KN: "Wenn ... , ist alles wieder gut"
Kiel. Tag zwei nach der Niederlage in Magdeburg, Tag vier vor dem Derby gegen die SG Flensburg-Handewitt - gestern schwankte der THW Kiel noch zwischen Katerstimmung und dem ersten Anflug von Derby-Fieber. "Die Niederlage in Magdeburg (31:32, d. Red.) tat auf der Rückfahrt schon noch weh - und am Sonntag auch noch", sagt Steffen Weinhold. Am Montag hatten die Zebras die größte Enttäuschung über den frühen Punktverlust abgeschüttelt. "Wir haben uns auf Video ein paar Dinge angeguckt. Ein paar Szenen, in denen wir Überzahlsituationen nicht gut ausgespielt haben oder die Abwehr nicht 100-prozentig richtig gestanden hat", erzählt Weinhold.
THW Kiel will vor dem Spitzenspiel gegen Flensburg "im Kopf ruhiger bleiben"
Es waren Kleinigkeiten, die die Partie in der Getec-Arena entschieden. Drei Ballverluste und ein 5:0-Lauf der Gastgeber. "Der war tödlich", erinnert sich Kapitän Domagoj Duvnjak an die entscheidenden Minuten in der zweiten Halbzeit. Der Kroate findet: "Wir haben bis zum Schluss gekämpft. Wir hätten einen Punkt verdient gehabt."
Doch in den entscheidenden Momenten zitterte den Zebras in dieser Saison bisher stets zu oft die Hand. Der Supercup ging im Siebenmeterwerfen an die SG Flensburg-Handewitt, im Finale des Super Globes ebneten technische Fehler dem FC Barcelona den Weg zum knappen 34:32-Sieg, im ersten Liga-Topspiel nun das gleiche Bild. "Wir machen drei technische Fehler und rennen dann Magdeburg hinterher. Jeder will in solchen Situationen helfen und es gut machen. Wir müssen dabei aber im Kopf ruhiger bleiben", sagt der Kroate, der sich seit einer Woche mit einer Erkältung plagt. "Wir haben in jedem dieser Spiele eine Krise gehabt. Das müssen wir abstellen."
Krisenstimmung ist in der Mannschaft aber keineswegs angesagt. "Die Stimmung ist gut. Wir haben ja ein gutes Spiel geliefert. Kleinigkeiten haben entschieden", sagt Duvnjak, für den das bevorstehende Derby genau zur rechten Zeit kommt. "Wenn wir das Spiel gewinnen, ist alles wieder gut." Und wenn nicht? "Mit vier Minuspunkten wird es schwer", gibt der Regisseur zu. "Aber so denken wir nicht. Wir denken, dass wir gewinnen."
Kaum einen Gedanken verschwenden die Kieler deshalb an die Vorsaison, in der sie am dritten Spieltag mit einem Tor in Flensburg und direkt danach in Magdeburg verloren. "Der Unterschied ist, dass wir gegen Flensburg jetzt zu Hause spielen und 10 000 Fans hinter uns stehen", sagt Duvnjak, der hofft, dass die beiden früh verlorenen Punkte nicht ganz so schwer wiegen wie in der vergangenen Saison. "Ich glaube nicht, dass dieses Jahr wieder eine Mannschaft mit nur zwei Niederlagen Meister wird. Man hat schon nach drei Spieltagen gesehen, dass die Liga dieses Jahr richtig stark ist."
Denn nicht nur die Kieler haben zu diesem Zeitpunkt schon Federn gelassen. Flensburg kam in Wetzlar über ein Unentschieden nicht hinaus, Berlin patzte zum Auftakt in Leipzig, zuletzt ging die MT Melsungen völlig überraschend mit 23:36 bei Aufsteiger Balingen unter. "Man darf einfach keinen schlechten Tag haben", sagt Duvnjak.
Damit der Derby-Tag gegen Flensburg für die Zebras ein guter wird, bereiten sie sich ab heute intensiv auf den Nordrivalen vor. Wie sie die Enttäuschung abschütteln und in den Derby-Modus wechseln wollen? Duvnjak findet das "ganz einfach. Es ist ja ein Derby." Motivationstechnisch ein Selbstläufer also. Fehlen nur die ersten "Big Pionts" der Saison. "Donnerstag wäre ein guter Tag, um den Turnaround zu schaffen", sagt Weinhold.
(Von Mele Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 10.09.2019, Foto: Sascha Klahn)