Auswärts beim Top-Favoriten: Veszprem fordert den THW
15. Duell beider Mannschaften
Veszprem bestritt bisher 20 Pflichtspiele, führt die heimische Liga mit elf Siegen aus elf Partien an. In der Seha-League gab es bisher bei fünf Siegen nur eine Niederlage bei Vardar Skopje, in der VELUX EHF Champions League gewann Veszprem nach dem 24:24 in Flensburg mit 32:28 gegen die Schweizer Kadetten aus Schaffhausen. Am vergangenen Spieltag reichte es beim polnischen Vizemeister Orlen Wisla Plock zu einem 28:28-Remis. Bisher spielten der THW und Telekom Veszprem 14 Mal gegeneinander, jedes Team siegte sieben Mal. Zuletzt hatte Veszprem in den entscheidenden Spielen die Nase vorn: Die Ungarn gewannen sowohl 2015 als auch mit etwas Glück 2016 das Halbfinale gegen die Zebras (siehe auch Gegnerstatistik Telekom Veszprem im THW-Archiv).
8.500 Reisekilometer in 15 Tagen
Freut sich auf das Top-Spiel: Domagoj DuvnjakDas Programm des THW Kiel in diesen Tagen ist unglaublich: Zum fünften Mal in Folge müssen die "Zebras" am Sonnabend auswärts antreten. Elf Partien in 39 Tagen haben sie seit dem ersten Bundesliga-Spieltag Anfang September absolviert und waren bis auf ein freies Wochenende ständig im Drei-Tage-Rhythmus in Sachen Punktejagd unterwegs. Nach der Rückkehr am Sonntag werden die Kieler neben der sportlichen Belastung allein im Oktober knapp 8.500 Reisekilometer in den Knochen haben. Ein Wahnsinn, der die Vorfreude auf die Partie in Veszprem aber nicht trübt: "Wir treten bei einer der besten Mannschaften Europas an, und uns erwartet ein echter Hexenkessel. Von solchen Spielen habe ich als junger Handballer geträumt", sagt Kapitän Domagoj Duvnjak, der die hitzige Atmosphäre in der Veszprem Arena nur zu gut kennt. "Der Lärm dort ist unglaublich. Wir werden uns auf dem Feld mit Zeichen verständigen müssen."
Gislason: "Veszprem ist Titelanwärter"
Dabei treffen die "Zebras" auf eine extrem starke Mannschaft. "Eigentlich hätte Veszprem schon im letzen Jahr die VELUX EHF Champions League gewinnen müssen", sagt THW-Trainer Alfred Gislason. "Jetzt haben sie sich noch einmal verstärkt, sind auf jeder Position mindestens doppelt gut besetzt. Für mich ist Veszprem neben Paris der große Titel-Anwärter in dieser Saison." Jetzt starten die Ungarn mit neuem Namen, neuen Gesichtern und vielen bekannten Weltstars des Handballs einen neuen Anlauf auf den Gewinn der Königsklasse. "Wir wollen alle Spieler gewinnen, dafür trainieren wir härter als ich es je mit einer Mannschaft erlebt habe", sagt Trainer Javier Sabate.
Elf neue Spieler verpflichtet
Klar dürfte sein, dass Sabate neben den Top-Stars wie Laszlo Nagy, Aron Palmarsson, Momir Ilic und dem furiosen Torhüter-Gespann mit Mirko Allilovic und Roland Mikler auch die Top-Neuzugänge wird spielen lassen. Königstransfer der Ungarn, die insgesamt elf neue Spieler vor dieser Saison verpflichteten und mit Christian Zeitz und Isaias Guardiola nur zwei abgaben, war Marko Kopljar: Der kroatische Nationalspieler wechselt vom FC Barcelona in die "Stadt der Königinnen" und befindet sich nun in der illustren Gesellschaft von Kreisläufer Blaz Blagotinsek (RK Celje), der künftig mit Gasper Marguc und WM-Torschützenkönig Dragan Gajic (kam aus Montpellier) ein slowenisches Trio bilden wird. Für den rechten Rückraum holte man neben Kopljar noch Gabor Ancsin aus Szeged, für die Mitte zusätzlich zu Palmarsson, Chema Rodriguez und Mate Lekai noch Inal Aflitulin vom HC Erlangen. "Veszprem ist die zweitteuerste Mannschaft Europas", sagte Ljubomir Vranjes von der SG Flensburg-Handewitt vor dem Auftakt-Unentschieden gegen die Ungarn.
Sky überträgt live
Sky überträgt das Spiel aus der ausverkauften "Veszprem Arena" am Sonnabend ab 17:30 Uhr live. In Kiel können THW-Fans den "Zebra"-Auftritt beim Finalisten gemeinsam in den Sky-Bars wie der "Bar Cultura", dem Sporthotel Avantage, "McLang's Irish Pub", dem Gutenberg, dem Pagelsdorf Sportcenter und der Projensdorfer Sportsbar live verfolgen. Informationen liefert auch der Ticker auf der THW-Homepage. Die Partie wird von den tschechischen Unparteiischen Vaclav Horacek und Jiri Novotny geleitet, der EHF-Delegierte Tomo Vodopivec kommt aus Slowenien. "Wir wissen, was uns in Veszprem für eine Atmosphäre erwartet", sagt Kapitän Domagoj Duvnjak. "Wir wollen in der hitzigen Veszprem Arena kühlen Kopf bewahren und den Gegner überraschen. Denn wir fahren auch nach Ungarn, um dort zu gewinnen!" Auf geht's, Zebras!
