29:23 gegen die Löwen: THW gewinnt Klaus-Miesner-Turnier
Sjöstrand bester Torhüter
Tags zuvor hatten sich die Kieler in der Vorrunde mit 32:30 (19:14) gegen den Bergischen HC sowie mit 34:29 (17:14) gegen den dänischen Spitzenclub Skjern Handbold durchgesetzt. THW-Keeper Johan Sjöstrand wurde als Torhüter des Turniers ausgezeichnet. Zum besten Spieler des Wochenendes wurde Löwen-Regisseur Andy Schmid gekürt, erfolgreichster Torschütze war Magdeburgs Rechtsaußen Robert Weber, der insgesamt 30 Treffer markierte.
Endspiel ohne Patrick Wiencek
Löwen gehen in Führung
Kiel am Drücker
Allerdings: Die Kieler steigerten sich nun ihrerseits, insbesondere die Abwehr stand beizeiten schon wieder meisterlich. Nur noch drei Gegentore sollte diese bis zum Pausenpfiff zulassen, was auch am glänzend aufgelegten Sjöstrand lag. Türöffner waren aber auch zwei Zeitstrafen gegen die Rhein-Neckar Löwen gegen Ekdahl du Rietz und Myrhol. Jicha sorgte mit einem Doppelschlag für den 5:5-Ausgleich, und obwohl Niklas Landin einen Siebenmeter von Joan Canellas sowie zwei Würfe Christian Sprengers parierte, waren die Kieler nun am Drücker.
Löwen mit 6:0-Lauf
Im zweiten Durchgang durfte dann auch Marko Vujin mitmischen, und der Torschützenkönig der vergangenen Saison erzielte sogleich die ersten beiden Kieler Tore zum 16:9. Dann allerdings mussten binnen weniger Sekunden sowohl Toft Hansen als auch Duvnjak für zwei Minuten auf die Bank, die Löwen witterten in doppelter Überzahl wieder Morgenluft. Mit einem 6:0-Lauf binnen sechs Minuten stellte die Mannschaft von Trainer Nikolaj Jacobsen den Anschluss her. Doch wie der Turnierverlauf bereits zeigte, agiert der THW trtz müder Beine immer dann am konzentriertesten, wenn die Partie zu kippen droht. Canellas bediente Palmarsson, der vom Kreis das wichtige 17:15 erzielte. Und der Isländer legte sogleich nach: Nachdem Andreas Palicka einen Mensah-Wurf an den Pfosten lenkte, erhöhte Palmarsson energisch per zweiter Welle auf 18:15, ehe der von Canelles bediente Ekberg per Gegenstoß das Ergebnis gar auf 19:15 stellte. Doch damit nicht genug: Palicka blieb auch gegen Ekdahl du Rietz sowie mit einer phänomenalen Fußabwehr bei einem Schmid-Siebenmeter Sieger und ebnete somit den Weg für eine 22:16-Führung durch Vujins dritten Treffer.
THW dreht wieder auf
Jacobsen nahm acht Minuten vor Schluss seine letzte Auszeit und brachte für die folgenden Angriffe einen siebten Feldspieler. Tatsächlich fanden die Löwen nun wieder Lücken in der Kieler Abwehr, und nachdem Kleins Versuch, per schneller Mitte in den leeren Kasten zu werfen, geblockt wurde und Palmarssons Sprungwurf über den Kasten flog, hatte Groetzki mit drei Treffern wieder auf 21:24 verkürzen können. Doch Jicha nach traumhaften Anspiel Duvnjaks und Weinhold sorgten per Doppelschlag schließlich für die Entscheidung zugunsten des THW, und nachdem Duvnjak aus der eigenen Spielhälfte ins leere Tor traf und Palmarsson den Schlusspunkt setzte, konnten die "Zebras" ihren ersten kleinen Titel der Saison feiern.
