Derby im Achtelfinale der Königsklasse: THW trifft auf Flensburg
Die SG Flensburg-Handewitt ist Gegner des THW Kiel im Achtelfinale der VELUX EHF Champions League. Das ergab die Auslosung am Dienstag in Wien. Das zweiteilige Landes-Derby, die Neuauflage des letztjährigen Finales, findet am 15. März (19.30 Uhr, live bei sky) in Flensburg und am 22. März in Kiel statt.
Löwen gegen Szeged
Auch in Frankreich kommt es zu einem ligainternen Duell: US Dunkerque trifft auf Paris St. Germain, während Montpellier AHB bei KS Kielce in Polen antreten muss. Die Rhein-Neckar Löwen, dritte deutsche Mannschaft im Achtelfinale, bekommen es mit dem ungarischen Vizemeister Pick Szeged zu tun und spielt zunächst zu Hause. Der FC Barcelona misst sich wie im Vorjahr mit Aalborg Handbold (Dänemark), und MKB Veszprem fordert den Kieler Gruppengegner Naturhouse La Rioja. Außerdem trifft Wisla Plock (Polen) auf Vardar Skopje (Mazedonien), und Zagreb spielt gegen KIF Kolding-Kopenhagen.
SG mit Licht und Schatten
In der Vorrunde wechselten sich bei den Flensburgern Licht und Schatten ab. Deutlichen Heimsiegen gegen Plock (35:28), Alingsas (31:21) und Kopenhagen (27:20) standen ebenfalls deutliche Niederlagen in der dänischen Hauptstadt (21:35) und Barcelona (27:36) gegenüber. Den möglichen dritten Platz verspielte die SG durch die 29:31-Niederlage am letzten Vorrundenspieltag bei Wisla Plock.
Kieler Reaktionen
THW-Geschäftsführer Thorsten Storm sprach von einem "harten Achtelfinal-Brocken. Schließlich ist es die Neuauflage des Vorjahres-Finales. Das werden zwei Höhepunkte hier in Schleswig-Holstein. In Flensburg haben wir die letzten Jahre nicht gut ausgesehen. Viel wird darauf ankommen, wie man sich dort im Hinspiel schlägt. Das wird richtig interessant." THW-Prokuristin Sabine Holdorf-Schust war zur Auslosung nach Wien gereist. "Ich hatte mich extra nicht neben SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke gesetzt. Aber auch das hat nichts geholfen", sagte Holdorf Schust. "Es ist sehr schade, dass es dieses Derby jetzt schon gibt, das hätten sich sicherlich beide Clubs lieber für später aufgehoben. Für unsere Fans ist es ein tolles Los, weil viele jetzt auch zum Auswärtsspiel reisen können."
Die Derbys Nummer 81 und 82
Titelverteidiger: Die SG Flensburg-Handewitt.Das Topduell ist aber natürlich das schleswig-holsteinische Landesderby. Beide Teams haben dabei die kürzeste, mögliche Anreise in der Königsklasse: Nur rund 80 Kilometer trennen die beiden Vorjahresfinalisten aus Kiel und Flensburg, die in ihrer langen, bisher 80 Spiele umfassenden Derby-Geschichte bereits achtmal auf europäischer Ebene aufeinander getroffen sind - das erste Mal im EHF-Pokal-Finale 1998, das der THW Kiel auf der Jagd nach seinem ersten Triple gewann.
Ebenfalls legendär sind die beiden Champions-League-Finalspiele 2007, die am Ende von 120 dramatischen Minuten die Landeshauptstadt in einen tagelangen Jubelrausch versetzten. Insgesamt ist die Bilanz zwischen den beiden Landesrivalen auf europäischer Eben nahzu ausgeglichen: Vier Mal siegte der THW Kiel, einmal gab es ein Unentschieden, und dreimal gewann die Mannschaft von der dänischen Grenze (siehe auch Gegnerdaten der SG Flensburg-Handewitt im THW-Archiv).
Vorkaufsrecht läuft
Inhaber von Karten mit Vorkaufsrecht können sich noch bis einschließlich Sonnabend, dem 28. Februar (Mitternacht), ihr Achtelfinal-Ticket sichern (alle Informationen zum Ticketkauf mit Vorkaufsrecht). Der freie Vorverkauf für das Achtelfinal-Rückspiel startet nach Ablauf dieser ersten Verkaufsphase. Weitere Informationen hierzu werden zeitnah zum freien Vorverkaufsstart auf der THW-Homepage veröffentlicht, von telefonischen Anfragen an die Geschäftsstelle bitten wir daher abzusehen. Reservierungen werden nicht entgegen genommen.
Ägypter verstärkt Team
Die Mannschaft des Titelverteidigers, die wir bereits im Vorbericht zum Bundesliga-Hinspiel ausführlich vorgestellt hatten, wurde nach einer Verletzungsserie unlängst noch einmal verstärkt: Der ägyptische Top-Torschütze Ahmed El Ahmar wechselte zur SG. Der 31-jährige Linkshänder kam vom katarischen Club Al-Jaish.
