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KN: Saison-Aus! Dissinger wieder verletzt

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KN: Saison-Aus! Dissinger wieder verletzt

Kiel/Köln. Erneuter Rückschlag für den deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel in der "Seuchensaison" 2015/2016. Wieder trifft es Christian Dissinger. Der 24-Jährige verletzte sich am Mittwochabend in Köln im Training mit der Nationalmannschaft schwer am Knie. Nach einer Operation am Montag und anschließender, mehrmonatiger Reha droht dem Europameister nun neben dem Saison- auch das Olympia-Aus.

Dissinger, der tragische Held: Gerade erst hatte der 2,02-Meter-Mann nach dem bei der EM erlittenen Muskelbündelriss im Adduktorenbereich sein Comeback im THW-Dress gefeiert, maßgeblich zum Einzug ins Viertelfinale der Champions League beigetragen und den Zebras am Sonntag in Hannover mit elf Toren einen Punkt gerettet. "Er war unser bester Mann, hat während seiner Verletzungspause gut gearbeitet, hat reichlich Kraft für den Rest der Saison", hatte THW-Coach Alfred Gislason anschließend gesagt. Die Zeichen bei den Zebras standen auf "Disco", wie der Isländer seine "Entdeckung" gelegentlich ruft. Doch jetzt ist die Party für Dissinger schon wieder vorbei. In einer MRT-Untersuchung bestätigte sich die erste Diagnose eines angerissenen und eingeklemmten Meniskus im rechten Knie. Am Montag wird Dissinger am Knie operiert. "Während der OP wird sich dann zeigen, ob auch Teile des Meniskus genäht werden können", sagt THW-Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker. Bei dieser Variante - erstrebenswert für einen jungen Spieler - würde sich eine Reha-Zeit von drei bis vier Monaten anschließen. Würden Teile des Meniskus entfernt und nicht genäht werden, könnte Dissinger "mit Glück nach sechs Wochen" (Brandecker) wieder auf dem Feld stehen. Der Kieler Teamarzt bezeichnete die Nominierung des Rekonvaleszenten, der erst am 20. März sein Comeback gefeiert hatte, für das Nationalteam von Bundestrainer Dagur Sigurdsson darüber hinaus als nicht optimal: "Ein junger, ehrgeiziger Spieler sagt natürlich nicht nein. Aber Christian hätte in der Länderspielpause auch regenerativ und rehabilitativ arbeiten können."

"Schock, Frust - von allem ein bisschen."

Noch am Mittwoch hatte sich der Rechtshänder vor den anstehenden Länderspielen gegen Dänemark (Sbd., 15.45 Uhr) und Österreich (So., 15.30 Uhr) gelassen gezeigt. Der Druck des allgegenwärtigen Olympia-Castings spiele "keine Rolle", vielmehr spürte Dissinger noch die Nachwehen des Punktverlustes von Hannover: "Ich bin enttäuscht. Jetzt müssen wir wieder auf einen Ausrutscher der Löwen hoffen." Dann kam ihm der Fuß eines Gegenspielers in die Quere, Dissinger landete unglücklich und fiel erneut in ein Tal der Tränen. "Das tut mir extrem leid für ihn", sagte Gislason am Mittwoch. "Ich frage mich, warum es in dieser Saison immer wieder uns trifft. Das ist doch nicht normal." THW-Geschäftsführer Thorsten Storm ergänzte: "Zum zweiten Mal bezahlt Christian innerhalb kurzer Zeit einen Einsatz für die Nationalmannschaft mit einer schweren Verletzung. Das ist aber auch ein schwerer Schlag für den THW Kiel, der jetzt im Saisonendspurt erneut auf eine seiner Rückraum-Säulen verzichten muss. Wir werden 'Disse' auf seinem Weg zurück mit allem, was uns zur Verfügung steht, unterstützen." Der Unglücksrabe selbst zeigte sich am Donnerstag geknickt: "Schock, Frust - von allem ein bisschen." Dissinger sieht eine mögliche Überlastung seit seinem Wiedereinstieg nicht als Ursache für seine dritte schwere Knieverletzung nach zwei Kreuzbandrissen in den Jahren 2011 und 2013: "Das war Pech und hätte zu jedem anderen Zeitpunkt auch passieren können. Es ist die Seuche! Für mich und für den THW." Ist jetzt der Traum von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro geplatzt? "Es sieht so aus, als müsste ich mir momentan über Olympia keine Gedanken machen." (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 01.04.2016, Foto: Sascha Klahn)