THW Kiel verliert verdient beim TuS N-Lübbecke
Der THW Kiel verliert in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga an Boden: Am Samstagabend verloren die Zebras beim ersatzgeschwächten Aufsteiger TuS N-Lübbecke deutlich mit 25:29 (9:13). Nach ausgeglichener Anfangsphase waren die Zebras, die nie zu ihrem Spiel fanden, gegen einen präsenteren und konsequenter agierenden Gastgeber beinahe chancenlos. Bester Kieler Torschütze war Sander Sagosen. Der Norweger, der erst kurz zuvor aus der Corona-Quarantäne wieder zum Team gestoßen war, traf 7/4 Mal. Für die Gastgeber war Tom Skroblien neunmal erfolgreich. Durch die zweite Niederlage in Folge ist der THW Kiel mit nunmehr sechs Minuspunkten aus den Spitzenrängen der stärksten Liga der Welt gerutscht.
THW Kiel wieder komplett
Beim Gastgeber fehlten mit Florian Baumgärtner, Dominik Ebner, Tin Kontrec, Leos Petrovsky und Tom Wolf gleich fünf Stammkräfte, während beim THW Kiel nach den Anstrengungen der vergangenen Wochen zumindest zahlenmäßig sich einiges zum Guten wendete: Nach überstandener Corona-Erkrankung und dem erfolgreichen Absolvieren zahlreicher Gesundheits-Checks reisten Steffen Weinhold und Sander Sagosen mit nach Ostwestfalen - zwar noch immer angeschlagen, aber einsatzbereit. Und auch Patrick Wiencek, der zuletzt aus familiären Gründen fehlte, erklärte sich bereit, der Mannschaft in Lübbecke helfen zu können. Erstmals nach fünf Partien konnte THW-Trainer Filip Jicha also wieder auf seinen kompletten Kader zurückgreifen.
Guter Kieler Start
Rezar stoppte zahlreiche Würfe der Kieler
Die beiden Corona-Comebacker Sagosen und Weinhold nahmen zuerst auf der Bank Platz und sahen von dort aus die schnelle Führung ihres Teams. Dank eines Treffers von Nikola Bilyk lag der THW Kiel in der Merkur Arena bereits nach 30 Sekunden mit 1:0 in Front. Nach einem gehaltenen Siebenmeter von Kiels Keeper Dario Quenstedt gegen Tom Skroblien traf Niclas Ekberg im Gegenzug per Strafwurf noch zum 3:2, es sollte die letzte Führung der Kieler in der gesamten Partie werden.
Pausen-Rückstand manifestiert sich
Die Zebras taten sich zusehends schwerer gegen die starke TuS-Abwehr und scheiterten zudem am überragend haltenden Aljosar Rezar im Kasten der Gastgeber. Vier Minuten vor dem Halbzeitpfiff lagen die Mannen von Trainer Jicha beim 6:12 mit sechs Toren zurück, kurz vor Ablauf der ersten 30 Minuten netzte Linksaußen Magnus Landin noch zum 9:13 aus Kieler Sicht ein. Der Däne sorgte auch für den ersten Kieler Treffer in Durchgang zwei, das Tor konnte allerdings nicht den "Zebra-Geist" wecken, um dieser Partie noch eine Wendung zu geben.
Zebras chancenlos
Kein Durchkommen für Hendrik Pekeler & Co.
Die Zebras liefen weiterhin einem Rückstand hinterher, den sie auch durch eine zwischenzeitliche Abwehrumstellung von 3:2:1 in eine defensivere Formation nicht egalisieren konnten. Dafür waren sie im Angriff zu schwach, leisteten sich technische Fehler en masse und Fehlwürfe immer dann, wenn sie eigentlich am Drücker waren. Und in der Defensive bekamen sie Heiny und Skroblien nicht in den Griff, die sich zum Teil gegen drei Gegenspieler durchsetzen konnten. Zwar kamen Domagoj Duvnjak und Co. gut zwei Minuten vor dem Schluss noch auf zwei Tore an die Lübbecker heran, doch ein Abspielfehler von Ekberg ließ alle Hoffnungen auf eine späte Wende platzen. Nach 60 Minuten lagen sich die Lübbecker in den Armen, sie feierten ausgelassen mit ihren lautstarken Fans den ersten Sieg gegen den THW Kiel seit 19 Jahren. "Wir waren einfach nicht da", kommentierte ein sichtlich geknickter Domagoj Duvnjak die "verdiente Niederlage" seines Teams. "Wir hatten keine Chance, das Spiel zu gewinnen."
