Der neue Alltag: Patrick Wienceks erste Arbeitswoche in der THW-Geschäftsstelle

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Der neue Alltag: Patrick Wienceks erste Arbeitswoche in der THW-Geschäftsstelle

Ein Schreibtisch, zwei Monitore, ein Ventilator gegen die heißen Sommertemperaturen, die Barista-Kaffemaschine, ein Laptop und das Logo des THW Kiel an der Wand: So sieht der neue Arbeitsplatz von Patrick Wiencek in der THW-Geschäftsstelle in Altenholz aus. Seit 1. Juli ist der ehemalige Kapitän der Zebras in der Administration des amtierenden DHB-Pokalsiegers tätig. "Ein neuer Lebensabschnitt, auf den ich mich intensiv vorbereitet und gefreut habe, hat begonnen", sagt der 36-Jährige und gibt offen zu: "Auf dem Handballfeld wusste ich immer, was zu tun ist. Hier muss ich das erst lernen."

Neuer Job nach 17 Jahren Profi-Handball

Die ersten Tage an einem neuen Arbeitsplatz sind immer besonders. Einleben, die neuen Aufgaben und das Umfeld kennenlernen, seinen Platz in der Gemeinschaft finden. "Obwohl ich meine neuen Kolleginnen und Kollegen fast alle schon kannte, hatte ich am Abend vor dem Start trotzdem ein bisschen Bauchgrimmen", gesteht Wiencek, schließlich habe 17 Jahre lang der aktive Profi-Handball sein Leben bestimmt. "Da wusste ich vor dem Trainingsstart immer, was mich erwartet. Jetzt bin ich den gleichen Weg wie bisher zum Trainingszentrum gefahren, aber eine völlig neue Tätigkeit mit ganz anderen Herausforderungen wartet auf mich. Und die Arbeit in einem Büro an einem Computer ist etwas komplett anderes als Bälle werfen und Gewichte stemmen."

Von Erfahrung profitieren

Die Nervosität vor dem Start sei aber schnell der Neugier auf das Neue gewichen. "Ich bin extrem lernwillig, und die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle sind alle sehr hilfsbereit. Sie machen mir den Beginn des neuen Arbeitslebens einfacher." Und so ist Patrick Wiencek gleich mittendrin im Geschehen, begleitet Gesprächstermine bei Partnern und Sponsoren, lernt Automatismen und Abläufe kennen - und wird direkt eingearbeitet. "Ich soll unter anderem die aufwändige Reiseplanung für die Mannschaft übernehmen, deswegen schaue ich Sabine (Holdorf-Schust, d. Red.) und Sarah (Schiske, d. Red.), die das bisher hervorragend gelöst haben, erst einmal über die Schulter, um von ihren Erfahrungen zu profitieren und später meine eigenen Erfahrungen als Spieler einbringen zu können."

In die Planung des eigenen Abschiedsspiels eingebunden

Auch in die Planung seines eigenen Abschiedsspiels, bei dem am 25. Juli in der Wunderino Arena (noch einige Tickets verfügbar) viele Wegbegleiter und Freunde "Ahoi Patrick!" sagen werden, ist der ehemalige THW-Kreisläufer eingebunden. "Ein eigenartiges Gefühl", gesteht Patrick Wiencek. "Bei den ersten Meetings war ich ja nicht dabei, weil - so glaube ich - bestimmt auch die ein oder andere Überraschung für mich geplant ist", sagt er schmunzelnd. "Meine Aufgabe ist es unter anderem, die Spieler zu kontaktieren, um Anreise und Hotelanfragen zu koordinieren. Und ich muss zugeben, dass ich mir das nicht so schwierig vorgestellt hätte. Insgesamt erlebe ich nun live mit, wie viel Arbeit hinter der Organisation eines solchen Events steckt. Ich freue mich trotzdem riesig auf den Abend, auch wenn ich nicht gerne im Mittelpunkt stehe."

Rücktritt vom Rücktritt kein Thema 

Das war - unfreiwillig - in den vergangenen Wochen allerdings sehr häufig der Fall. Erst die "Abschiedstournee" durch die Hallen, dann das Sahnehäubchen mit seinem 1000. Bundesliga-Tor für den THW Kiel beim finalen Pflichtspiel gegen Eisenach in der Wunderino Arena. Aber eben auch die schwere Verletzung seines Kumpels Hendrik Pekeler in eben diesem Spiel. "Er lag direkt vor mir, ich habe 'Dules' Reaktion gesehen - da war mir klar, wie schwer er sich verletzt hat." Klar war ihm auch, dass ihm daraufhin immer wieder die Frage nach einem Rücktritt vom Rücktritt gestellt werden würde. Auch von Geschäftsführer Viktor Szilagyi. "Es ist für Viktor eine Riesen-Herausforderung, in dieser Phase einen qualitativ hochwertigen Ersatz für 'Peke' zu finden", weiß Wiencek. "Umso respektvoller habe ich es empfunden, dass er mir gegenüber keinen Druck aufgebaut hat."

Zukunft liegt im Büro des THW Kiel

Trotzdem habe er drei, vier schlaflose Nächte gehabt, so Wiencek weiter. "Ich liebe diesen Verein, und natürlich gab es tief im Inneren die Überlegung, zu helfen. Aber ich bin froh, dass ich einigermaßen gesund meine Karriere beenden konnte. Und ich habe nach meiner Entscheidung im Januar, die Karriere zu beenden, mein Leben komplett umstrukturiert, habe mich auf meine neue Aufgabe vorbereitet und bin in einem Alter, in dem man sich um die Zukunft kümmern sollte. Und die liegt eben nicht mehr auf dem Feld, sondern im Büro des THW Kiel."