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Kieler Nachrichten: Gislason Kandidat bei DSDB
Kiel. Nein, sagt Bernhard Bauer, der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), "zu Namen werden Sie von mir keinen Kommentar hören". Doch nach dem Ende der Ära Martin Heuberger gibt es einige potenzielle Kandidaten für das Amt des Bundestrainers. Ganz oben auf der Liste: Alfred Gislason.
"Kein Kommentar!", sagt der Meistercoach vom THW Kiel, der sich in diesen Tagen auf einem Trainer-Symposium in Ungarn fortbildet, auf die Frage, ob er sich die Heuberger-Nachfolge vorstellen könne. Dabei gibt es Signale aus DHB-Kreisen, Gislason zunächst ein Jahr in Personalunion als THW-Coach und Bundestrainer wirken zu lassen. Ab Sommer 2015, wenn der Vertrag des aktuellen DHB-Sportmanagers Heiner Brand auslaufe und der Verband wieder größeren finanziellen Spielraum habe, solle der Isländer endgültig als Bundestrainer wirken.
Soweit die Theorie. In der Realität können Bauer und DHB-Vizepräsident Bob Hanning, die für das Quiz DSDB ("Deutschland sucht den Bundestrainer") irgendwann werden auflösen müssen, Gislason von der Liste der Topkandidaten streichen. Der THW ließ verlauten, dass man Gislason, der bis Sommer 2017 vertraglich an die Zebras gebunden ist, nicht ziehen lassen werde. Eher sei das Gegenteil der Fall. Der THW würde den Vertrag mit dem Isländer gerne bis 2019 verlängern.
Auch eine Personalunion ist für die Kieler undenkbar. So würde Gislason in der Tat sofort in Interessenkonflikte geraten, einen angeschlagenen Nationalkreisläufer Patrick Wiencek für den THW zu schonen. Auch sei, heißt es bei den Zebras, Gislason hinsichtlich der zeitlichen Belastung schon "am Anschlag".
Diese Argumente treffen freilich auch auf die beiden weiteren Topkandidaten, Dagur Sigurdsson (Füchse Berlin) und Ljubomir Vranjes (SG Flensburg-Handewitt) zu. Im Falle Sigurdssons käme, da Hanning die Füchse managt, der Verdacht der Vetternwirtschaft hinzu. Sigurdsson gilt zudem als Topfavorit für die Besetzung des Nationaltrainers in Japan vor dem olympischen Handballturnier 2020 in Tokio, da er als Profi in Japan spielte und mit der Kultur vertraut ist. Im Fall von Vranjes hat die Flensburger Vereinsführung bekanntlich kürzlich alle Abwerbungsversuche von Paris St.-Germain abgeblockt. Der DHB ist bei der Trainersuche in der delikaten Lage, dass alle Toptrainer gebunden sind.
Bauer sagt, dass man zunächst ein Anforderungsprofil definiert habe. Ein wesentliches Kriterium sei, dass der zukünftige Bundestrainer "in Belastungssituationen einen klaren Kopf" behalte. Auch die Handball-Bundesliga (HBL) soll in den Entscheidungsprozess einbezogen werden: "Da gibt es Kontakte." Hanning hat wichtigen Klubvertretern gegenüber erklärt, die Schlüsselposition "im größten Konsens" besetzen zu wollen. Auch werde diese Suche "in aller Ruhe" vonstattengehen. Das würde bedeuten, dass auch der designierte HBL-Präsident Uwe Schwenker, Freund und Berater Gislasons, ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben wird.
(von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 21.06.2014)