KN: Ungewolltes Duell: Kiel gegen die SG
Wien. Die Lose "THW Kiel" und "SG Flensburg-Handewitt" hatten ihre blaue und rote Plastikkugel noch gar nicht verlassen, da war klar, dass die beiden Handball-Bundesligisten im Achtelfinale der Champions League (15. und 22. März) aufeinandertreffen. Bei der gestrigen Auslosung in Wien, dem Sitz der Europäischen Handball-Föderation (EHF), ließ das Regelwerk bereits nach den ersten beiden Paarungen keine andere Konstellation mehr zu als die eine, die in Flensburg und Kiel nur auf wenig Gegenliebe stieß.
"Ich hatte dieses Los schon befürchtet", sagte Sabine Holdorf-Schust, die den THW Kiel in Österreich vertrat. Die Geschäftsstellen-Leiterin und SG-Manager Dierk Schmäschke hatten sich bewusst nicht nebeneinander gesetzt, um das Schicksal von der Idee abzubringen, das Endspiel der vergangenen Saison diesmal bereits in der ersten K.o.-Runde aufzulegen. Schust wählte stattdessen den Stuhl neben Jan Larsen, dem Manager von Aalborg Handbold. "Wir hatten uns beide gewünscht, dass Aalborg gegen Kiel spielt", sagte Schust, die dem Derby nach dem ersten Schock auch eine gute Seite abgewinnen konnte. "So haben unsere Fans die Chance, uns in großer Zahl zu einem Auswärtsspiel zu begleiten."
In der Champions League muss der Gastgeber zehn Prozent seines Kontingents an den Gegner abtreten. Da die Flens-Arena 6000 Zuschauer fasst, können am 15. März (Anwurf 19.30 Uhr) mindestens 600 Kieler das Team von Alfred Gislason unterstützen. Das Datum für das Rückspiel gab der Belegungsplan der Kieler Arena vor - am 21. März findet hier die Eisrevue "Holiday on Ice" statt, da blieb nur der 22. März als Alternative. Die Anwurfzeit (wahrscheinlich auch 19.30 Uhr) wird derzeit in Absprache mit dem Fernsehsender Sky festgezurrt. "Ich bin nicht glücklich darüber, gegen Kiel zu spielen", sagte Schmäschke, der die Auslosung allerdings gelassener verfolgen konnte als Sabine Holdorf-Schust. Nach der jüngsten 29:31-Niederlage in Plock war der Titelverteidiger in der Gruppe B noch hinter die Polen auf den vierten Platz abgerutscht und wurde demnach einem Gruppensieger zugelost. "Sportlich macht Kiel für uns keinen großen Unterschied, alle Lose wären sehr schwer gewesen", sagte Schmäschke, der in der ersten Reihe sitzend einen guten Blick auf das Prozedere hatte.
EHF-Generalsekretär Michael Wiederer und Vize-Präsident Leo Kalin losten um 12.38 Uhr mit dem ungarischen Meister MKB Veszprem und Kiels Gruppengegner La Rioja die erste Achtelfinal-Partie aus. Als sich zwei Minuten später ergab, dass Montpellier AHB auf Targi Kielce trifft, den einzigen Verein, der alle Gruppenspiele gewonnen hat, war bereits klar, dass Kiel und Flensburg in der Champions League zum vierten Mal aufeinandertreffen werden. Barcelona und Aalborg, die anderen Vereine in den Lostöpfen, mussten zwangsläufig gegeneinander spielen, weil der spanische Seriensieger und Flensburg zuvor in der gleichen Gruppe gewesen waren - im Achtelfinale sind Neuauflagen von Spielen aus der Vorrunde ausgeschlossen.
"Wir brauchen ein Wunder", sagte Schmäschke, der angesichts der langen Verletztenliste den THW („Die derzeit beste Mannschaft der Welt“) als klaren Favoriten einstuft. In Plock musste Trainer Ljubomir Vranjes sogar seinen Assistenten Maik Machulla reaktivieren, um eine spielfähige Mannschaft aufstellen zu können.
Im Hinspiel gegen Kiel, so Schmäschke, müsse seine SG mit den Rückraumspielern Holger Glandorf und Jim Gottfridsson sowie Kreisläufer Jacob Heinl auf drei Schlüsselspieler verzichten. Zudem sei unklar, ob mit Regisseur Thomas Mogensen ein weiterer wieder zum Einsatz kommen könne. "Wir haben nur noch einen kleinen Kader, aber ein sehr großes Herz", versprach Schmäschke zwei Spiele "voller Emotionen und Leidenschaft".
Als in Wien gelost wurde, mixten Gislason, Rasmus Lauge und Filip Jicha in Neumünster auf dem Stand eines Sponsors Cocktails. "Als ich jünger war, wollte ich immer sofort wissen, wer unser Gegner ist", sagte Jicha, bevor er sich in den Holstenhallen die Schürze umband. "Heute bin ich da gelassener." Flensburg hatte auf seiner Wunschliste aber ganz unten gestanden. "Von den drei möglichen Gegnern ist dieser der schwerste."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 25.02.2015)