Zwei Heimspiele nach der Nationalmannschafts-Pause
Viel Arbeit steht für den THW Kiel in den kommenden Wochen an - allerdings machen sich die Kieler Nationalspieler, die in der kommenden Woche bei ihren Auswahl-Mannschaften weilen, erst einmal auf ihren Weg quer durch Europa. Alle anderen bekommen nach bisher 17 absolvierten Pflichtspielen in der erst 56 Tage alten Saison eine kurze Pause, die gut tun wird. Denn nach der Rückkehr geht es im gewohnten Rhythmus weiter: Am Donnerstag, 11.11. (19:05 Uhr, Tickets hier verfügbar), empfängt der THW Kiel den Bergischen HC in eigener Halle, drei Tage später (Sonntag, 14.11., 14 Uhr) die TSV Hannover-Burgdorf (Tickets). Weiter geht's zu Hause, Kiel!
Fotos: Jan Strohdiek
LIQUI MOLY HBL; 9. Spieltag: TuS N-Lübbecke - THW Kiel: 29:25 (13:9)
TuS N-Lübbecke: Asheim (55.-60. und bei drei Siebenmetern 2/1 Paraden), Rezar (1.-54./9 Paraden); Heiny (6), Knüttel (n.e.), Petreikis (2), Strosack (6), Mundus (n.e.), Dräger (1), Meinkin (n.e.), Mrakovcic (3), Spohn, Nissen (1), Speckmann (2/1), Skroblien (9); Trainer: Kurtagic
THW Kiel: N. Landin (19.-60./5 Paraden), Quenstedt (1.-18./3/1 Paraden); Ehrig (1,) Duvnjak (3), Sagosen (7/4), Reinkind (1), M. Landin (5), Weinhold (1), Wiencek, Ekberg (6/3), Dahmke (n.e.), Zarabec, Horak, Bilyk (1), Pekeler; Trainer: Jicha
Schiedsrichter: Thomas Kern/Thorsten Kuschel
Zeitstrafen: TuS N 3 (Nissen (26.), 1x Heiny (42.), Mrakovcic (58.)) / THW: 5 (Weinhold (22.), Wiencek (38.), Duvnjak (51.), Horak (53.), Sagosen (56.))
Siebenmeter: TuS: 3/1 (Quenstedt hält gegen Skroblien (7.), Skroblien übers Tor (22.)) / THW: 8/7 (Ekberg scheitert an Asheim) Spielfilm: 0:1, 2:2, 4:3 (7.), 5:5, 10:5 (21.), 12:6, 13:7, 13:9;
14:9, 16:11, 17:13 (35.), 19:16 (42.), 21:16, 25:20, 26:23 (55.), 27:25 (59.), 29:25
Zuschauer: 1534 (Merkur-Arena, Lübbecke)
Stimmen zum Spiel:
TuS-Trainer Emir Kurtagic: Das ist eine Sensation. Meine Jungs haben aber alles dafür getan und zu keiner Zeit in diesem Spiel die Nerven verloren. Wir wussten, dass wir die überragende zweite und dritte Welle der Kieler stoppen müssen. Dass wir das geschafft haben, war der Schlüssel zum Sieg.
THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi: Uns haben heute die Grundlagen gefehlt. Und als wir uns dann reinkämpfen in dieses Spiel, war es bereits zu spät. Es gibt immer mehr als einen Grund für solch einen Auftritt. Es gab in letzter Zeit sehr viel Unruhe bei uns. Das waren zum Teil private Gründe, Quarantäne und eine hohe Spielbelastung. Aber das lassen wir nicht gelten. Solch ein Auftritt ist unentschuldbar.
TuS-Rückraumspieler Lutz Heiny: Gegen den Deutschen Meister als Aufsteiger zu gewinnen, ist Wahnsinn.
THW-Kapitän Domagoj Duvnjak: Lübbecke hat bis zum Umfallen gekämpft, und wir waren einfach nicht da. Lübbecke hat absolut verdient gewonnen. Wir waren eigentlich chancenlos. Wir müssen weiter nach vorn schauen, mit solchen Spielen gewinnen wir aber nicht in der Bundesliga. Für dieses Spiel gibt es keine Entschuldigung. Wir sind in einer schweren Phase, heute war ein gutes Beispiel dafür, dass man in der Bundesliga immer hochkonzentriert sein muss. Das waren wir nicht.