KN: Wiedersehen in Osteuropa
Wien. Es ist zwar ein Fußball-Bonmot: Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu. Aber ein bisschen passte dieser Satz auch am Donnerstagabend, als in Wien die Gruppenphase in der Handball-Champions-League ausgelost wurde. Die Rückkehr des THW Kiel fällt dabei sportlich attraktiv und anspruchsvoll, auf der Landkarte eher strapaziös mit gehörigem Osteuropa-Übergewicht aus.
Handball-Champions-League: Auf den THW Kiel warten in der Gruppenphase starke Gegner und viele Reisestrapazen
Die Zebras erwischten in Gruppe B nicht nur die beiden Vorjahresfinalisten Vardar Skopje (Nordmazedonien) und Telekom Veszprém (Ungarn) und mit dem polnischen Meister KS Vive Kielce - neuer Klub von Nationalkeeper Andreas Wolff - gleich noch den dritten Final-Four-Teilnehmer der abgelaufenen Königsklassen-Saison dazu. Sie müssen auch nach Weißrussland (HC Meshkov Brest) und in die Ukraine (Motor Saporoschje) reisen. Komplettiert wird die Achter-Vorrundengruppe durch den südfranzösischen Klub Montpellier Handball sowie den diesjährigen EHF-Cup-Halbfinalisten FC Porto aus Portugal.
Von Lospech wollte Viktor Szilagyi, Sportlicher Leiter des THW Kiel, dennoch nicht sprechen. Die Gruppe, die der ehemalige Kieler Kapitän Stefan Lövgren, Mitglied des Exekutivkomitees der Europäischen Handballföderation (EHF), da in Wien aus dem Topf gezogen hatte, nannte der Österreicher "attraktiv", wenn auch "nicht ganz wunschgemäß". "Wir hätten uns weniger Reisestrapazen gewünscht", sagte Szilagyi unmittelbar nach der Auslosung. "Saporoschje, Brest, Skopje sind nicht leicht zu erreichen. Und leid tut es mir auch für die Fans, für die es natürliche erschwerte Bedingungen für Auswärtsreisen sind."
Sportlich sprach Szilagyi von einer "großen Herausforderung". Man wolle jedoch "um den Gruppensieg mitspielen und sich so eine gute Ausgangsposition für die K.o.-Runde schaffen". Der zukünftige Kieler Geschäftsführer Sport ( ab 1. Juli ) betonte noch einmal den hohen Stellenwert der Königsklasse und unterstrich die Ambitionen in der Vorrunde: "Unser Augenmerk gilt der Vorrunde, denn es ist nicht egal, ob man später in den K.o.-Spielen Heimrecht im Rückspiel hat oder nicht. Als Gruppensieger könnte man zudem sogar das Achtelfinale überspringen."
Für die Zebras um ihren neuen Cheftrainer Filip Jicha kommt es bei ihrer Rückkehr auf die große Handballbühne also zum Wiedersehen mit ehemaligen Weggefährten wie Andreas Wolff (Kielce), Christian Dissinger, Rogerio Ferreira (beide Skopje) oder Rasmus Lauge (Veszprém). Der deutsche Meister und Nordrivale SG Flensburg-Handewitt trifft in Gruppe A indes auf Rekordsieger FC Barcelona ( neun Titel ), Paris Saint-Germain (Frankreich), Aalborg Håndball (Dänemark), Pick Szeged (Ungarn), RK Zagreb (Kroatien), Elverum Håndball (Norwegen) und RK Celje aus Slowenien. Der Gruppensieger zieht direkt ins Viertelfinale, die Zweit- bis Sechstplatzierten ins Achtelfinale ein. Das wird komplettiert durch zwei Mannschaften aus den nachrangigen Gruppen C und D mit jeweils sechs Mannschaften.
Die Gruppenphase mit insgesamt 14 Vorrundenspielen pro Mannschaft wird zwischen dem 11. September 2019 und 1. März 2020 ausgetragen. Das Final Four in der Kölner Lanxess Arena mit den vier besten Teams ist am 30. und 31. Mai 2020 angesetzt. Der THW Kiel war zuletzt 2016 in Köln dabei, schied damals im Halbfinale allerdings mit 28:31 nach Verlängerung gegen Telekom Veszprém aus.
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 28.06.2019, Foto: Sascha Klahn)