Torhüter mit seiner Mannschaft gegen Weltmeister Dänemark und Linksaußen Magnus Landin mit 33:31 nach Verlängerung. Bronze holten Karl Wallinius und Eric Johansson mit Schweden durch einen Erfolg im Spiel um Platz drei gegen das DHB-Team.
Deutschland verliert gegen Schweden
Das Spiel um Platz drei bei der EHF EURO zwischen Gastgeber Deutschland und Titelverteidiger Schweden erhielt zusätzliche Brisanz durch einen Startplatz bei den Olympischen Spielen für den Sieger des Duells. In diesem agierte die DHB-Auswahl nur in den ersten Minuten auf Augenhöhe, dann sorgte Ex-Zebra Andreas Palicka für lange Gesichter im weiten Rund der ausverkauften Lanxess Arena: Mit zwölf Paraden vor dem Seitenwechsel hatte "Palle", später mit insgesamt 19/1 gehaltenen Bällen zum "Player of the match" gewählt, großen Anteil an der auch in der Höhe verdienten 18:12-Führung der Schweden. Im zweiten Durchgang wollten die Deutschen mit einem sich steigernden Andreas Wolff im Tor die Aufholjagd starten, scheiterten zunächst aber weiterhin an ihrer Abschlussschwäche. Auch nach 38 Minuten hatte die Sechs-Tore-Führung der Schweden noch Bestand, dann robbte sich die inzwischen leidenschaftlich kämpfende DHB-Auswahl Tor um Tor heran. Nach dem 29:30-Anschlusstreffer durch Renars Uscins (54.), mit acht Toren bester deutscher Werfer, war die Sensation zum Greifen nah. Doch Palicka rettete gegen einen Tempoegegenstoß von Steinert und machte so den deutschen Traum von der Bronzemedaille und der direkten Olympia-Qualifikation zunichte. Am Ende gewannen die Schweden, bei denen weder Eric Johansson noch Karl Wallinius zum Einsatz kamen, mit 34:31.
Schweden holt sich Bronze und das Olympia-Ticket
"Man muss sehen, dass wir mit Abstand die jüngste Mannschaft im Halbfinale hatte", sagte Bundestrainer Alfred Gislason nach der Partie. "Gegen Schweden haben wir in der ersten Halbzeit zu schlecht gegen Palicka geworfen, haben zu schnell den Abschluss aus dem Rückraum gesucht. Insgesamt haben wir uns im Vergleich zum Vorjahr als Mannschaft aber klar weiter entwickelt und haben junge Spieler integriert." Enttäuscht war Kapitän Johannes Golla: "Der vierte Platz ist sehr undankbar, wir haben uns die Medaille in der ersten Halbzeit verbaut. Unsere Schwachstelle war wieder deutlich sichtbar: In engen Spielen scheitern wir zu oft am Torhüter, das müssen wir abstellen." Deutschland muss sich das Olympia-Ticket nun im März hart erarbeiten, wenn es - voraussichtlich in Hannover - gegen Kroatien, Österreich und Algerien geht. Nur der Sieger dieses Turniers spielt im Sommer in Paris um Olympia-Edelmetall.
Frankreich besiegt Dänemark
Das Finale der EHF EURO 2024 hätte packender, dramatischer und hochklassiger kaum sein können: Zunächst hatte Weltmeister Dänemark dank eines starken Torhüter Emil Nielsen (15 Paraden) die Nase vorn, lag nach 17 Minuten mit 9:6 in Führung. Doch die Franzosen kamen durch Samir Bellahcenes Glanztaten noch vor dem Wechsel wieder heran und erzielten durch einen Doppelschlag des überragenden Kreisläufer Ludovic Fabregas (8 Tore) sogar das 13:12, das der dänische Superstar Mikkel Hansen zum 14:14 Pausenstand ausgleichen sollte. Nach dem Wiederanpfiff schienen die Dänen die Oberhand zu gewinnen, ein 3:0-Lauf durch Hansen und Gidsel brachte sie mit 17:14 nach vorn.
Silber für Dänemark
Doch abschütteln ließen sich die Franzosen, die vorn variabel spielten und hinten eine starke Defensive gegen Pytlick, Gidsel & Co. stellten, nicht. So lief alles auf eine dramatische Schlussphase hinaus, in der Mahé die Franzosen zum 25:24 warf. Hansen konterte direkt zum 26:25 für Dänemark. Mahé glich aus, Gidsel brachte Dänemark erneut in Führung. Dann wuchtete Fabregas den Ball zum 27:27 in die Maschen des inzwischen von Niklas Landin gehüteten Tors - Verlängerung! In dieser übernahmen die Franzosen nicht zuletzt dank des bis dato überhaupt nicht stattfindenden Dika Mems das Kommando: Der Rückraumspieler des FC Barcelona jagte den Ball zum 30:29 (66.) ins Tor. Dann hielt Bellahcene einen Wurf von Mikkel Hansen, was erneut Mem mit dem 31:29 veredelte. Im engen EM-Titel-Rennen eine vorentscheidende Wendung. Mit einem verwandelten Siebenmeter, seinem neunten Treffer, brachte Mikkel Hansen Dänemark zwar noch einmal heran (69.).
In Kiel spielt der einzige Europameister der LIQUI MOLY HBL
Doch Prandi erhöhte erneut, und nach Gidsels 31:32 war es letztlich Lenne, der gegen die offene Deckung der Dänen alles klar machte und Frankreich jubeln ließ. Mittendrin THW-Torhüter Samir Bellahcene, der mit neun Paraden einen großen Anteil am französischen Erfolg hatte und nun der einzige Spieler der LIQUI MOLY HBL ist, der mit einer Goldmedaille von der EHF EURO zu seinem Club zurückkehrt, während Magnus Landin, der im Finale in 39 Minuten einen Treffer erzielte, mit Silber nach Kiel kommen wird. Das THW-Medaillenpaket komplettieren Eric Johansson und Karl Wallnius, die mit Schweden Bronze holten.
Fotos: EHF/kolektiff images / Sascha Klahn (5)