Komfortable Kieler Pausenführung
Statistik: 10.08.14, So., 15.00: THW Kiel - Rhein-Neckar Löwen: 29:23 (14:8)
Kieler Nachrichten: THW erschreckt die Konkurrenz
Ilsenburg. So schnell kann es gehen: Am Mittwoch gab Handballmeister THW Kiel die spektakuläre Verpflichtung von Niklas Landin zur kommenden Saison bekannt. Vier Tage später verlor der Torhüter der Rhein-Neckar Löwen vor 1400 Zuschauern in der ausverkauften Harzlandhalle von Ilsenburg im Finale des Klaus-Miesner-Turniers gegen seinen künftigen Arbeitgeber mit 23:29 (8:14). Die Zebras deuteten im Duell mit dem Vizemeister phasenweise an, zu welchen Leistungen sie in der kommenden Saison fähig sind. Mit einer extrem sattelfesten Deckung, hinter der bis zur 40. Minute auch Johan Sjöstrand überragte, ließen sie den Löwen keine Chance. Als diese in der zweiten Halbzeit noch einmal Hoffnung schöpften, drehte Aron Palmarsson groß auf. Den Rest besorgte der eingewechselte Andreas Palicka. Die traditionsreiche Veranstaltung im Harz hatten die Badener zuvor zweimal nacheinander gewonnen. Der THW nahm erstmals teil, weil es einen perfekten Abschluss für das Trainingslager in Osterburg (Altmark) bildete. Wegen schmerzender Beine und müder Köpfe ließ Trainer Alfred Gislason munter rotieren. Beim mühsamen Auftaktsieg gegen den Ligakonkurrenten Bergischer HC (32:30/19:14) am Sonnabend teilte er sein Team, ließ beide Hälften je eine Halbzeit spielen. Der erlesene Kader der Kieler ist derzeit das Thema Nummer eins in der Liga. Spötter schlugen dem THW angesichts der Termindichte bereits vor, gelegentlich zwei Spiele gleichzeitig zu bestreiten. Gegen den BHC war die Umsetzung dieser Idee erstmals zu besichtigen, furchterregend wirkte sie nicht. Knapp sechs Stunden später war der THW gegen Skjern Handbold erneut über zweimal 30 Minuten gefordert. Diesmal ließ Gislason schon nach einer Viertelstunde rotieren. Nicht immer freiwillig: Patrick Wiencek schied mit einer tiefen Kopfwunde aus. Dr. Birgit Hoffmeyer, Mannschaftsärztin des SC Magdeburg, kümmerte sich um den Kreisläufer, der nicht mehr zum Einsatz kam und heute in Kiel noch einmal genauer untersucht wird. Die Zebras, gestützt auf den starken Palicka (18 Paraden), besiegten den dänischen Erstligisten auch ohne Wiencek souverän mit 34:29 (17:14). Mit Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen, das wurde in Ilsenburg deutlich, hat die Liga an der Seitenlinie einen neuen Vulkan gewonnen. Ganz gelassen kommentierte er dagegen den Wechsel seines dänischen Landsmanns Landin. "Ich war selbst sechs Jahre lang beim THW", sagt er, "deshalb kann gerade ich ihn gut verstehen." Außerdem sei der Weg in die dänische Heimat dann nur noch 80 Kilometer lang. Auch schon ein THW ohne Landin scheint die Konkurrenz zu erschrecken. "Ich hoffe nicht, dass es wieder eine 68:0-Saison geben wird", sagt Marc-Henrik Schmedt, Manager des SC Magdeburg. Vor zwei Jahren hatten die Zebras den Titel gewonnen, ohne einen einzigen Punkt abzugeben. Filip Jicha reagiert gelassen auf Verbeugungen dieser Art. Der Kapitän der Kieler weiß, dass das Starensemble, in dem nicht jeder die gewohnten Einsatzzeiten erhalten wird, die Reifeprüfung noch vor sich hat. "Entscheidend wird sein, wie wir damit umgehen, wenn es einmal nicht läuft", sagt er. "Alle müssen bereit sein, alles für die Mannschaft zu opfern." Nur als Einheit, so Jicha, könne auch das neue THW-Team etwas bewegen und sich mit Titeln belohnen. (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 11.08.2014)