KN: "Aufhören kann ich immer noch"
Linksaußen Torsten Jansen will dem THW helfen, seine Ziele zu erreichen
Zwischen dem Gespräch am Rande des THW-Trainingslagers in Herzogenaurach und Jansens Selbstverständnis in der Mannschaft gibt es deutliche Parallelen. "Ich dränge mich nicht rein, ich ordne mich ein", sagt der Linksaußen. Jansen, der zwölf Jahre in Diensten des HSV stand und das Klima der Hamburger Medienlandschaft gewohnt ist, spricht bedacht, legt sich die Antworten sorgsam zurecht. Er, der gelernte Bankkaufmann, kennt sich aus mit Bilanzen. „Ich interessiere mich jetzt nicht für Titel und Ergebnisse. Ich will gut spielen. Und wenn wir am Ende auf dem Rathausplatz feiern, sage ich nicht Nein.“ Er wolle seine "Rolle ausfüllen", die ihm bei den Zebras nach dem langen Ausfall von Dominik Klein (Kreuzbandriss) zugedacht ist. In Herzogenaurauch teilt sich Jansen mit dem jungen Rune Dahmke ein Zimmer: Routine Jahrgang 1976 trifft auf Wissbegierde Jahrgang 1993. Eine perfekte Symbiose. Jansen will dem THW "helfen, seine Ziele zu erreichen". Viel weiter lehnt sich Jansen in Herzogenaurach nicht aus dem Fenster des Sporthotels. Zu unwirklich scheint es noch zu sein, dass er mit Trainer Alfred Gislason und dem Team überhaupt hier ist. "Dann hör' ich jetzt wohl auf", dachte sich Jansen am Ende der vergangenen Saison. Eine perfekte Karriere neigte sich dem Ende zu, die Option, beim HSV als Jugendtrainer an Bord zu bleiben, stand im Raum. Dann rief - überraschend - der THW an. Erster Gedanke: "Warum fragen die jetzt mich?" Zweiter Gedanke: "Neue Herausforderung - das mache ich!" Schon einmal 2004 oder 2005, als Noka Serdarusic noch Trainer in Kiel war, hatte der THW angefragt. "Damals war das Projekt in Hamburg noch jung." Jansen blieb. Doch in diesem Jahr war das Kapitel HSV beendet, und jetzt macht der 1,85-Meter-Mann "noch einmal etwas ganz anderes". Ehefrau Anke hat ihn bestärkt. Auch wenn sie jetzt mit den drei Töchtern Hanna (8), Ida (6), Elin (4) und Sohn Are (2) im eigenen Ferienhaus im schwedischen Leksand den Sommer genießt, während Ehemann und Papa Torsten in Franken für die Saison schuftet. Leicht fällt dem Familienmenschen Torsten Jansen diese Trennung bestimmt nicht. "Noch mehr Kinder wären auch nicht schlecht", rutscht es ihm mit einem Schmunzeln heraus. Und auch wenn Jansen von John Irving über T.C. Boyle bis zu den Krimis von Arne Dahl gern liest, sich für Musik, Geschichte, Politik interessiert und sich in Herzogenaurauch mit Ralf Husmanns "Nicht mein Tag" ablenkt - auf die Frage nach Hobbys kommt zuerst nur eine Antwort: "Die Familie - ich bin unheimlich gern bei meiner Familie." Außer Training und Mittagsschlaf hat er an der Förde noch nicht allzu viel gemacht, oft pendelt er zwischen der Landeshauptstadt und seinem Haus im Norden Hamburgs. An den Strand geht's mit den Kindern bestimmt bald, doch in diesen Tagen stehen erst einmal das Trainingslager ("Alfred arbeitet sehr akribisch, alles ist sportwissenschaftlich sehr fundiert") und die "Überstunden" mit den Physios wegen Problemen mit der Achillessehne im Fokus. "Aufhören kann ich immer noch", habe sich "Toto" Jansen damals gedacht und das Angebot des THW angenommen. Im kommenden Jahr ist dann aber wirklich Schluss. Oder? (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 03.08.2015, Foto: THW/Archiv)