32:22 gegen Porto: Tomas Mrkva ebnet den Zebras den Weg zum wichtigen Heimsieg

European League

32:22 gegen Porto: Tomas Mrkva ebnet den Zebras den Weg zum wichtigen Heimsieg

Eine Halbzeit lang benötigten die Zebras, um sich die Enttäuschung und die Reisestrapazen der Wetzlar-Tour vom Sonntag aus den Beinen und Köpfen zu spielen, dann kehrte der Spaß und das Lächeln zurück in die Gesichter der jungen Kieler Mannschaft: Am Dienstagabend machte der THW Kiel in der Hauptrunde der EHF European League einen weiteren wichtigen Schritt auf dem direkten Weg ins Viertelfinale, besiegte den FC Porto in der heimischen Wunderino Arena mit 32:22 (14:12) Toren und setzte sich an die Spitze der Hauptrunden-Gruppe III. Die Basis für den Kieler Erfolg legte Torhüter Tomas Mrkva, der eine famose Leistung zeigte: Er wehrte insgesamt 20 Bälle ab, avancierte über 60 Minuten zum besten Mann auf dem Parkett und wurde von den 5044 Fans frenetisch gefeiert. 

Bilyk mit mehr Spielanteilen

Die Kieler benötigten nach dem Rückschlag in Wetzlar viel Anlauf für den letztlich klaren Erfolg. Sie ließen in der ersten Halbzeit viele Chancen ungenutzt, um dann in der zweiten Hälfte mit einem lupenreinen 7:0-Lauf von der 35. bis zur 44. Minute die Voraussetzungen zum klaren Triumph zu legen. Dank Mrkvas Gala-Auftritt fanden die Zebras zu ihrem gewohnten Rhythmus, ließen dem gut spielenden FC Porto letztlich keine Chance und sorgten so für eine stimmungsvolle Atmosphäre in der Wunderino-Arena. Bester Torschütze beim Sieger war Elias Ellefsen á Skipagötu, der sechsmal traf und auch mit tollen Anspielen überzeugte. Nach seiner langwierigen Verletzung und den ersten Schritten am Sonntag bekam THW-Spielmacher Nikola Bilyk gegen den FCP längere Spielanteile, war mit einigen sehenswerten Aktionen am guten Kieler Auftritt in der zweiten Halbzeit beteiligt. "Wir haben in der ersten Hälfte zu viele Fehler produziert, das wurde in der zweiten Halbzeit zum Glück besser", analysierte der Österreicher. "Tomas Mrkva hat uns in schwierigen Momenten den Rücken freigehalten."

Viele ausgelassenen Chancen in Hälfte eins

Die Zebras wollen von Beginn an Gas geben, trotz der nur 42 stündigen Pause nach der Ankunft in Kiel vom Auswärtsspiel in Wetzlar. Und auch ohne Domagoj Duvnjak, der aufgrund seiner Wadenverletzung weiterhin vermisst wird. Das Fehlen des THW-Kapitäns machte sich vor allem in der ersten Hälfte im Angriff bemerkbar. Die THW-Offensive hätte zur Pause bei besserer Chancenverwertung deutlich höher führen können, ja, müssen. Chancen spielten die Zebras genug heraus, nur im Abschluss klaffte eine große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Allein fünf Holztreffer ärgerten die Schwarz-Weißen in den ersten 30 Minuten, hinzu kamen auch zwei verworfene Strafwürfe. Gut, dass Tomas Mrkva die Gäste mit seinen Glanztaten schier zur Verzweiflung trieb.

