500 Mal Gislason das Jubiläum
Das erste Heimspiel des THW Kiel in der neuen Serie der DKB-Handball-Bundesliga stand gleich unter einem ganz besonderen Stern: Alfred Gislason saß exakt neun Jahre nach seinem ersten Spiel als Trainer des THW Kiel ausgerechnet gegen seinen Ex-Club SC Magdeburg zum 500. Mal in einem Pflichtspiel auf der Bank bei den Zebras.
"Das bedeutet mir sehr viel"
500 (!) Pflichtspiele als Trainer des THW Kiel. Wahnsinn! In die Wertung flossen neben den Partien in der deutschen Eliteklasse auch die Begegnungen im DHB-Pokal sowie in der VELUX EHF Champions League ein. Der 57-jährige Jubilar geht bereits in das zehnte Trainerjahr bei den Kielern. "So lange beim THW Kiel geblieben zu sein, bedeutet mir sehr viel", sagt der Isländer. Und noch immer hat der ehrgeizige Gislason viel vor. Bis zum Schluss der nun ganz frischen Spielzeit will er um die Meisterkrone mitspielen und am liebsten wieder die Final-Four-Turniere in Köln (Champions League) und Hamburg (DHB-Pokal) erreichen. Nach zwei Jahren ohne Meisterschale lechzen der Isländer und sein auf Erfolg getrimmter THW Kiel nach dem Titel. Es ist die längste Phase seiner Amtszeit ohne deutschen Meistertitel, den Gislason den Fans in den Jahren 2009, 2010, 2012, 2013, 2014 und 2015 auf dem Rathausbalkon präsentierte.
Alles begann mit einem "Fehlstart"
Dazu gewann er mit seinen Zebras zwischen 2009 und 2017 fünfmal den DHB-Pokal sowie 2010 und 2012 zweimal die VELUX EHF Champions League. Die Krönung war die Spielzeit 2011/12, als es Gislason und seiner Mannschaft gelang, Sportgeschichte zu schreiben und alle drei großen Titel nach Kiel zu holen. Dem beeindruckenden Pokalsieg gegen die SG Flensburg-Handewitt (33:31) folgte der 26:21-Sieg gegen die Spanier von Atletico Madrid in der Königsklasse, ehe die Spielzeit mit famosen 68:0 Punkten in der Bundesliga abgeschlossen wurde. Alles in allem kamen in der Amtszeit Gislasons bislang über 400 Siege heraus - dabei begann die Ära beim THW Kiel auf den Tag genau vor neun Jahren mit einem enttäuschenden 28:28-Unentschieden gegen den Aufsteiger TSV Bayer Dormagen. Der Siebenmetertreffer von Maciej Dmytruszynski nach der Schlusssirene ließ Gislason damals sogar von einem Fehlstart sprechen.
Große Triumphe auch mit dem SCM
Die Bundesliga-Trainerkarriere von Alfred Gislason begann 1997/98 bei der SG VfL/BHW Hameln sogar mit einem Abstieg aus der Ersten Liga. Als der Wiederaufstieg aus der Zweiten Liga in der Relegation missglückte, musste er seinen Trainerstuhl räumen. Es folgte der Wechsel zum SC Magdeburg, mit dem er 2001 ein Double aus Meisterschaft und EHF-Pokal gewann. Der größte Triumph seiner Magdeburger Zeit folgte ein Jahr später: Als erste deutsche Mannschaft überhaupt holte der SCM unter Trainer Alfred Gislason den Champions-League-Titel. Insgesamt sechseinhalb Spielzeiten war Gislason Trainer in der Börde. Danach folgte noch ein Engagement beim VfL Gummersbach, von wo ihn der THW damals loseiste und nach Kiel holte.
Ziele sind nicht kleiner geworden
Für Gislason ist klar: Die Phase des Umbruchs wird in dieser Saison abgeschlossen, auch wenn Raul Santos, Rene Toft Hansen und Domagoj Duvnjak noch eine zeitlang ausfallen werden. Schließlich wird es nach drei weiteren Bundesligaspielen schon wieder international. Dann kommt Paris Saint-Germain nach Kiel, und Gislason darf erneut feiern: Diese Partie wird sein 150. Einsatz in der Königsklasse als Trainer des THW Kiel.
(Von Jörg Lühn, aus dem THW-Arena-Magazin "ZEBRA" zum Heimspiel gegen den SC Magdeburg am 03.09.17)
Kurz-Interview mit Alfred Gislason
ZEBRA: Alfred, herzlichen Glückwunsch zu einem ganz besonderen Jubiläum: Gegen den SC Magdeburg bestreitest Du Dein 500. Pflichtspiel für den THW Kiel...
ALFRED GISLASON: Wirklich... (lacht erstaunt)? Herzlichen Dank! So lange beim THW Kiel geblieben zu sein, bedeutet mir sehr viel. Ich bin mittlerweile in meinem zehnten Jahr hier in Kiel. Diese Zeit ist erstaunlich schnell vergangenen, nur so gerast. Es ist eine Riesenüberraschung für mich, dass es inzwischen schon 500 Spiele geworden sind.
Das war eine schöne Zeit, oder?
Ja, auch wenn die vergangenen zwei Jahre sehr schwierig waren. Doch auch am Anfang meiner Zeit in Kiel hatten wir schon einmal eine schwierige Saison, in der wir mit sehr vielen Verletzungen zu kämpfen hatten und Hamburg schließlich Meister wurde. Insgesamt aber habe ich in der Tat bislang eine superschöne Zeit mit dem THW erlebt - und ich hoffe auf viele weitere schöne Momente!
Was erwartest Du von der Zukunft?
Ich gehe nicht davon aus, dass ich noch weitere 500 THW-Spiele machen werde. Aber ich hoffe, dass ich diese Mannschaft später auch aus der Ferne weiter reifen und die Früchte unserer Arbeit ernten sehe. Dann bin ich mir ganz sicher, dass der THW Kiel auch weiterhin seinen Status als erfolgreichster deutscher Handballklub wahren wird.
Und bis dahin...?
...wollen wir auch jetzt wieder um die Meisterschaft mitspielen und sowohl das Pokal-Final-Four als auch das VELUX EHF Final4 erreichen. Ich hoffe, dass wir vom Verletzungspech endlich einmal verschont werden. Denn um Titel zu gewinnen, braucht man auch ein wenig Glück.