THW Kiel verpflichtet Raul Santos
Zur Person: Raul Santos
KN: "Youtube-Handballer" für den THW
Kiel/Stuttgart. Die Hinweise hatten sich in den letzten Tagen verdichtet, nun ist es offiziell: Der THW Kiel hat Linksaußen Raul Santos verpflichtet. Wie der Verein am Mittwoch bekanntgab, wechselt der österreichische Nationalspieler zum 1. Juli 2016 vom VfL Gummersbach zu den Zebras und erhält einen Dreijahresvertrag. "Für mich ist der Wechsel ein großer Schritt in meiner persönlichen Entwicklung", sagte Santos. Für ihn sei es wichtig, dass die Vertragssituation frühzeitig geklärt worden sei: "So kann ich mich voll und ganz auf Handball konzentrieren." Der 23-Jährige wird Dominik Klein ersetzten, der nach zehn Jahren in Kiel nach Nantes wechseln wird. Santos' Wechsel im Sommer ist möglich, weil der Spieler in Gummersbach von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch macht, die ihm den Transfer gegen Zahlung einer festgesetzten Ablösesumme erlaubt. Über deren Höhe machten beide Seiten keine Angaben. Der Österreicher könnte ein echtes Schnäppchen sein, die Ablöse dürfte im niedrigen fünfstelligen Bereich liegen. Der Ringtausch auf Linksaußen zieht nach Informationen unserer Zeitung weite Kreise: Klein ersetzt in Nantes Valero Rivera, den es zum FC Barcelona zieht. Von den Katalanen kehrt daher ein Ex-Zebra in die Bundesliga zurück: Gudjon Valur "Goggi" Sigurdsson wird erneut für die Rhein-Neckar Löwen spielen, um dort den nach Paris wechselnden Uwe Gensheimer zu ersetzen. Santos, der schon mal als "Youtube-Handballer" bezeichnet wird, weil er sich einige seiner zahlreichen Wurfvarianten in Internetvideos abgeschaut hat, ist für seine Trickwürfe bekannt und schaffte es, sich innerhalb kürzester Zeit zum Stammspieler in der Bundesliga und der österreichischen Nationalmannschaft zu katapultieren. "Raul Santos hat in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung genommen. Trotz seines jungen Alters ist er sehr erfahren", sagt THW-Trainer Alfred Gislason. Seine Unbekümmertheit hat "Santi" sich dabei bewahrt. Sie führt mitunter auch zu Fehlern, macht sein Spiel aber so spektakulär und stark. Als er elf Jahre alt war, kam der Sohn eines Dominikaners und einer Österreicherin mit seiner Mutter in die Steiermark. Sein Handballtalent entdeckte ein Trainer des Klubs Union Leoben, als er Santos beim Kegeln beobachtete. Neun Jahre spielte Santos bei seinem Heimatverein, absolvierte 2010 ein Probetraining bei den Füchsen Berlin, entschied sich aber für einen Verbleib in Leoben. Erst 2013 wagte er den Sprung in die Bundesliga zum VfL Gummersbach. Knapp dreieinhalb Jahre später wird im Zebratrikot der nächste Schritt folgen. Ein durchdachter Karriereplan. "Mit Rune Dahmke und Raul Santos werden wir ein spektakuläres Linksaußen-Gespann haben", sagte THW-Geschäftsführer Thorsten Storm, der die langfristige Kaderplanung auf dieser Position damit abgeschlossen hat. Die Verträge der Routiniers Torsten Jansen und Dragos "Dodo" Oprea werden nicht verlängert. "Dodo hat uns sehr geholfen, dafür sind wir dankbar. Aber sein Einsatz war immer nur bis Jahresende geplant, um Dominik Klein zu vertreten", sagt Storm. "Für Torsten tut es mir leid, es sollte bei ihm offenbar einfach nicht sein." Ab Sommer regiert die Jugend auf Linksaußen. Die Kieler reisten unterdessen am frühen Mittwochmorgen aus Stuttgart zurück in die Heimat, zwei Punkte im Gepäck. Trainer Gislason zeigte sich trotz leichter Kritik an der Chancenverwertung seines Teams hoch zufrieden: "Die Einstellung war super, Christian Dissinger und Domagoj Duvnjak waren überragend." Vor allem in der ersten Halbzeit waren die Zebras spielfreudig und druckvoll, spielten die TVB-Abwehr stellenweise schwindelig. Mit Raul Santos könnte das ab Juli noch häufiger der Fall sein. "In Zukunft bei jedem Heimspiel vor mehr als 10 000 Fans zu spielen, ist für mich eine unglaubliche Motivation", sagt der Österreicher und freut sich jetzt schon auf die Auftritte in der Sparkassen-Arena. (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 07.12.2015)