THW Kiel schlägt Kielce und zieht ins Finale des Handballcity-Festivals in Veszprem ein
Der THW Kiel hat den Härtetest gegen den letztjährigen Zweitplatzierten der EHF Champions League, Lomza Industria Kielce, gewonnen und ist ins Finale des Handballcity-Festivals in Veszprem eingezogen. Beim 35:33 (18:14)-Erfolg musste THW-Trainer Filip Jicha tief in die Improvisationskiste greifen, mussten doch Patrick Wiencek und Harald Reinkind angeschlagen auf einen Einsatz verzichten. Dafür sprangen andere in die Bresche: Steffen Weinhold und die beiden schwedischen Neuzugänge Karl Wallinius und Eric Johansson trafen je acht Mal. Das Finale am Sonntag (16:30 Uhr) zeigt der THW Kiel wieder live auf seiner facebook-Seite.
Beide Teams nicht in Bestbesetzung
THW-Trainer Filip Jicha musste gegen die Weltklassemannschaft aus Kielce nicht nur auf die beiden Langzeitverletzten Sander Sagosen und Hendrik Pekeler, sondern auch auf Abwehrchef Patrick Wiencek verzichten: Der THW-Kapitän lief wegen muskulärer Probleme nicht mit auf, zudem musste auch Rückraumspieler Harald Reinkind mit seinem schmerzenden Ellenbogen wieder passen. Auf der anderen Seite verzichtete Kielces Coach Talent Dujshebaev auf Andreas Wolff (Wadenprobleme) und seinen Sohn Alex, der jüngst Vater geworden war und in der Heimat blieb. Dafür rückte erstmals Neuzugang Nedim Remili (kam von Paris Saint-Germain) in den Kader.
Paukenschläge zum Start der Partie
Die Partie startete gleich mit zwei Paukenschlägen: Wallinius feuerte zweimal, und traf zur schnellen 2:0-Führung. In der Folge aber nutzte Kielce einige Abstimmungsprobleme in der Abwehr und ging beim 3:2 erstmals in Führung. Denn die Zebras hatten trotz aller personellen Unbillen gute Lösungen parat: Zum Teil spielte Magnus Landin im Mittelblock mit Johansson, dann setzte Jicha im Angriff auf den siebten Feldspieler und stellte mit Domagoj Duvnjak und Nikola Bilyk zwei gelernte Rückraumspieler an den Kreis. Die Kieler agierten insgesamt druckvoll und hatten mit Weinhold, Johansson und Wallinius das überragende Trio: Weinhold war es, der mit einem Doppelschlag den THW Kiel wieder mit 5:4 nach vorn brachte. Nachdem der starke Niklas Landin dann einen Siebenmeter von Wiaderny entschärft hatte, war es Zarabec mit seinem unnachahmlichen Schlagwurf, der die Schwarz-Weißen beim 6:4 wieder auf zwei Tore Abstand warf.
Kieler Pausenführung
Doch Kielce hielt sich in der Partie, glich beim 7:7 wieder aus – es blieb hart umkämpft, auch weil sich Kornecki im Kasten des polnischen Champions ein ums andere Mal auszeichnen konnte. Stück für Stück gewannen die Kieler dann aber die Oberhand, zogen von 9:8 durch Wallinius und Weinhold auf 11:8; später von 14:13 durch Johansson, Weinhold und erneut Johansson auf 17:13 weg – ein Abstand, der auch zur Pause noch Bestand hatte, weil Ekberg nach der Schlusssirene seinen Siebenmeter sicher zum 18:14 verwandelte.
Spannung bis in die Schlussminuten
Dabei blieb es allerdings nicht lange, mit zwei schnellen Gegenstößen warf sich Kielce beim 18:20 wieder in Reichweite. Die Zebras indes blieben cool, hatten immer eine Antwort parat. Wie bei Överbys 23:20, Johanssons siebtem Treffer zum 24:21 und kurz darauf zum 25:23 (42.). Absetzen konnte sich der THW Kiel jedoch nicht mehr, weil Kielce mit ebenso schnellem Spiel dagegen hielt. So traf Karalek direkt nach Ekbergs fantastischem Dreher zum 25:26, ehe Wallinius wieder am Drücker war: Er jagte den Ball in Winkel, Ekberg sicherte hinten den Ball, und vorne ließ es "Kalle" wieder krachen: 28:25 (48.). Mit seinen Treffern drei und vier in Folge sorgte Wallinius wenig später für das 30:26, während Weinhold nach dem zwischenzeitlichen 29:31 durch Remili mit seinem Tor für beruhigtere Nerven sorgte. Dann hielt Mrkva einen Remili-Wurf fest, und Bilyk erzielte das 33:29 (56.). Die Vorentscheidung? Mitnichten. Eine Prise Abstimmungsprobleme, eine Prise Pech wie bei Zarabec‘ Lattenkracher – schon war Kielce wieder dran, so dass es bis in die Schlussminute spannend blieb.
