
Kampf ums Europa-Final4: Am Dienstag steigt die erste Viertelfinal-Halbzeit in Limoges
120 Minuten Viertelfinal-Spannung, 120 Minuten K.o.-Dramatik, 120 Minuten bis Hamburg: In der EHF European League geht es für den THW Kiel nach dem DHB-Pokalsieg jetzt um die Erfüllung eines weiteren Traums. Beim heimstarken französischen Klub Limoges Handball bestreiten Domagoj Duvnjak & Co. am Dienstag um 20:45 Uhr (live bei Dyn & DAZN) das fünfte Spiel innerhalb von elf Tagen. Und das hat es in sich, ist es doch das Hinspiel in der europäischen Runde der besten Acht. "Ein Viertelfinale in Frankreich ist nie einfach zu spielen", weiß THW-Trainer Filip Jicha. "Da haben wir im letzten Jahr in Montpellier eine heftige Lektion bekommen. Ich hoffe, dass die Jungs in den zwei Tagen nach Göppingen und der langen Reise etwas Frische bekommen." Die Entscheidung fällt dann eine Woche später in der Wunderino Arena: Am 29. April wollen die Zebras ab 18:45 Uhr (jetzt Tickets sichern!) mit ihren Fans den letzten Schritt zu den Maschinensucher EHF Finals im Mai in Hamburg gehen!
Osterfest im Bus
Für die Zebras findet das Osterfest im Bus statt: Nach dem erfolgreichen DAIKIN HBL-Auswärtsspiel bei Frisch Auf! Göppingen machten sich die Kieler nach einer kurzen Nacht am Ostersonntag auf den Weg nach Frankreich. Rund 900 Kilometer liegen zwischen den beiden Spielorten, zwölf Stunden Fahrt im Bus mit Ruhemöglichkeiten sind für die Tour aus Süddeutschland nach Limoges eingeplant. Eine Tortur, doch anders wäre die Reise zum Viertelfinal-Hinspiel für den schwarz-weißen Tross in die 130.000 Einwohnerstadt, rund 400 Kilometer südlich der Hauptstadt Paris gelegen, nicht zu bewerkstelligen gewesen. Der enge Zeitplan der Zebras in Verbindung mit einem Liga-Auswärtsspiel weit im Süden sorgt einmal mehr für eine lange Reise und viel Organisationsstress beim Rekordmeister.
Limoges hat Wunder-Qualitäten unter Beweis gestellt

Trainer Alberto Entrerrios
Und doch müssen die Kieler alle Strapazen am Dienstagabend um 20:45 Uhr möglichst abgeschüttelt haben, denn dann wartet im 4.800 Zuschauer fassenden Hexenkessel "Palais des Sport de Beaublanc" die erste Halbzeit des 120-minütigen Viertelfinal-Spektakels in der EHF European League. Limoges Handball, trainiert vom ehemaligen spanischen Weltklasse-Spieler Alberto Entrerrios, hat in den Play-offs Wunder-Qualitäten unter Beweis gestellt. Gegen den HC Kriens-Luzern hatten die Franzosen das Hinspiel mit 29:36 verloren. Und bis in die Schlussphase des Rückspiels in Limoges deutete wenig auf einen magischen Abend hin. Doch mit einem 6:1-Lauf in den letzten fünf Minuten zum 36:28 beendete die Franzosen alle Luzerner Träume und buchten sich bei der ersten Teilnahme an der EHF European League überhaupt direkt das Viertelfinal-Ticket gegen den THW Kiel.
Heimstarke Gastgeber
Der reist nun also in die Mitte Frankreichs. In der Partnerstadt von Filip Jichas Heimat Pilsen erwartet ihn im Hinspiel ein heißer Tanz im "Palais des Sport de Beaublanc". In der Halle, die von außen einem Reitsattel nachempfunden scheint, geschah nicht nur das Play-off-Wunder gegen Kriens-Luzern. Vielmehr schafften die Franzosen mit ihrer großen, lautstarken Fanschar dort die Grundlage für den Einzug in die K.o.-Runden. So ging der portugiesische Spitzenklub Benfica Lissabon, bei dem Ex-Zebra Ole Rahmel seine letzte Saison als Aktiver bestreitet, dort mit 28:36 unter. In der Hauptrunde gewann man mithilfe der eigenen Anhänger gegen Niclas Ekbergs schwedischen Verein Ystads IF und den späteren Gruppensieger Bidasoa Irun aus Spanien mit jeweils einem Tor.
Turchenko ist bester Torschütze

Dreh- und Angelpunkt: Ihur Turchenko
Die Heimstärke ist eines der Erfolgsgeheimnisse von Limoges Handball, das andere ist die gute Mischung aus französischen Spielern und erfahrenen Recken aus dem Ausland. Sieben Nationen stehen im Kader des Kieler Viertelfinal-Gegners. Im rechten Rückraum wirbelt der Nigerianer Faruk Yusuf, der mit seinen 21 Jahren als größtes Talent Afrikas gilt. Er teilt sich seine Position eigentlich mit dem in Magdeburg geborenen Ewan Kervadec. Der Sohn des ehemaligen SCM-Spielers Gueric wird gegen den THW Kiel aufgrund einer Knieverletzung aber wohl nicht zum Einsatz kommen. Wichtigster Akteur beim letztjährigen fünften der französischen Liga ist der Ukrainer Ihor Turchenko: Der 24-jährige halblinke Rückraumspieler erzielte im Play-off-Rückspiel gegen Luzern elf Treffer und schraubte damit sein Tor-Bilanz im Europapokal auf insgesamt 82. Ihm folgen mit bisher 64 Toren Mittelmann Seif Elderaa, ägyptischer Nationalspieler, und mit 58 Toren der kroatische Kreisläuder Tomislav Kusan, der einst auch für die HSG Wetzlar in Deutschland spielte.
Vorverkauf für das Rückspiel läuft
Die Kieler sind also gewarnt vor ihrer langen Oster-Reise nach Frankeich - die erste Halbzeit eines packenden Viertelfinales steht an. "Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass Limoges mit sehr viel Wucht und Biss agieren wird, so wie Montpellier im vergangenen Jahr", erklärt Jicha. "Dieses Spiel hat eine große Bedeutung für uns, wir wollen trotz der halbleeren Akkus den Schwung vom Sieg in Göppingen mitnehmen." Anpfiff ist am Dienstag um 20:45 Uhr, Dyn & DAZN übertragen live aus der Geburtsstadt des berühmen Malers Auguste Renoir. Schiedsrichter des Viertelfinal-Hinspiels in der EHF European League sind die beiden Kroaten Tomislav Cindric und Robert Gonzurek. Für die EHF reist der Delegierte Stephan Vitzthum aus der Schweiz an. Unterdessen läuft in Kiel bereits der Vorverkauf für das entscheidende Rückspiel am 29. April (18:45 Uhr) in der Wunderino Arena. Tickets für die "weiße Wand" gibt es in der THW-FANWELT, bei CITTI und online unter www.thw-tickets.de. "Gegen dieses französische Team haben wir noch nie gespielt. Aber die erfolgreiche Aufholjagd im Rückspiel gegen Luzern und der Einzug ins Viertelfinale der EHF European League zeigen die Qualität der Mannschaft", sagt THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi. Weiter geht's in Limoges, Kiel!
Fotos: EHF / Limoges Handball