fbpx

Zebras verlieren nach starkem Auftritt in Kielce

Champions League

Zebras verlieren nach starkem Auftritt in Kielce

Am Ende fehlte den Zebras auch ein wenig das Glück: Der THW Kiel hat trotz eines ganz starken Auftritts beim polnischen Topclub PGE Vive Kielce sein letztes Spiel in der Gruppenphase der VELUX EHF Champions League verloren. Am Ende von 60 intensiven Königsklassen-Minuten ließen die Schwarz-Weißen einige Chancen liegen, was letztlich zur 30:32 (18:16)-Niederlage führte. Beste Kieler Torschützen vor 4200 Zuschauern in der "Hala Mosir" waren Niclas Ekberg (8/5) und Lukas Nilsson (7). Eine starke Partie lieferte auch Dario Quenstedt ab, der 15 Würfe parierte. Bei den Gastgebern war Alex Dujshebaev vor allem in der zweiten Halbzeit nicht mehr zu stoppen: Der spanische Europameister erzielte alle seiner sechs Treffer nach dem Wechsel.

THW trägt Trauer

Rund neun Stunden hatten die "Zebras" am Freitag benötigt, um von Altenholz über Hamburg, München und Krakau in die gut 1500 Kilometer von der Förde entfernte 200.000-Einwohnerstadt Kielce zu kommen. Zum Abschlustraining brachte sie der Bus direkt vom Krakauer Flughafen, erst danach bezogen die Kieler ihre Hotelzimmer. Nicht mit dabei war indes Niklas Landin: Der Kieler Kapitän hatte die Reise aufgrund eines Infektes nicht mit antreten können. Dafür feierte der 23-jährige Fynn Malte Schröder, der im Alltag das Tor in der U-23-Mannschaft des THW Kiel in der Handball-Oberliga hütet, sein Debüt auf internationaler Ebene. Der THW Kiel trug beim polnischen Meister Trauer: Im Gedenken an den verstorbenen Reinhard Ziegenbein liefen die Zebras in ihrer schwarzen Spielbekleidung und mit Trauerflor auf. 

Engagierter Kieler Start

Mit dem Anpfiff aber galt alle Konzentration diesem letzten Gruppenspiel. Knapp 30 Fans des deutschen Rekordmeisters machten sich im gelben Hexenkessel "Hala Mosir" lautstark bemerkbar und hatten dafür in der Anfangsphase auch allen Grund. Der THW Kiel spielte stark, spielte ein gutes Eins-gegen-Eins über Harald Reinkind und hatte in Lukas Nilsson einen sicheren Schützen. So führten die Kieler beinahe durchgängig mit einem Treffer, gingen nach Niclas Ekbergs Siebenmeter und Patrick Wienceks Gegenstoß nach großartiger Parade von Dario Quenstedt beim 8:6 erstmals mit zwei Treffern in Führung (12.). Wie schnell in der Königsklasse eine Partie kippen kann, erfuhren die Kieler wenig später: Dank zweier Wolff-Paraden gegen Landin und Ekberg benötigte Kielce nicht einmal drei Minuten für einen 4:0-Lauf, der die Gastgeber mit 12:10 in Führung brachte.

Zwei starke Aktionen vor der Sirene

Die Zebras spielten nach einer Auszeit von Jicha trotzdem ruhig weiter, Steffen Weinhold erkämpfte sich zwei Siebenmeter, die Ekberg zum neuerlichen Ausgleich verwandelte. Besser noch: Nach einem tollen Anspiel des gerade erst von einer Grippe genesenen Nikola Bilyk traf Hendrik Pekeler zum 13:12, Quenstedt lenkte einen Aguinagalde-Wurf spektakulär an den Pfosten, und Ekberg schnellte zum 14:12 nach vorn. Doch es blieb dabei: Immer dann, wenn dem THW die letzte Konsequenz im Abschluss fehlte, schlug Kielce zu. Und hatte schon in dieser Phase das Glück auf seiner Seite als Aguinagalde nach einem Kieler Abwehrversuch der Ball wieder vor die Füße fiel, und der Kreisläufer zum 15:15 treffen konnte. Doch die Zebras beendeten starke 30 Minuten im Stil einer Klasse-Mannschaft: Erst traf Wiencek nach einer artistischen Flugrolle, dann überwand Quenstedt seinen Vorgänger im Kieler Kasten mit einem Wurf aus dem Lauf zum 18:16-Pausenstand.

Kiel legt vor

Der Vorsprung wuchs direkt nach dem Wechsel durch Nilssons fünften Treffer auf 19:16 an, doch Kielce verkürzte nach zwei Wolff-Paraden gegen Reinkind ebenso schnell auf 18:19. Wieder zeigten die Zebras ihre Klasse: Pekeler stahl einen Ball und holte einen Siebenmeter heraus, den Ekberg verwandelte. Quenstedt parierte einen Moryto-Siebenmeter, Wolff reagierte mit einer Doppel-Parade gegen Reinkind und Wiencek, aber Rune Dahmke traf in Unterzahl zum 21:18. Dann eilte Quenstedt spät, aber nicht zu spät zurück: Im Sprung hielt er spektakulär den Fernandez-Heber, und als Wiencek dann einen weiteren Strafwurf zugesprochen bekam, führte der THW Kiel durch Ekberg mit 22:18 (38.). Im Anschluss verpassten es die Zebras aber, unter anderem durch einen vergebenen Siebenmeter, noch mehr Tore zwischen sich und die Gastgeber zu legen. Bei denen drehte nun vor allem Alex Dujshebaev auf: Der Europameister war nach seinem ersten Tor zum 19:22 kaum noch zu stoppen.

