Herkulesaufgabe für den THW Kiel in Skopje
Intensive Wochen für den THW Kiel: Bereits am Freitagmorgen setzt sich der schwarz-weiße Tross wieder in Bewegung, um das nächste Auswärtsspiel ins Visier zu nehmen. Via Sonderborg reisen die Kieler mit einer Chartermaschine in die nordmazedonische Hauptstadt Skopje, wo am Sonnabend um 17:30 Uhr das Top-Spiel der VELUX EHF Champions League auf die Zebras wartet: Der Titelverteidiger HC Vardar fordert in der ausverkauften "Jane Sandanski"-Hölle den THW Kiel zum Duell um zwei ganz wichtige Zähler in der Vorrundengruppe B. Nicht einmal 45 Stunden nach dem Abpfiff des Bundesliga-Heimspiels gegen die HSG Nordhorn-Lingen wartet auf die Kieler beim bisher verlustpunktfreien Tabellenführer also eine echte Herkulesaufgabe, die live von Sky übertragen werden wird.
Vorfreude auf eine "unglaubliche Halle"
Inmitten der Stars: Neu-Trainer David Jose Pisonero
2200 Kilometer - eine Strecke: Die Kieler haben einmal mehr eine anstrengende Reise in der VELUX EHF Champions League vor sich. Mit dem Teambus geht es am Freitag von Altenholz ins dänische Sonderborg, von wo aus eine Chartermaschine die Zebras nach Skopje bringen wird. Schon am frühen Abend versammelt THW-Trainer Filip Jicha seine Mannschaft zum Abschlusstraining um sich. Im dann noch ruhigen "Jane Sandanski"-Sport-Center wird Jicha in der einzigen Einheit, die den Kieler Handballern zwischen dem Bundesliga-Heimspiel gegen Nordhorn und dem Anpfiff in Skopje verbleibt, die Zebras auf die Top-Partie der Vorrundengruppe B einschwören. Trotz der Strapazen freut man sich im schwarz-weißen Lager auf die Begegnung: "Das wird ein echtes Spitzenspiel in einer unglaublichen Halle", sagt beispielsweise Nikola Bilyk. "Wegen solcher Partien in solch einer Atmosphäre wollten wir unbedingt wieder Champions League spielen."
Vardar: Elf Tage Zeit für die Vorbereitung
Abwehrbollwerk: Dainis Kristopans und Christian Dissinger
Bilyk und ein Großteil der Zebraherde wissen, was auf sie zukommt: Eine stimmungsvolle Hölle, befeuert von 6500 frenetischen Fans. Zuletzt spielten die Kieler Ende April 2018 in der nordmazedonischen Hauptstadt - und reisten damals trotz des 28:27-Erfolges enttäuscht zurück nach Kiel. Nach dem 29:28-Hinspielsieg in Kiel hatte sich Vardar Skopje aufgrund der Auswärtstore-Regelung in einem dramatischen Viertelfinale gegen den deutschen Rekordmeister durchgesetzt und fuhr zum VELUX EHF Final4 in Köln. "Wir haben damals mit 120 Prozent gespielt", erinnert sich Miha Zarabec, "aber es war in der Endabrechnung nicht genug. Am Samstag müssen wir mindestens genauso viel Einsatz zeigen, wenn wir in Skopje wieder gewinnen wollen." In der Tat, geht der Titelverteidiger der VELUX EHF Champions League doch vollkommen ausgeruht in die Spitzenbegegnung gegen den THW: Satte elf Tage hatte Trainer David Jose Pisonero nach dem 29:22-Sieg bei Tatran Presov in der SEHA-League Zeit, seine Mannschaft auf die Zebras einzustellen. Alles ist in Skopje auf die Königsklasse ausgerichtet. "Wir sind der Titelverteidiger, wir müssen in jedem Match wie die Champions agieren. Unser Ziel ist natürlich das VELUX EHF Final4", drückt Kapitän Stojanche Stoilov das Selbstverständnis der Nordmazedonier aus.