Knappe Pausenführung

Á Skipagötu brachte den THW schnell in Führung, Rechtaußen Fernandez glich postwendend aus, doch dann war auf beiden Seiten zunächst Sendepause in Sachen Torerfolg. Es dauerte bis zur siebten Minute, ehe Rune Dahmke per Tempogegenstoß die erneute Kieler Führung erzielte. Bis zu diesem Zeitpunkt ließen beide Seiten viele Chancen ungenutzt, produzierten zudem technische Fehler am Fließband. Nach dem Ausgleich durch Salina in der achten Minute ging es mit Fehlversuchen und technischen Fehlern auf beiden Seiten weiter. 5:5 lautete der Zwischenstand nach 14 Minuten. Durch die Glanztaten von Mrkva beflügelt, lagen die Zebras nach 19 Minuten erstmals mit vier Treffern vorn: Der 3:0-Lauf, erzielt von Patrick Wiencek, á Skipagötu und dem früh für Emil Madsen gekommenen Harald Reinkind führte zum 10:6. Für Ruhe im Spiel sorgte das aber nicht: Immer wieder schlichen sich Nachlässigkeiten ein. Das 13:9 in der 27. Minute schrumpfe innerhalb von zwei Minuten auf 13:12 zusammen, immerhin traf Bence Imre kurz vor dem Pausenpfiff: Die Zebras gingen mit einer 14:12-Führung in die Kabinen.

7:0-Lauf sorgt für Ovationen

Mit einem Kracher in den Torwinkel eröffnete Eric Johansson die zweite Hälfte, Porto traf durch Silva und Salina - und nur die Glanzparade von Tomas Mrkva gegen Fernandez' Gegenstoß verhinderte das mögliche 15:15 nach 34 Minuten. Es war zugleich ein Weckruf für seine Vorderleute. Johansson wuchtete die Lederkugel zum 16:14 ins FCP-Netz, Oliveira antwortete prompt zum 16:15. Doch dann nahm der THW-Express Tempo auf: Mrkva, immer wieder Tomas Mrkva - und vorne ging die Post ab. Innerhalb von zehn Minuten zauberten die Zebras einen 7:0-Lauf aufs Parkett, zauberten, nutzten ihre Chancen. Stark: Hendrik Pekeler traf per Doppelschlag, "Skippy" war zweimal beteiligt, Johansson hämmerte den Ball ins Netz und schließlich beendete Pekeler die 7:0-Gala mit seinem Treffer vom Kreis. Die Zebras hatten sich jetzt freigespielt, trafen wie sie wollten. Magnus Landin warf in der 47. Minute den ersten Zehn-Tore-Vorsprung zum 26:16 heraus - die Fans riss es von den Sitzen.

Rotation mit Blick auf Donnerstag

Zeit für Trainer Filip Jicha, die Rotation anzuwerfen. Bereits eine Viertelstunde vor Schluss kam Youngster Linus Kutz, der Nachwuchsspieler rückte auf die Mittelposition, trug sich zudem zweimal in die Torschützenliste ein und ließ sich von den Fans feiern. Zweimal legte der THW noch eine Zwölf-Tore-Führung vor. Die Zuschauer freuten sich über eine Zebraherde, die sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf gezogen hatte und sich mit viel Freude für die kommenden Aufgaben gewappnet hatte. Der Heimsieg gegen den FC Porto war auch deshalb wichtig, weil man es nun in der eigenen Hand hat, mit einem Heimsieg gegen die MT Melsungen am 4. März (jetzt Tickets für das Hauptrunden-Finale sichern) das Ziel "direkte Viertelfinal-Qualifikation" zu erreichen.

In 45 Stunden geht's gegen Erlangen

Die Wahnsinns-Woche der Zebras geht indes bereits in 45 Stunden weiter: Bereits am Donnerstag empfängt der THW Kiel den vehement um den Klassenerhalt kämpfenden HC Erlangen zum nächsten wichtigen Heimspiel in der Wunderino Arena. Die dritte Partie innerhalb von nur fünf Tagen wird um 19 Uhr angepfiffen, und die junge Zebraherde hofft in der DAIKIN Handball-Bundesliga auf die emotionale Unterstützung ihrer Anhänger. Tickets gibt es bei CITTI, online unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT, die die Abendkasse am Spieltag von 10 bis 19 Uhr geöffnet hat. Dyn überträgt für alle, die es nicht in die Halle schaffen, live. Weiter geht’s gegen Erlangen, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

EHF European League, Hauptrunde: THW Kiel - FC Porto (POR): 32:22 (14:12)