Kielce mit Glück und Geschick zum Sieg

Dennoch blieben die Schwarz-Weißen vorn, auch wenn Kielce sich nun Tor um Tor an den THW heranrobbte. Auch nach Dahmkes tollem Heber zum 26:24: Postwendend traf Dujshebaev, und nach Wolffs Parade gegen Pekeler war es Karacic, der zum Ausgleich traf. Weil die Zebras sich zunehmend schwerer gegen die Kielcer Abwehr taten, setzte Jicha auf den siebten Feld spieler. Mit Erfolg - bis zu einer haarsträubenden Fehlentscheidung: Nach einem klaren Fußspiel von Daniel Dujshebaev bekamen die Zebras nicht den Ball, um auf das 28:26 zu spielen. Vielmehr traf Jachlewski ins leere Tor - der ersten Nackenschlag, dem weitere folgen sollten. Auch, weil die Zebras ihre Chancen nicht nutzten: So verpasste Wiencek im Gegenstoß. Aber auch das Quäntchen Glück war weiter auf Seiten der Gastgeber: Duvnjaks Wurf sprang vom Innenpfosten an die Latte und von dort aus zurück ins Feld, auf der Gegenseite traf Karalek zum 30:30. Ekberg scheiterte an Wolff, Quenstedt hielt den Gegenstoß von Jachlewski, dem aber der Abpraller in die Hände fiel: Von Quenstedts Hüfte sprang der Ball zur ersten Kielce-Führung seit dem 12:10 ins Kieler Netz. 70 Sekunden vor dem Ende war das Spiel gekippt. Und während Duvnjak erneut an Wolff und dem Pfosten scheiterte, traf Karacic zum Endstand, der Kielce Platz drei im Endklassement einbrachte.

Liga im Fokus

Nach dem Abschluss der Gruppenphase in der VELUX EHF Champions League steht für die Zebras in den kommenden Wochen erst einmal wieder der Kampf um die Tabellenführung in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga im alleinigen Fokus. Bereits am kommenden Mittwoch sind die Kieler bei GWD Minden gefordert. Das 66. Aufeinandertreffen beider Traditions-Teams (siehe auch Gegnerstatistik GWD Minden im THW-Archiv) wird eine Premiere: Zum ersten Mal in der beinahe 70-jährigen Geschichte dieses Duells empfängt GWD den Rekordmeister nicht in Minden, sondern in der gut 20 Kilometer entfernten Stadt des Erzrivalen, in Lübbecke. Die Kampa-Halle, Heimspielstätte der Grün-Weißen, soll abgerissen werden. Deshalb musste GWD in die Kreissporthalle Lübbecke ausweichen. Anwurf ist Mittwoch um 19 Uhr, Sky überträgt live. Weiter geht's in Minden, Kiel!  

VELUX EHF Champions League, 14. Spieltag, 29.02.2020: PGE Vive Kielce - THW Kiel: 32:30 (16:18)

PGE Vive Kielce: Kornecki (1 Siebenmeter, keine Parade), Wolff (1.-60, 16/1 Paraden); Vujovic, Karacic (2), A. Dujshebaev (6), Pehlivan (1), Aguinagalde (3/1), Jachlewski (2), Janc (3), Lijewski (3), Kulesh (1), Moryto (2/1), Fernandez (5), D. Dujshebaev, Karalek (4), Guillo; Trainer: Dujshebaev
THW Kiel: Schröder (n.e.), Quenstedt (1.-60., 15/1 Paraden, 1 Tor); Duvnjak (1), Reinkind (2), M. Landin, Weinhold, Wiencek (4), Ekberg (8/5), Rahmel (1), Dahmke (2), Zarabec, Horak, Bilyk (2), Pekeler (2), Nilsson (7); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Slave Nikolov / Gjorgji Nachevski (MKD)
Strafzeiten: Kielce: 5 (D. Dujshebaev (7.), Guillo (18.), Aguinagalde (20.), 2x Pehlivan (34., 41.)) / THW: 5 (M. Landin (5.), Weinhold (13.), Horak (21.), Ekberg (35.), Nilsson (40.))
Siebenmeter: Kielce: 3/2 (Quenstedt hält Moryto (35.)) / THW: 6/5 (Wolff hält Ekberg (39.))
Spielfilm: 0:1, 2:1 (4.), 3:2 (5.), 3:4 (7.), 4:5, 6:6, 6:8 (12.), 7:9, 8:10 (15.), 12:10 (17.), 12:14 (24.), 14:14 (27.), 14:15, 15:16, 16:16 (29.), 16:18;
16:19., 18:19 (32.), 18:22 (38.), 20:22 (41.), 22:24, 22:25 (44.), 24:25 (46.), 24:26, 26:26 (49.), 28:28 (55.), 29:30 (58.), 31:30 (59.), 32:20.
Zuschauer: 4.200 (ausverkauft) (Hala Mosir, Kielce (POL))