Viele Leistungsträger blieben
Wieselflink und torgefährlich: Stas Skube
Und das hat sich auch nach den Irrungen und Wirrungen um Mäzen Sergej Samsonenko, der zum wiederholten Male seinen Ausstieg bei dem Topklub angekündigt hatte. Doch mit dem Erfolg in Köln, dem zweiten Triumph nach 2017, konnte der Milliardär davon überzeugt werden, weiterzumachen. Und so blieb der befürchtete Aderlass im Kader weitestgehend aus. Zwar wechselten Mittelmann Igor Karacic (nach Kielce), Kreisläufer Rogerio Moraes Ferreira (nach Veszprem) und Torhüter Dejan Milosavljev, der zu den Füchsen aus Berlin ging, das Trikot, weitere Leistungsträger wie Ex-Zebra Christian Dissinger, der wieselflinke und torgefährliche slowenische Spielmacher Stas Skube, Linksaußen-Dreher-Legende Timur Dibirov, dessen Gegenüber Ivan Cupic oder 2,15-Meter-Gigant Dainis Kristopans oder auch Stoilov, der aufgrund einer Verletzung am Sonnabend eventuell nicht wird spielen können, hielten dem Verein aber die Treue. Ungewöhnlich war der Weg von Gleb Kalarash: Der ehemalige Magdeburger verließ Vardar im Sommer in Richtung Zaporozhye, kehrte dann aber - nachdem die Zukunft des Champions-League-Siegers gesichert war - wieder zurück nach Nordmazedonien.
Erst zwei Vardar-Niederlagen diese Saison
Goalgetter: Timur Dibirov
Kalarash und Stoilov fehlten beim ersten Kräftemessen beider Clubs in dieser Spielzeit: Bei der Vereins-Weltmeisterschaft im saudi-arabischen Dammam entschieden die Zebras das Halbfinale gegen Vardar mit 34:30 (siehe Spielbericht) für sich - der fünfte THW-Erfolg im insgesamt siebten internationalen Duell beider Mannschaften (siehe auch Gegnerstatistik HC Vardar im THW-Archiv). Der THW Kiel holte danach Silber, Vardar mit einem Sieg gegen Gastgeber Al Wehda Platz drei. "Das war ein gutes Spiel von uns", erinnert sich Bilyk, "aber es lässt nur wenig Rückschlüsse auf Samstag zu: Beide Teams steckten damals noch in der Vorbereitung, und Vardar wird gegen uns jetzt von 6500 Fans unterstützt." Auch Stoilov sah damals "nicht das echte Vardar. Wir hatten gute Momente, aber auch Schwächen. Jetzt sind wir viel stabiler." Das ist offenbar auch ein Verdienst des neuen Trainers: Der Spanier David Jose Pisonero beerbte seinen Landsmann, Erfolgstrainer Roberto Parrondo Garcia, der jetzt die ägyptische Nationalmannschaft betreut. Und Pisonero ist erfolgreich, holte im Derby gegen Metalurg den nordmazedonischen Supercup. Nach der Halbfinal-Niederlage bei der Vereins-WM in Kiel verlor seine Mannschaft nur noch ein Spiel (31:32 im Seha-League-Match in Zaporozhye).
Sky überträgt live
Auch in der VELUX EHF Champions League zog Vardar bisher einsam seine Kreise: Dem 33:31-Auswärtserfolg zum Auftakt beim Titelträger 2018, Montpellier HB, folgten ein 32:27 gegen den FC Porto und 31:30 in Zaporozhye. Als einzige Mannschaft der Gruppe B ist der Titelverteidiger noch ohne Punktverlust. Die Zebras werden am Samstag ab 17:30 Uhr in einer der lautesten und emotionalsten Hallen der Welt alles daran setzen, das zu ändern. Geleitet wird das Spitzenspiel von den Schweizern Arthur Brunner und Morad Salah, zudem reist der Tscheche Jiri Konecny als Delegierter der EHF nach Skopje. Sky überträgt ab 17:30 Uhr live aus dem "Jane Sandanski"-Sports-Center Veszprem, gemeinsam verfolgen kann man das Spiel in den Kieler Sky-Bars (unter anderem "Sporthotel Avantage" und "Bar Cultura", NDTSV-Holsatia-Vereinsheim im Strohredder 17 und im Hotel "Rosenheim", Schwentinental). Mit den "Supersport Tickets" von Sky kann man zudem flexibel ohne lange Vertragsbindung live dabei sein (mehr Infos und Buchung unter skyticket.de). Auf geht's nach Skopje, Kiel!
Fotos: IHF/Super Globe 2019