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KN: Gesucht: Medaillenform

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KN: Gesucht: Medaillenform

Straßburg. Zwei Wochen vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ist Handball-Europameister Deutschland noch auf der Suche nach der eigenen Medaillenform. Während Kiels Keeper Andreas Wolff am Rande des Vier-Nationen-Turniers "EuroTournoi" in Straßburg ganz klar den Olympiasieg als Ziel ausrief und seine Mitspieler mit kritischen Worten wachrüttelte, war in den beiden Partien am Freitag gegen Dänemark (19:25) und schließlich im Spiel um Platz drei am Sonntag gegen Ägypten längst noch nicht alles Gold, was glänzt. Immerhin, Bundestrainer Dagur Sigurdsson zeigte sich nach dem 30:27 (13:11) gegen den Afrika-Meister besänftigt und sieht seine Mannschaft nun "auf einem guten Weg". Auch im Januar vor Beginn des "EM-Märchens" habe man schließlich Rückschläge erlitten und gewusst: Es wird eng. Turniersieger wurde Frankreich am Abend durch ein 29:25 gegen Dänemark.

"EuroTournoi" in Straßburg: Platz drei

Mit einem Sieg verabschiedet sich Sigurdssons Mannschaft am Sonntag von der europäischen Handball-Bühne und weiß dennoch spielerisch kaum zu überzeugen. "Der Sieg war gut für das Selbstvertrauen", sagt Rechtsaußen Tobias Reichmann anschließend. "Aber wir müssen noch mehr Fehler abstellen. Im Kopf bin ich noch nicht ganz auf dem Weg nach Rio." THW-Torwart Andreas Wolff, gegen Ägypten ohne Einsatzminute, sieht "erhebliches Verbesserungspotenzial" und lässt den durch den EM-Titel gestiegenen Erwartungsdruck einfach links liegen: "Mir egal. Ich erwarte von mir, dass ich der Mannschaft in jedem Spiel mit guten Paraden und als emotionaler Rückhalt helfe. Frühform ist aber auch gefährlich. Wir tun gut daran, uns erst einmal auf die Basis zu konzentrieren, bevor wir in einen Weltklasse-Flow kommen." Weltklasse ist am Sonntag kaum zu sehen. Auch, weil THW-Ass Steffen Weinhold im rechten Rückraum fehlt, der sich in Straßburg jedoch ebenso wie Mittelmann Steffen Fäth mit der Mannschaft warmmacht. Ein Hoffnungsschimmer: Wird der Bundestrainer den 30-jährigen Ersatzmann in Rio noch vor Beginn der Spiele an der Copacabana gegen Linkshänder Patrick Groetzki ins Team wechseln? Der deutschen Mannschaft fehlt - auch im Spiel gegen Ägypten - ohne Fäth und Weinhold die nötige Klasse im Rückraum. Paul Drux und Martin Strobel tun sich anfangs wieder schwer im Spielaufbau. Basierend auf einer "besseren Abwehr" (Sigurdsson) setzt sich Deutschland dennoch vom 9:11 (23.) auf 13:11 zur Pause ab. Der Kieler Patrick Wiencek deckt zunächst an der Seite von Finn Lemke, später neben Hendrik Pekeler, macht seine Sache jeweils richtig gut, verschiebt, ackert, wirft sich nach dem Ball. So spielt ein echter Abwehrchef, Wiencek dürfte für den Innenblock in Rio gesetzt sein. In dem erneut unter tropischen Temperaturen in der Straßburger Arena leidenden Match, in dem die deutsche Mannschaft in Gedenken an die Opfer des Amoklaufs von München mit schwarzem Trauerflor aufläuft, bleiben auch nach der Pause jede Menge Probleme. Probleme im Angriff mit der aggressiven, körperbetonten Deckung der Afrikaner, Probleme zwischen den Pfosten, wo an diesem Tag weder der Berliner Silvio Heinevetter noch der zum Ersatztorwart degradierte Europameister Carsten Lichtlein zu glänzen wissen. Während Christian Dissinger (Pferdekuss) ebenfalls geschont wird, avanciert Julius Kühn mit sechs Toren zu einem Lichtblick auf Halblinks. Kapitän Uwe Gensheimer ("Wir haben einiges zu verbessern") behält siebenmal vom Siebenmeterstrich die Nerven. Und mit zunehmender Spieldauer lassen auch Martin Strobel (Zug zum Tor, 4 Tore) und Tobias Reichmann (Wurfrepertoire, 4) erahnen, wo sie sein könnte - die Medaillenform. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 25.07.2016, Foto: Archiv/Sascha Klahn)

Stimmen zum Eurotournoi

Dagur Sigurdsson (Bundestrainer): Am Freitag war ich mit der Leistung gegen Dänemark nicht zufrieden, heute schon, wir haben mehr Tempo gezeigt. Das ist wie mit einem Bein im kalten, mit dem anderen im warmen Wasser. Ich will aber immer warmes Wasser. Die Einstellung hat gestimmt, und ich bin mir sicher, dass wir von Spiel zu Spiel stärker werden. Bis dahin sind die Tage bis zum Abflug nach Rio sehr wichtig. Andreas Wolff (Nationaltorwart vom THW Kiel): Wir haben gegen Dänemark gesehen, dass wir halbherzig keine Spiele gewinnen. Hoffentlich war das nur ein rechtzeitiger Schuss vor den Bug. Wir müssen das Etikett „Bad Boys“ mit Leben füllen: Basiswerte wie Ehrgeiz, Zusammenhalt, taktische Disziplin. Ich möchte am 21. August gern die Goldmedaille feiern. Und ohne Stars wie Hansen und Karabatic geht es bei uns nur über das Kollektiv. Patrick Wiencek (THW-Kreisläufer): Ich finde, dass wir in der Abwehr schon ganz gut stehen. Mir ist egal, mit welchem Spieler ich im Innenblock spiele. Die Nachrichten aus München waren ein Schock. Das zeigt, dass andere Sachen wichtiger sind als Handball. Über unseren Betreuer Michael Menzel habe ich täglich Kontakt zu meinen THW-Kollegen. Ich rufe meist morgens an, wenn die Jungs auf der Laufbahn sind. Wir haben auf jeden Fall das Potenzial, Gold zu holen.