Mit Spaß und Spielfreude zum Heimsieg gegen Zagreb
Weiter auf der Erfolgswelle und das mit viel Spaß und Spielfreude: In der sechsten Partie innerhalb von elf Tagen nach der Corona-Quarantäne blieb der THW Kiel am Donnerstag in der Kieler Wunderino Arena mit dem 36:30 (23:15) auch gegen RK PPD Zagreb ungeschlagen. Bester Torschütze im letzten Gruppenphasen-Spiel der EHF Champions League war der junge Schwede Oskar Sunnefeldt mit neun Treffern.
THW bereits vor dem Anpfiff sicher auf Platz drei
Gegen seinen ehemaligen Club traf Dule zweimal
Das Duell im abschließenden Champions-League-Gruppenspiel mit dem kroatischen Meister und Tabellen-Schlusslicht der CL-Gruppe B bekam indes schon vor dem Anpfiff lediglich den Charakter eines Freundschaftsspieles unter Wettbewerbsbedingungen. Für Kiel war Platz drei erklärtes und machbares Ziel, die Zebras erreichten es vor dem Anpfiff, weil Motor Zaporozhye 34:42 in Barcelona unterlag und die Partie Aalborg Handbold gegen Celje abgesagt wurde, die Dänen hatten drei positive Corona-Fälle zu beklagen. So gingen die Punkte nach Celje. Beide THW-Mitkonkurrenten um Rang drei blieben ohne Punktgewinn. Spitzenreiter FC Barcelona ist übrigens als erstes Team überhaupt in der CL-Geschichte verlustpunktfrei durch die Vorrunde gerauscht - eine bravouröse Bilanz.
Projekt "Jugend forscht"
Projekt "Jugend forscht"
Die Hetzjagd der zurückliegenden zwölf Tage durch die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga und EHF Champions League hatte im THW-Kader Spuren hinterlassen. Viele Spieler sind leicht angeschlagen. So verzichtete Trainer Filip Jicha neben Rekonvaleszent Nikola Bilyk auf Niclas Ekberg und Malte Voigt ganz, dafür rückten die Talente Leon Ciudad und Philipp Wäger in den Kader. Beide drückten zunächst nur die Bank, durften aber in der zweiten Halbzeit bei deutlicher Führung ihren Beitrag leisten zum Jicha-Projekt "Jugend forscht." Mit Sven Ehrig, Oskar Sunnefeldt, Philipp Wäger und Leon Ciudad standen vier knapp Zwanzigjährige minutenlang gemeinsam auf dem Parkett, da schnupperte der Kieler Talentschuppen an der großen Handballwelt. Schon in der ersten Halbzeit setzten mit Oskar Sunnefeldt und Torhüter Dario Quenstedt zwei Kieler Akteure Glanzpunkte, die sonst mehr in der zweiten Reihe stehen. Auf Rechtsaußen ersetzte zudem der 20-jährige Sven Ehrig Niclas Ekberg tadellos, stand gegen die beweglichen Kroaten, für die Vlado Matanovic mit sechs Toren erfolgreichster Werfer war, stabil in der Abwehr, traf insgesamt viermal und setzte seiner Leistung in der Schlussphase mit einem großartigen Kempa-Tor nach Zuspiel von Steffen Weinhold die Krone auf. Haderte Ehrig vor zwei Tagen gegen Celje selbst noch mit einigen Fahrkarten, so zahlte er gegen Zagreb das Vertrauen, das Jicha über 60 Minuten in ihn setzte, vollauf zurück.
Quenstedt mit starker erster Hälfte
Wehrte zehn Würfe in 30 Minuten ab: Dario Quenstedt
Großartig war auch die Leistung von Dario Quenstedt, der in den ersten 30 Minuten zwischen den THW-Pfosten stand und für den Gegner zur Wand mutierte. Zehn Bälle wehrte der ehemalige Magdeburger ab, darunter einen Siebenmeter von Mandic, spektakulär zudem eine Doppelparade in der 20. Minute. Quenstedts Leistung war eine wichtige Säule zur deutlichen und letztlich vorentscheidenden 23:15-Halbzeitführung. In der zweiten Halbzeit wurde Quenstedt von Welthandballer Niklas Landin abgelöst, der seine Sache gewohnt gut machte.
Starker Sunnefeldt
Oskar Sunnefeldt war kaum zu stoppen
Und dann Oskar Sunnefeldt! Der 22-jährige Schwede lieferte sein wohl bisher bestes Spiel im THW-Trikot ab, stand gut in der Abwehr und traf schon in der ersten Halbzeit fünfmal gegen die überforderte kroatische Abwehr. Mit hundertprozentiger Quote. Sunnefeldt hatte sichtlich Spaß, tankte mit jeder Spielminute Selbstvertrauen und sammelte am Ende neun Tore auf seinem Konto an. Bis zum 11:11 in der 17. Minute blieben die Gäste in der Wunderino Arena allerdings auf Augenhöhe mit dem Champions-League-Titelträger, dann nahmen die Kieler das Heft fest in die Hand, zogen schnell vier, fünf Tore davon und hatten zur Halbzeit bereits die Vorentscheidung geschafft. Beteiligt waren dabei auch sonstige Leistungsträger wie Sander Sagosen, Domagoj Duvnjak, Hendrik Pekeler oder Steffen Weinhold und Patrick Wiencek. Aber eben nur dosiert, weil Filip Jicha sich auf seine jungen Leute verlassen durfte.