Finale am Sonntag
Den Deckel auf den Erfolg setzte dann Mrkva mit seiner grandiosen Parade gegen Remili: Der THW Kiel hat einen Härtetest für sich entschieden, am Sonntag folgt bereits der nächste: Das Finale findet am Sonntag um 16:30 Uhr statt. Gegner ist dann Gastgeber Telekom Veszprem, der sich mit 35:31 gegen die SG Flensburg-Handewitt durchsetzte. Der THW Kiel zeigt dieses wieder auf seiner facebook-Seite im Livestream.
Fotos: Telekom Veszprem
Handballcity-Festival, Halbfinale: THW Kiel – Lomza Industria Kielce 35:33 (18:14)
THW Kiel: N. Landin (1.-30., 9/1 Paraden), Mrkva (31.-60., 6/1 Paraden); Ehrig, Duvnjak (2), M. Landin, Øverby (2), Weinhold (8), Ekberg (3/2), Pabst (n.e.), Johansson (8), Dahmke, Zarabec (1), Schwormstede(n.e.), Wallinius (8), Bilyk (3); Trainer: Jicha
Lomza Industria Kielce: Kornecki (1.-50., 7 Paraden, 1 Tor), Czerwinski (50.-60., 1/1 Paraden); Remili (6/2), Sanchez, Sicko, Torunat (3), Wiaderny (1), Karacic, Moryto (5/1), D. Dujshebaev (1), Thrastarson (2), Kounkoud (2),Paczkowski, Domagala (1), Gebala (1), Karalek (5), Nahi (2); Trainer: T. Dujshebaev
Schiedsrichter: Nashevski / Nikolov (MKD)
Zeitstrafen: THW: 4 (2x Øverby (5., 56.), Weinhold (16.), Bilyk (35.)) / Kielce: 5 (Remili (3.), 3x Kounkoud (28., 50., 60.), Karalek (53.)
Disqualifikation: Kounkoud (3. Zeitstrafe, 60.))
Siebenmeter: THW 3/2 (Czerwinski hält Ekberg (53.)) / Kielce: 5:3 (Landin hält Wiaderny (9.), Mrkva hält Moryto (34.))
Zuschauer: ca 3000 (Veszprem Arena, Veszprem)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Wir sind zufrieden, dass wir das Spiel gewonnen haben. Wir haben in einer seltsamen, teilweise auch lustigen Formation ohne Kreisläufer, aber mit fünf Halblinken gespielt. Wir wollten einiges probieren, ich habe diese Partie als echtes Testspiel genommen, in dem wir bei Harald und Patrick nichts riskieren wollten. Ich hatte den Jungs gesagt, dass sie so viele Fehler machen können, wie sie wollen. Nur einen Fehler wollte ich nicht sehen: Dass sie sich verstecken. Und das haben gerade die Neuen sehr gut umgesetzt, deshalb freut mich dieses Spiel. Ich habe viele gute Szenen gesehen, aber auch einiges, was ich nicht sehen möchte. Daran werden wir in den nächsten Wochen arbeiten. Ich möchte dieses Spiel und diesen Sieg daher nicht überbewerten. Er ist schön für uns. Punkt.
THW-Rückraumspieler Steffen Weinhold: Wenn wir Kielce spielen, die eine körperlich robuste Mannschaft haben, ist klar, dass auch ein bisschen Härte reinkommt. Aber es war nicht übertrieben. Es war gut für uns, dass wir dieses Testspiel heute hatten. Uns haben ein paar Spieler gefehlt, weswegen wir die unterschiedlichsten Konstellationen ausprobieren mussten - in der Abwehr und im Angriff. Zwischendurch war vielleicht nicht immer ganz klar, wer wo wie in der zweiten Welle hinlaufen muss. Das wichtige war aber, dass wir alle Gas gegeben haben und wir das als Test auch genießen wollten.
THW-Rückraumspieler Eric Johansson: Es fühlt sich gut an, dieses harte Match gegen eine großartige Mannschaft gewonnen zu haben. Mit meiner persönlichen Leistung im Angriff bin ich zufrieden, in der Abwehr hätte ich gerne noch ein bisschen mehr beitragen können.