THW Kiel: Mrkva (1.-60., 20/1 Paraden), Wolff (n.e.); Reinkind (3), Landin (2), Överby, Wiencek (2), Johansson (5), Dahmke (2), Zerbe (2), Kutz (2), Madsen (3/3), Bilyk, Pekeler (4), á Skipagötu (6), Imre (1); Trainer: Jicha
FC Porto: Abrahamsson (1.-40., 6 Paraden), Rema Marques (40-60., und 4 Siebenmeter, 8/1 Paraden); Veitia Valdes (2), Gunnarsson (4), M. Oliveira (1), D. Oliveira (1), Silva (1), Salina (3), Diocou (3), Salvador, Fernandes (2), Ferreira, P. Oliveira (3), Brandao (2), Magalhaes; Trainer: Andersson

Schiedsrichter: Yann Carmaux / Juien Mursch
Zeitstrafen: THW: 3 (Reinkind (27.), Zerbe (36.), Överby (57.)) / FCP: 4 (Veitia Valdes (4.), Salina (8.), Gunnarsson (10.), P. Oliveira (30.))
Siebenmeter: THW: 5/3 (Imre an die Latte (4.), Rema Marques hält Imre (8.)) / FCP: 1/0 (Mrkva hält D. Oliveira (36.))
Spielfilm:1:0, 2:1 (7.), 4:3, 5:5 (13.), 7:6 (16.), 11:6 (20.), 11:9 (22.), 13:9 (26.), 13:12 (30.), 14:12;
2. Hz: 15:12, 15:14 (32.), 16:15 (34.), 23:15 (42.), 26:16 (46.), 26:18, 29:18 (51.), 31:19 (54.), 32:22.
Zuschauer: 5044 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

präsentiert das Spiel

THW-Trainer Filip Jicha: Wir hatten uns vorgenommen, die zwei Punkte zu holen. Und das haben wir geschafft, weil Tomas Mrkva eine herausragende Leistung gezeigt hat. Er hat uns in der ersten Halbzeit, in der wir nicht gut gespielt haben und auch nicht getroffen haben, im Spiel gehalten. Wir waren daher sehr glücklich, mit einer Zwei-Tore-Führung in die Kabine zu gehen. Dann haben wir einen großartigen 10:1-Lauf zum Start der zweiten Halbzeit gehabt, der uns eine Menge Energie und Spaß gegeben hat - beides hatte uns in der ersten Halbzeit gefehlt. Aber das war ein stückweit auch menschlich, nicht einmal 50 Stunden nach Wetzlar und der langen Reise danach. Wir sehen Porto in einer Woche - das wird ein neues, spannendes Spiel.

Portos Trainer Magnus Andersson: Wir sind ein wenig enttäuscht. Wir haben ein gutes Spiel gezeigt, aber hatten große Probleme, ein Tor zu erzielen, weil beim THW Kiel ein großartiger Torhüter im Tor stand. Wenn wir häufiger treffen, ist es ein anderes Spiel. Für uns war es ein wenig schade, dass es mit minus 10 ausgegangen ist. Und ich kann die Frustration meiner Spieler darüber gut verstehen. Wir haben guten Handball gezeigt, Kompliment dafür an meine Spieler. Aber Mrkva war heute zu gut.

Portos Rui Silva: Das Resultat spiegelt irgendwie nicht die Realität und die Art und Weise, wie wir gespielt haben, wider. Wir haben leider viel mehr Chancen liegengelassen, als wir es von uns selbst gewohnt sind. So konnte Kiel sein schnelles Gegenstoßspiel aufziehen und wir wurden zunehmend frustrierter. Es war ein schwieriges Spiel für uns, aber in der nächsten Woche wollen wir uns besser präsentieren.

THW-Toptorschütze Elias Ellefsen á Skipagötu: Wir haben in der ersten Halbzeit viel zu viele Chancen ausgelassen, aber Tomas war so gut, dass wir trotzdem eine Führung mit in die Pause nehmen konnten. In der zweiten Halbzeit haben wir dann vieles besser gemacht und verdient gewonnen. In einer Woche sehen wir uns dann in Porto, zuvor wollen wir am Donnerstag aber die Punkte gegen Erlangen in der Bundesliga holen.