Samstag gegen Nordhorn
Traf fünf Mal und spielte lange Zeit auf der Abwehrspitze: Magnus Landin
In der zweiten Halbzeit ließ der THW dann nichts mehr anbrennen, verwaltete den klaren Vorsprung und bracht diesen sicher ins Ziel. Und Zagreb? Auch der aktuelle Tabellenführer der kroatischen Liga steht wegen der Statutenänderung aufgrund der Corona-Pandemie im Achtelfinale, blieb aber erstmals in der Gruppenphase ohne jeglichen Punktgewinn. "Wir haben das gesamte Spiel kontrolliert, dabei haben viele Spieler ihre Chance vom Trainer bekommen, Alle haben es gut gemacht gegen einen Gegner, der ebenfalls ein gutes Spiel abgeliefert hat", freute sich Oskar Sunnefeldt, "der Sieg tat uns gut, aber jetzt ist der Fokus schon wieder auf die nächste Partie gerichtet." Denn die steht bereits in etwas mehr als 48 Stunden an: Am Samstag empfangen die Kieler die HSG Nordhorn-Lingen zum Liga-Spiel (20.30 Uhr, live bei Sky). Die Niedersachsen bestreiten dann ihr viertes Spiel seit der WM Ende Januar, für den THW Kiel wird es die vierte Partie binnen sechs Tagen sein. Weiter geht's in der LIQUI MOLY HBL, Kiel!
EHF Champions League, 14. Spieltag: THW Kiel - HC PPD Zagreb: 36:30 (23:15)
THW Kiel: N. Landin (31.-60., 5/1 Paraden), Quenstedt (1.-30., 10/1 Paraden); Ehrig (4), Duvnjak (2), Sagosen (2), Reinkind (4), M. Landin (5/2), Sunnefeldt (9), Weinhold (2), Wiencek (1), Ciudad, Wäger (1), Dahmke (2), Zarabec,, Horak (2), Pekeler (2); Trainer: Jicha
HC PPD Zagreb: Ristanovic (1.-17., 31.-60., 4/1 Paraden)), Jandric (17.-30., 1 Parade); Vistorop, Mrakovcic, Cavar (5/3), Mandic (3/1), Klarica (2), Srna, Obradovic (3), Stojnic (2), Peric (2/2), Matanovic (6), Hrstic (3), Leimeter (2), Grahovac (2), Vlah; Trainer: Obrvan
Schiedsrichter: Karim Gasmi / Raouf Gasmi
Zeitstrafen: THW: 4 (Ehrig (10.), Weinhold (21.), Sunnefeldt (41.; Ciudad (60.)) / Zagreb: 5 (Vistorop (15.), Leimeter (38.), Mandic (40.), Klarica (40.), Srna (48.))
Siebenmeter: THW: 3/2 (Ristanovic hält M. Landin (38.)) / Zagreb: 8/6 (Quenstedt hölt Cavar (28.), Landin hält Mandic (45.))
Spielfilm: 2:0, 4:2 (4.), 6:3, 6:5 (8.), 7:7 (11.), 11:11 (17.), 15:11 (21.), 15:13 (22.), 19:13 (26.), 21:14 (28.), 23:15;
23:18 (34.), 25:18, 25:20 (37.), 28:21 (41.), 31:24 (48.), 32:26, 34:28 (56.), 36:28 (49.), 36:30.
Zuschauer: keine (Wunderino Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel
THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin sehr zufrieden, dass meine Mannschaft über 60 Minuten fokussiert war. Zagreb hat ein Höllentempo mit vielen Gegenstößen und Schneller Mitte gespielt, deshalb war dieses Spiel, gerade in Anbetracht unseres Programms in den vergangenen Tagen, sehr intensiv. Nun bin ich glücklich, dass wir dieses Spiel gewonnen haben und damit die Gruppenphase erfolgreich beendet haben.
Zagrebs Trainer Ivica Obrvan: Glückwunsch an Kiel zu diesem verdienten Erfolg. Wir hatten einige Probleme mit der Kieler Abwehrumstellung von 6-0 auf 5-1, das haben wir nicht immer gut gelöst. Entscheidend war aber, dass der Abstand zur Pause schon zu hoch war. So konnten wir Kiel nicht ernsthaft gefährden. Man hat heute schon einen großen Unterschied zwischen unserer jungen Mannschaft und dem THW Kiel gesehen. Aber das müssen wir abhaken und uns auf unsere nächste Aufgabe vorbereiten.
THW-Toptorschütze Oskar Sunnefeldt: Wir haben das gesamte Spiel über die Kontrolle gehabt. Und wir konnten ordentlich durchwechseln, ein weiterer wichtiger Punkt. Wir haben das gespielt, was wir gut können. Trotzdem möchte ich auch Zagreb gratulieren, diese junge Mannschaft hat ein großes Spiel gemacht. Für uns war es gut, auch diese Partie zu gewinnen. Jetzt gilt unsere Konzentration dem nächsten Spiel, das hier in ein paar Stunden angepfiffen wird.
Zagrebs Nemanja Obradovic: Es war das erwartet harte und schwierige Match. Glückwunsch an den THW Kiel, wir haben es leider nicht geschafft, die Kieler etwas mehr zu ärgern. Jetzt ist die Gruppenphase endlich beendet und wir müssen gegen den Ersten der Gruppe A im Achtelfinale spielen - eine große Herausforderung, auf die wir uns aber freuen.