Kader mit 25 Stars
Nach zwei Final-Niederlagen in Folge und dank des neuen Hauptsponsors bekam Sabate für das große Ziel "alle Titel gewinnen" reichlich Verstärkung für den eh schon exquisiten Kader. Nach der Entscheidung, neben Königsklasse und der ungarischen Liga auch in der multinationalen Seha-League zu spielen wurde die Mannschaft auf 25 Stars aufgestockt. Insgesamt meldete Telekom Veszprem 35 Spieler für die VELUX EHF Champions League. Bis zur offiziellen Verkündung der Mannschaftsaufstellung am Sonnabendvormittag ist also völlig unklar, welchem Team Sabate für das inzwischen schon zum Traditionsduell gewordene Aufeinandertreffen mit dem THW Kiel das Vertrauen schenkt.
KN: Alle Augen auf Aron
Wien/Veszprem. Das fünfte Auswärtsspiel in Folge, böse Erinnerungen und eine alles überstrahlende Personalie – der Auftritt des THW Kiel heute (17.30 Uhr) in der Handball-Champions-League beim ungarischen Mega-Klub (und Meister) Telekom Veszprem steht unter besonderen Vorzeichen. Atemloser Oktober: Bis die Zebras wieder einmal in ihrem "Wohnzimmer" Sparkassen-Arena auflaufen dürfen, dauert es noch ein wenig. Am Mittwoch gastiert die TSV Hannover-Burgdorf in Kiel. Das Gruppenphasen-Duell ist auch „Bergfest“ in einem irrsinnigen Oktober. Vier Spiele liegen seit dem 1. Oktober bereits hinter den Kielern, vier weitere werden nach dem Ungarn-Trip folgen. Am Freitag ging es nach einem Tag Aufenthalt in Leverkusen (THW-Coach Alfred Gislason: "Die Bedingungen waren sehr gut"), wo der THW nach dem 31:25 gegen den Bergischen HC Quartier bezogen hatte, zunächst mit dem Flieger weiter nach Wien. Dort stieß Linksaußen Raul Santos nach überstandener Oberschenkelzerrung zur Zebraherde, die sich schließlich mit dem Bus auf den Weg zum Balaton machte. Der Gegner: Hat massiv aufgerüstet! 27 Akteure stehen im Kader von Coach Javier Sabaté, der auch die ungarische Nationalmannschaft übernommen hat. Allein elf Neuzugänge werfen ihre Bälle jetzt am Balaton beim "Titelanwärter" (Gislason). Als der Kroate Marko Kopljar vom FC Barcelona kam, war kein Platz mehr für den mittlerweile zum THW zurückgekehrten Christian Zeitz, dessen Anwälte sich weiterhin um ausstehende Gehaltsforderungen kümmern. "Zeitzi wird sich besonders ins Zeug legen", vermutet Gislason. "Hoffentlich kann ich ihm auch die Gelegenheit dazu geben." Und wer wird beim zweitteuersten Star-Ensemble Europas heute im Aufgebot stehen? 16 aus 27 - eine Wundertüte. Halbfinal-Stachel: Von fünf Aufeinandertreffen in dem 5000 Zuschauer fassenden Hexenkessel Veszprem Arena aus Glas, Beton und Blech hat der THW vier verloren. "Die Stimmung dort ist überragend", sagt Alfred Gislason. Und: "Wir waren die bessere Mannschaft gegen Paris, in Barcelona, und es wäre super, wenn wir das auch in Veszprem schaffen würden." Spiele gegen Veszprem würden, so Gislason, "immer viel Spaß machen", und trotzdem gehen beide Teams "fair miteinander um". Tief sitzt indes noch der Stachel der Niederlage im Halbfinale der Königsklasse im Mai. Dieses Drama, in dem am Ende nur 94 Sekunden zum Sieg und Finaleinzug fehlten. 28:31 hieß es nach Verlängerung. "Dabei hatte der THW doch den Sieg fest in der Hand", sagte ein fassungsloser Javier Sabaté nach furiosen 70 Minuten. Auch darum kündigt Gislason an: "Wir werden mit allem in diese Partie gehen, was wir haben." Personalie Palmarsson: Und immer wieder fällt der Name Aron Palmarsson. Die Karten liegen auf dem Tisch: Der 26-jährige Rückraumspieler, der bis 2018 vertraglich an Telekom Veszprem gebunden ist, ist der absolute Wunschspieler von Alfred Gislason. Der THW-Trainer sagt: "Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich Aron zurückbekommen möchte. Dann würde mein Plan aufgehen." THW-Geschäftsführer Thorsten Storm hat indes bestätigt, dass der deutsche Rekordmeister dem "verlorenen Sohn" ein Angebot unterbreitet habe. "Mehr können wir jetzt nicht machen. Jetzt liegt die Entscheidung beim Spieler", so Storm. Es soll sich, so ist aus dem Zebra-Umfeld zu hören, um eine lukrative Offerte für den Isländer handeln, an dem allerdings auch das finanzstarke Paris Saint-Germain vehementes Interesse bekundet haben soll. Palmarsson, der von mehr als 100 000 ungarischen Fans zum Spieler der Saison gewählt wurde, hat sich zu einer möglichen Zukunft in Kiel bislang nicht geäußert, sagte am Rande des Champions-League-Final-Four in Köln: "Ich vermisse einiges in Kiel." Dennoch ist Gislasons Optimismus gebremst: "Ein Wechsel ist wohl unwahrscheinlich. Die meisten Stars wollen sich die Härte in der Bundesliga und die Bedingungen mit nur 14 Spielern im Kader nicht mehr antun." (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 15.10.2016)