Bei der Weltmeisterschaft in Qatar trifft die DHB-Auswahl in der Vorrunden-Gruppe D auf starke Kontrahenten: Gegner der deutschen Mannschaft sind Polen (16. Januar), Russland (18. Januar), Dänemark (20. Januar), Argentinien (22. Januar) und Bahrain-Nachrücker Saudi-Arabien (24. Januar). Bis auf die Dänemark-Partie (19 Uhr MEZ) werden alle Vorrundenpartien um 17 Uhr MEZ angepfiffen. Sky überträgt die deutschen Vorrundenpartien live.
Gegner Nummer eins: Polen
Das Auftaktspiel für die DHB-Auswahl könnte schwieriger nicht sein: In der mit 15.300 Plätzen größten aller WM-Hallen, der "Lusail Multipurpose Hall", geht es am 16. Januar (17 Uhr, live auf sky) gegen Polen - jene Mannschaft also, die für das deutsche Team in den zwei WM-Playoff-Spielen im Juni zum Stolperstein wurde. Aber die abwechslungsreiche Geschichte dieses Duells, die 2007 mit dem WM-Finalsieg von Dominik Klein & Co. über Polen begann, kann dank Wildcard für Deutschland nun auch in der Wüste fortgeschrieben werden. Polens deutscher Coach Michael Biegler hat sich für das Turnier eine Menge vorgenommen: "Unser Hauptziel ist zwar eine Medaille bei der Heim-EM 2016", sagt der erfahrene Trainer. "Aber jedes Turnier auf dem Weg zur EURO ist für uns eine gute Gelegenheit, Werbung in eigener Sache zu machen." Außerdem, so Biegler, könnten seine jungen Spieler in Katar Turniererfahrung sammeln. "Die Gruppe D ist keine leichte. Aber wir haben Deutschland und Russland bereits schlagen können - warum also nicht noch einmal in Doha?" Vom Erreichen der K.o.-Runde ist er überzeugt. "Die polnischen Handballfans sind heiß auf Erfolg, und wir wollen sie mit einem großartigen Abschneiden zufriedenstellen."
Gegner Nummer zwei: Russland
Weiter geht es am 20. Januar (17 Uhr, live auf sky) gegen den mehrfachen Weltmeister Russland: Der ehemalige Handball-Gigant, der viele Jahrzehnte des Sports prägte, wartet seit Bronze bei den olympischen Spielen 2004 in Sydney auf eine Medaille bei einem großen Turnier. Mit Cheftrainer Oleg Kuleschow, der die zuvor nach etlichen Misserfolgen zurückgetretenen Trainer-Legende Vladimir Maximov ersetzte, und einem völlig neuen Spiel-Stil soll es nun wieder nach vorn gehen. Kuleschow lässt schnell und taktisch variantenreich agieren und baut dabei auf Stars wie Sergej Gorbok, Pavel Atman, Timur Dibirov oder den "Fuchs" Konstantin Igropulo. Das übergeordnete Ziel, die Qualifikation für die olympischen Spiele in Rio, erscheint wieder greifbar. Doch für Kuleschow war die WM-Auslosung beinahe ein Schock: "Vier europäische Mannschaften in einer Vorrundengruppe - es hätte nicht schlimmer kommen können", sagte der ehemalige Weltklasse-Mittelmann, der einst beim SC Magdeburg unter THW-Trainer Alfred Gislason spielte.
Gegner Nummer drei: Dänemark
Im dritten Vorrunden-Spiel am 22. Januar (19 Uhr, live auf sky) wird es nicht leichter: Dann stellt sich der Favorit Dänemark Patrick Wiencek und Steffen Weinhold in den Weg. Die Mannschaft aus dem Nachbarland, die jetzt vom ehemaligen "Löwen"-Coach Gudmundur Gudmundsson trainiert wird und bei den beiden letzten Weltmeisterschaften jeweils Silber gewann, ist eine der am prominentesten besetzten des Turniers. Mikkel Hansen, Niklas Landin, Rene Toft Hansen und Co. wollen dieses Mal unbedingt den "Silber-Fluch" beenden. "Unsere Mission ist Gold", sagt Flensburgs Außen Anders Eggert. "Wir haben 2011, 2013 und 2014 jeweils ein Finale verloren. Jetzt ist hoffentlich die Zeit gekommen, endlich oben auf dem Podium zu stehen." Vergessen machen wollen die Dänen die Rekord-19:36-Niederlage gegen Spanien im WM-Finale 2013 und die noch bitterere 32:41-Niederlage im Heim-EM-Finale 2014 gegen Frankreich. Als Halbfinal-Aspiranten sieht Eggert Dänemark, Frankreich, Spanien und Kroatien. "Alle vier Mannschaften haben einen Vorsprung vor dem Rest der Handball-Welt."
Gegner Nummer vier: Argentinien
Die Erfolgsgeschichte des vierten deutschen Vorrunden-Gegners (24. Januar, 17 Uhr, live auf sky) startet nicht weit von Katar entfernt: In Bahrain machte 2007 die junge argentinische Auswahl als Vierter bei den Jugend-Weltmeisterschaften auf sich aufmerksam. "Von diesem Moment an wussten wir, dass dieses Team die Basis für die Zukunft des Handballs in Argentinien ist", sagt Trainer Eduardo Gallardo, der die damals jungen Spieler nun zur WM in Qatar führte. "Sie spielen einen brillanten Handball und sind eine Gefahr für die europäischen Mannschaften", lobte Schwedens Nationaltrainer Staffan Olsson die Argentinier, die 2014 die Panamerika-Meisterschaften gewannen. Spieler wie Diego Simonet (Montpellier HB) oder der deutschstämmige Torwart Matias Schulz (Nantes HB) verdienten inzwischen ihr Geld in Europa, und in Qatar möchte Argentinien der Handball-Welt zeigen, dass die Lücke zwischen Europa und den panamerikanischen Teams noch kleiner geworden ist. Allerdings: Die Auslosung schockte auch Gallardo: "Das wird härter als erwartet", entfuhr es dem Trainer.
Gegner Nummer fünf: Saudi-Arabien
Als letzte Mannschaft auf den WM-Zug nach Katar aufgesprungen ist Saudi-Arabien. Nach dem wohl politisch bedingten Verzicht Bahrains auf die Teilnahme an der Weltmeisterschaft rückten die "Handball-Pioniere der Golfregion" nach. Der 1975 gegründete saudi-arabische Handballverband setzte zur Weiterentwicklung des Sports frühzeitig auf Know-how aus Europa. In der Saison 2002/2003 zog es auch den heutigen Kieler Weltklasse-Handballer Filip Jicha zum saudi-arabischen Verein "Al Ahli Sports Club", mit dem er den Qatar-Emir's-Cup gewann. "Für mich als damals Zwanzigjährigen war das ein echtes Abenteuer. Wenn ich daran zurückdenke, habe ich viele schöne Erinnerungen. Es war toll, die Unterschiede in Kultur und Mentalität kennen zu lernen", sagt Jicha heute über seine Kurzeinsätze am Persischen Golf. Das von Goran Djokic trainierte Saudi-Arabien nimmt zum insgesamt sechsten Mal an einer Weltmeisterschaft teil, über einen 19. Platz kam die Mannschaft des dreifachen Bronze-Medaillengewinners der Asienmeisterschaften aber nicht heraus. Mit der Partie gegen Saudi-Arabien am 24. Januar (17 Uhr, live auf sky) endet die Vorrunde für die DHB-Auswahl.
Alle Fotos: Sascha Klahn