ZEBRA: Christian Sprenger: Kein Schickimicki
"Ich kenne immer noch nicht die Straßennamen"
ZEBRA: Was bedeuten Dir Mobilität und Freiheit? SPRENGER: Freiheit ist, zu jeder Zeit das machen zu können, was man möchte. Wir Spieler haben dagegen ein sehr fremdbestimmtes Leben: Unsere Zeit ist sehr begrenzt, in der wir tatsächlich das machen können, was wir wollen – jedenfalls größere Sachen, wie mal nach Hause zu fahren. Deshalb bedeutet Mobilität für mich alles. Ich bin ein sehr spontaner Mensch, der gerne etwas unternehmen möchte, wenn er denn mal einen Tag frei hat. Der auch mal spontan nach Hause fährt. Wo fühlst Du Dich zu Hause? Ich definiere das natürlich in erster Linie über meinen Heimatort Ludwigsfelde, da wo ich herkomme, wo ich geboren bin. Aber ich habe im Laufe der Zeit ziemlich schnell gelernt, dass es nicht wichtig ist, wo Du geboren bist, sondern wo Du Dich wohl fühlst. Und was für Leute um Dich herum sind. Ob Deine Freunde in der Nähe sind, ob das alles passt. Sicher ist auch Magdeburg ein Stück weit meine Heimat geworden, ebenso Kiel, wo ich inzwischen im siebten Jahr spiele. Ich kenne hier zwar immer noch nicht die verdammten Straßennamen, aber trotzdem weiß ich mittlerweile, wie man überall hinkommt.
"Ich brauche keine Statussymbole"
"Wahrnehmen, wie sich eine Metropole anfühlt"
Aber es zieht Dich schon an Orte, wo das Leben spielt… Definitiv, das ist klasse! Ich habe vor zwei Jahren mal Urlaub in New York gemacht, der für mich tatsächlich absolut schönste Urlaub. Da war nichts mit Entspannen, das war aktive Erholung. Früh morgens um sieben Uhr ging es los, und dann bis abends um neun oder zehn Uhr. Und danach waren wir immer noch nicht zurück im Hotel. Viel angucken, viel von dem wahrnehmen, wie sich das Leben in solch einer großen Metropole anfühlt. Davon eine ganze Woche lang ein Teil gewesen zu sein, war sehr faszinierend. Bist Du ein Stadtmensch? Teils, teils. Ich wollte damals unbedingt in die Stadt ziehen. In Magdeburg habe ich immer mittendrin gelebt. Jetzt hat es mich allerdings nach Meimersdorf verschlagen. Ich fühle mich da auch sehr wohl - und ehrlich gesagt, würde es mich in der Stadt nerven, ständig einen Parkplatz suchen zu müssen. Gerade Kiel ist so angeschlossen, dass man selbst von Meimersdorf aus überall in einer Viertelstunde ist. Allerdings könnte ich es mir nicht vorstellen, in einer Kleinstadt oder in einem Dorf zu leben. Jedenfalls nicht ohne solch eine Nähe zu einer größeren Stadt wie jetzt. Ich habe elf Jahre in Magdeburg gelebt. Ich weiß nicht, ob ich noch mal unbedingt in Berlin leben muss. Dort ist es für mich schon eine Nummer zu unpersönlich. Aber so eine Landeshauptstadt wie Kiel sollte es schon sein.
"Jeder ärgert sich, wenn er nicht trifft"
Auf Menschen unterschiedlichster Herkunft zuzugehen, fällt Dir sehr leicht, oder? Für mich gibt es da überhaupt keine Unterschiede. Ich habe in meinem Beruf quasi schon mein ganzes Leben lang mit Menschen anderer Nationen zu tun. Das ist toll: Wer kann schon sagen, dass er Freunde aus Serbien, Kroatien, Island und sonst wo auf der Welt hat? Und in der Regel ist man bei allen willkommen. Das ist ein schönes Gefühl. Wie bereichert das Dein Leben? Wenn man eines mitkriegt, dann das: Eigentlich sind alle Menschen gleich. Gerade auf unseren Beruf bezogen: Jeder ärgert sich, wenn er nicht trifft. Es gibt keine Nation, die sagt: "Scheiß drauf, mir doch egal!" Also von daher… Man hat gerade bei unserer Fraktion aus dem ehemaligen Jugoslawien den Eindruck, dass sie sehr viel Wert auf das Zwischenmenschliche legt. Sie geht gern und viel zusammen Kaffee trinken und sorgt dafür, dass auch die Mannschaft viel zusammen macht. Bei anderen, die Familie haben, sind die Prioritäten natürlich anders gelegt. Aber auch das ist verständlich. (Aus dem Arena-Magazin "ZEBRA" vom Heimspiel gegen den SC Magdeburg)
Christian Sprengers Lieblingsort
Eigentlich hatte Christian Sprenger sein Auto als Lieblingsort für diese Rubrik ausgewählt. Doch dann kam es anders: Die Fahrt durch Kiel führte zunächst zielstrebig zum Vinetaplatz im Herzen von Gaarden, dem lebendigen Kieler Stadteil auf dem Ostufer. Dort wurde das Gespräch in einem türkischen Imbiss bei landestypischen Speisen fortgesetzt. "Wenn Du weißt, was Du als Sportler darfst, dann kannst Du hier richtig lecker und gesund essen", sagte Sprenger mit Blick auf das bunte Treiben des Wochenmarktes vor der Tür (dienstags und samstags von acht bis 13 Uhr). Auf der kleinen Tour durfte abschließend ein Abstecherans Wasser nicht fehlen - der Blick über die Hörn in Richtung Innenstadt ist schließlich traumhaft.