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KN: Das passt nicht unter einen Hut

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KN: Das passt nicht unter einen Hut

Kiel. Steffen Weinhold kam leicht verspätet zur Diskussion „Spitzensport trifft Universität“. Dass der Kapitän des THW Kiel überhaupt kam, spricht für seine professionelle Einstellung, denn in der Nacht zuvor war er Vater des kleinen Jakob geworden. Der zurzeit verletzte Rückraumspieler wusste noch nicht einmal, wie die Nationalmannschaft am Dienstag bei der WM gegen Saudi-Arabien gespielt hatte. „Ich war mit etwas anderem beschäftigt“, ließ er die Zuhörer im vollen Hörsaal 108 des Sportzentrums lächelnd wissen.

Für Mannschaftssportler ist ein Studium an einer Präsenz-Uni besonders schwierig – Alternative Fernstudium

Wie viel Zeit der Handball-Europameister in den kommenden Jahren für seinen Sohn haben wird, lässt sich nur vermuten: eher wenig. Für ein Studium an der Christian-Albrechts-Universität hätte Weinhold auf jeden Fall keine Zeit. „Als Profi gibt es keine Chance, parallel an einer Präsenz-Uni 80 Prozent Anwesenheitspflicht zu erfüllen“, postulierte der 30-Jährige im Gespräch mit Professor Dr. Manfred Wegner. Der Sportwissenschaftler moderierte die Diskussion, in die auch THW-Geschäftsführer Thorsten Storm sowie die beiden Altenholzer Talente Sebastian und Lukas Firnhaber einbezogen waren. Zurück zu Weinhold. Er hat kurz vor den Olympischen Spielen in Rio ein Fernstudium mit dem Master in Sportmanagement beendet. „Ich war 2016 etwa fünf Monate nicht in Kiel, ein solches Fernstudium ist leider die einzige Möglichkeit. Das habe ich gemerkt, als ich als junger Bundesligaspieler in Nordhorn versucht habe, nebenbei Mathe und Sport zu studieren, das ging gar nicht.“ Die Handball-Karriere haben die Firnhaber-Brüder noch vor sich. Sebastian wird ab 1. Juli Profi beim deutschen Rekordmeister, er trainiert bereits mit den Zebras und hat die ersten Einsätze absolviert. Praktisch, dass der baumlange Rechtshänder bis dahin sein Wirtschaftsingenieursstudium abgeschlossen haben wird. Das funktionierte allerdings auch nur mit einer guten Planung und viel Fleiß, wie der 22-Jährige eimräumte. „Ich hatte mir vorgenommen, das Studium durchzuziehen, um für die Zeit nach dem Handball etwas in der Hand zu haben. Das war nicht immer einfach, denn wenn man drei Stunden beim THW intensiv trainiert, ist man platt, dann fällt es nicht leicht, am Schreibtisch zu sitzen.“ Immerhin ist „Flamme“ dankbar, dass ein sportfreudiger Professor ihm bei seiner Bachelorarbeit entgegen kam. Die darf er in vier Monaten schreiben statt wie üblich in drei. „Was ,Flamme’ gemacht hat, ist nur mit viel Ehrgeiz durchzuziehen. So kann er sich bald komplett auf den THW konzentrieren“, lobte Thorsten Storm und erläuterte die Bedeutung eines Studiums oder einer abgeschlossenen Ausbildung für die Lebensplanung: „Ein Handballer ist nach seiner Karriere wirtschaftlich nicht abgesichert. Auch Steffen Weinhold ist als Nationalspieler nicht mit einem Bastian Schweinsteiger zu vergleichen.“ Das ist auch Lukas Firnhaber bewusst, der noch gar keinen Profivertrag in der Tasche hat. Der 19-jährige Linkshänder studiert zwar an der CAU Sport und Wirtschaftswissenschaften, scheint aber nicht so recht an eine Zukunft als Handelslehrer zu glauben: „Dieses Studium ist ziemlich verschult. Wenn ich morgens mit dem THW trainiere, dann zur Uni fahre und abends um halb zehn vom Training aus Altenholz nach Hause komme, dann geht nicht mehr viel.“ Nach 90 Minuten nahm Manfred Wegner als Erkenntnis mit, dass die CAU Wege finden müsse, auf Topsportler zuzugehen, und Thorsten Storm befand: „Ein Individualsportler kann seine Trainingszeiten besser legen. Für uns als Verein ist das ein ungelöstes Thema.“ (Von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 20.01.2017)