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KN: Endgültig Weltspitze

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KN: Endgültig Weltspitze

Rio de Janeiro. Bronze. "Europameister, Medaille in Rio. 2016 ist so dick. Das fühlt sich so mega an!" Den Dopingkontrolleur unter den Arm geklemmt, hüpfte Finn Lemke durch die Katakomben der Handballarena in Rio de Janeiro. Und das mit einem breiten Grinsen. Auch Patrick Wiencek bekam seines nicht mehr aus dem Gesicht. "Wir wollten diese Medaille unbedingt. Dafür haben wir alles gegeben, sind für den anderen auf dem Feld gestorben. Jetzt wird gefeiert." Die Mixed Zone - da, wo sich Sportler und Journalisten treffen - war nach dem 31:25 (17:13) gegen Polen ein deutsches Freudenfeld.

Deutsche Handballer gewinnen Bronze! Kampfansage an Frankreich

Es war die 42. deutsche Medaille in Rio - und zugleich die letzte. Und mit den Spielen von Rio ist nun endgültig klar: Handball-Deutschland ist zurück in der Weltspitze. Europameister, Olympia-Bronze - und das mit einer jungen Truppe, alles Olympia-Novizen. 2016 könnte das Geburtsjahr einer neuen, einer goldenen Generation werden. Ziel: Olympia-Gold 2020 in Tokio. Die Vision des Deutschen Handballbundes (DHB), schon vor zwei Jahren zum Dienstantritt von Bundestrainer Dagur Sigurdsson mutig formuliert, ist längst kein Hirngespinst mehr. "Wir konnten ja nicht schon wieder übererfüllen. 2020 sind wir dran", kündigte Andreas Wolff feixend an. Vom Kieler Keeper, der in den Rio-Tagen so wortkarg gewesen war, fiel alles ab. Mit zwölf Paraden einer der Matchwinner, sprach er auch noch einmal über das 28:29 im Halbfinale gegen Frankreich: "Das hat mich richtig getroffen. Auch, weil ich von mir selbst enttäuscht war. Doch Niederlagen prägen den Charakter. Wir sind wieder aufgestanden." Die Mannschaft habe unter so hohem Erwartungsdruck gestanden. "Doch dem haben wir standgehalten." Und dann schickte Wolff noch eine Kampfansage an "Les Bleus": "Wir werden uns revanchieren. Wir holen uns den WM-Titel im Januar in Frankreich." Gegen Polen brauchten die Deutschen gut 20 Minuten, um in die Partie zu finden. Das Spiel bis dahin: zerfahren, die Würfe teilweise überhastet. Zudem wurden beste Chancen liegen gelassen. Da auch die Abwehr nur Schweizer-Käse-Format hatte, lagen die Deutschen früh mit 5:8 zurück (15. Minute). Doch für das deutsche Team sind Rückstände ja nur dafür da, aufgeholt zu werden. Der Startschuss dazu fiel mit der Hereinnahme von Steffen Weinhold im rechten Rückraum. Der Kieler Wühler belebte die Offensive mit seiner Dynamik und gab auch der Abwehr mehr Halt. Die hatte nun ihren EM-Rhythmus wiedergefunden. Beweglich die Räume verdichtend, auch in den Mitteln nicht gerade zimperlich, baute Abwehrchef Lemke mit seinen Jungs eine Mauer, undurchdringlich selbst in Unterzahl. Die Folge: Ballgewinne und eine Konterwelle, die Polen überrollte. Da auch Martin Strobel fortan das Spiel besser lenkte, nahm der DHB-Express Fahrt auf. In Zahlen las sich das so: 8:8 nach 19 Minuten, 12:9 nach 25 Minuten. Mit jeder Aktion trugen die Deutschen den Kopf höher. Bezeichnend: Tobias Reichmann traf Sekunden vor der Pause aus spitzem Winkel zum 17:13. Mit Top-Quote - acht Würfe, sieben Tore - war der Flügelflitzer vor Kapitän Uwe Gensheimer (sechs) auch bester Werfer. Die "Bad Boys" blieben auch nach der Pause bei ihrem erfolgreichen wie simplen Strickmuster. Balleroberung, Konter, Tor. Als Reichmann per Tempogegenstoß zum 25:18 (43.) traf, Wolff sogar in Unterzahl zubiss, durfte der Siegersekt schon mal kalt gestellt werden. "Ab da haben wir den Sieg verwaltet", analysierte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Auch er war "unglaublich glücklich". Mission erfüllt, Weltspitze bestätigt, WM vor Augen - das war sein Kurzfazit. Olympia habe auch gezeigt, dass der 2014 eingeschlagene Weg der richtige ist. "Wir haben schon jetzt viel erreicht", sagte Hanning. "Aber da wächst etwas ganz Großes heran." (Von Jan Kürbis, aus den Kieler Nachrichten vom 22.08.2016, Foto: Getty Images / Lars Baron)