Weiter geht's in Istanbul: THW in der Königsklasse gefordert
Istanbul verpasst den Achtelfinal-Einzug
Starke Offensive
Topscorer: Darko DjukicDie Offensive ist das Prunkstück des türkischen Meisters: Im Schnitt erzielte Besiktas 27 Treffer pro Partie und damit genauso viel wie die Rhein-Neckar Löwen in der Gruppe B. Top-Scorer Darko Djukic, serbischer Neuzugang auf Rechtsaußen, erzielte bisher 71 Treffer, elf davon allein bei der klaren 28:40-Niederlage gegen Paris Saint Germain am vergangenen Spieltag. Djukic ist damit der vierterfolgreichste Werfer der Königsklasse, ihm folgt auf Platz acht - gleichauf mit PSG-Star Nikola Karabatic, der wurfgewaltige Istanbuler Rückraumstar Ramazan Döne (67).
Schwache Defensive
So sehr der Angriff der Istanbuler also von Spieltag zu Spieltag für Furore sorgte, so schwach präsentierte sich der türkische Meister bisher in der Defensive: Mit 412 Gegentoren kassierte Besiktas mehr Treffer als jeder andere der insgesamt 16 Clubs in den Gruppen A und B. Durchschnittlich 34 Mal mussten Kapitän Ibrahim Demir und Miroslav Kocic in den bisher absolvierten zwölf Partien hinter sich greifen - zu oft, um das gesteckte Ziel Achtelfinale zu erreichen. So verbuchte man lediglich beim umjubelten 32:30-Heimsieg gegen Zagreb Pluspunkte - ansonsten zahlte der türkische Meister wie schon in der vergangenen Saison oftmals Lehrgeld.
Dänische Schiedsrichter
Für die "Zebras" ist die Reise nach Istanbul die weiteste Auswärtstour der Saison. Rund 2.100 Kilometer werden sie am Dienstag mit dem Bus und dem Flugzeug zurücklegen, dabei rund neun Stunden unterwegs sein. Am Ankunfts-Abend steht eine Trainingseinheit auf dem Plan der "Zebras", die dann am Mittwoch hellwach sein müssen. Das Spiel wird um 18.30 Uhr (MEZ) von den beiden dänischen Unparteiischen Jesper Kirkholm Madsen und Henrik Mortensen angepfiffen, für die EHF wird der Delegierte Kamer Metalari (Mazedonien) in Istanbul erwartet. THW-Fans in Deutschland können das Spiel live bei Sky Sport und im Ticker auf der THW-Homepage verfolgen. Gemeinsam die Daumendrücken kann man in den Sky-Sportbars - in Kiel unter anderem in der "BarCultura", im "Gutenberg", in "McLang's Irish Pub", im Fußballcenter Pagelsdorf, in der Projensdorfer Sportsbar und im Sporthotel Avantage. Auf geht's, Kiel!
Geringes Zuschauerinteresse
KN: Tristes Kontrastprogramm
Kiel/Istanbul. Dienstreise an den Bosporus. Heute Abend um 18.30 Uhr (19.30 Uhr Ortszeit) tritt der Handball-Rekordmeister THW Kiel in der Champions League bei Besiktas Istanbul an. Ein Spiel aus der Kategorie "Dinge, die die Welt nicht braucht". Ein Punkt reicht den Zebras, um Platz vier in der Gruppe A zu sichern. Die Platzierung würde das wertvolle Heimrecht im Achtelfinal-Rückspiel im März bedeuten. Mit Bus (bis Hamburg) und Flieger legte der Tross um Coach Alfred Gislason die 2500 Kilometer in die türkische 14-Millionen-Einwohner-Metropole am Dienstag zurück, landete um 16 Uhr auf dem Atatürk-Flughafen, ehe am Abend das Abschlusstraining auf dem Programm stand. Heute Abend laufen die Kieler dann in den Sinan Erdem Dome (Sinan Erdem Spor Salonu) ein. Die bei Sportveranstaltungen 16 500 Zuschauer fassende Arena ist die größte in der Türkei, wird bei Spielen der türkischen Basketball-Nationalmannschaft regelmäßig zum kochenden Tempel. Bei den Handballern von Besiktas Istanbul - mit nur einem Sieg Tabellenschlusslicht der Gruppe A - herrscht tristes Kontrastprogramm. Kamen beim ersten Heimspiel der Königsklassen-Saison gegen Celje (24:30) noch 2000 zahlende Gäste, waren es zuletzt gegen Top-Gegner wie Veszprem (34:38) oder die SG Flensburg-Handewitt (26:34) nur 350 Besucher. Gegen Plock (29:38) verirrten sich sogar nur 250 Handball-Fans in das weite Rund. So rächt sich die Champions League nun an ihren Chef-Planern, die die Top-Gruppen A und B mit den 16 besten Mannschaften nicht nach sportlicher Klasse oder gar einem europäischen Koeffizienten einteilten, sondern auch Faktoren wie Hallenkapazität, Social-Media-Reichweite oder VIP-Versorgung willkürlich ins Kalkül zogen. Dazu und zu einer möglichen Champions-League-Reform der Reform wollte sich THW-Cheftrainer Alfred Gislason am Dienstag nicht äußern. Im Fokus stehe ein Sieg gegen die schlechteste Abwehr der Gruppen A und B (412 Gegentore), um Platz vier zu sichern, auch wenn Gislason "Spielern wie Domagoj Duvnjak gern eine Pause geben" würde und mit komplettem 16-Mann-Kader inklusive der Ergänzungsspieler Alexander Williams und Rogerio Ferreira in die Türkei gestartet ist. Hinter dem Einsatz von Linkshänder Dener Jaanimaa (krank) stand am Dienstag noch ein Fragezeichen. Währenddessen schuften die verletzten Vier (Toft Hansen, Wiencek, Weinhold, Dissinger) in der Reha für ihr Comeback. Auf Platz eins im Rückkehrer-Ranking ist Christian Dissinger bereits wieder ins Lauftraining eingestiegen. Der 24-jährige Europameister hatte sich bei der EM einen Muskelbündelriss im Adduktorenbereich zugezogen. Die jüngsten Untersuchungen stimmen den Rückraumspieler allerdings hoffnungsfroh: "Ich hoffe, in drei Wochen im Champions-League-Achtelfinale wieder auf dem Feld zu stehen." Dann, wenn Dissinger zurück ist, wird auch die Spannung zurück sein in der Königsklasse. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 24.02.2016)