KN: THW stürmt ins WM-Endspiel
Dammam. Tempo, ein breiter Kader und eine geschlossene Mannschaftsleistung - auf diesen Säulen bauten die Handballer des THW Kiel gestern ihren 34:30 (19:17)-Sieg über Vardar Skopje auf. Nach einem Gegenstoß-Wirbel vor allem in der zweiten Halbzeit stehen die Zebras morgen (16.20 Uhr) im Finale um den Super Globe.
34:30-Sieg über Vardar Skopje im Halbfinale
Drittes Spiel am dritten Tag in der feuchten Hitze Saudi-Arabiens, der Gegner eine Größe im europäischen Vereinshandball. Eine schwankende zwar - immerhin hat Vardar Skopje rund um den überraschenden Champions-League-Sieg 2019 finanzielle und personelle Höhen und Tiefen erlebt. Übrig geblieben ist ein Kader, dessen erste Reihe noch immer internationale Klasse ist und dem THW gestern Paroli bot: Ivan Cupic führte Regie, Dainis Kristopans und Ex-Zebra Christian Dissinger bildeten den Mittelblock, Timur Dibirov lief Gegenstöße und auch der neue algerische Torwart Khalifa Ghedbane, ein noch eher unbeschriebenes Blatt, fand schnell ins Spiel.
Auf der anderen Seite die Kieler, die fast vom Start weg rotierten, um die Belastung auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Der Rhythmus der Partie folgte zunächst einem klaren Muster: Der THW legte vor, Vardar zog nach. Unkonzentriertheiten auf Kieler Seite durchbrachen ihn nach 15 Minuten. Miha Zarabec versprang in Unterzahl ein Ball, Harald Reinkind fand seinen Meister in Ghedbane, ein Pass auf Rechtsaußen kam nicht an und Vardar nutzte die Gelegenheit, um sich auf 14:11 (22.) davon zu kontern. Zeit für THW-Trainer Filip Jicha, seinen größten Trumpf auszuspielen: Domagoj Duvnjak übernahm im Angriff das Zepter und in der Defensive die Spitze der 3:2:1-Abwehr, und plötzlich griff wieder ein Rädchen ins andere im Zebra-Spiel. Mit einer beeindruckenden 100-Prozent-Quote feuerte Nikola Bilyk Würfe aufs Tor der Nordmazedonier ab, wurde mit neun Treffern bester THW-Schütze.
Nach der Zwei-Tore-Führung zur Pause schalteten die Zebras noch einen Gang hoch. Flinkere Beine in der Abwehr und noch mehr Landin-Paraden legten Vardars Angriff für neun Minuten lahm. Während Bilyk, Ekberg und Co. von Konter zu Konter stürmten und den Spielstand auf 29:20 (45.) schraubten, wurde deutlich, dass im aktuellen Kader der Nordmazedonier die Breite fehlt. Sorgen, die Filip Jicha nicht hat. "Ich bin momentan ein glücklicher Trainer", beschrieb er seinen Gemütszustand. "Wir waren sehr konzentriert und haben das Spiel die ganze Zeit über kontrolliert." Bilyk lobte vor allem die gute Atmosphäre in der Mannschaft. "Wir haben uns das ganze Spiel über gegenseitig gepusht." In den letzten zehn Minutenzerfaserte das Spiel auf beiden Seiten. Skopje konnte zwar verkürzen, den Kielern aber nicht mehr gefährlich werden.
Nun haben sie einen Tag Pause, bevor es im Finale um den Titel und ein Preisgeld von 400 000 Dollar geht. Der Zweite bekommt 250 000 Dollar. Finanziell hat sich die Reise für den THW damit schon gelohnt. "Wir sind hier nicht nur zum Geldverdienen hergekommen, aber auch nicht nur wegen des sportlichen Aspekts", sagte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi. "Als Sportler wollen wir ein Finale natürlich nicht nur spielen, sondern gewinnen."
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 30.08.2019, Foto: Sascha Klahn)