30:20 beim HC Erlangen: Sicherer Kieler Erfolg in hitzigem Spiel
Der THW Kiel bleibt in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga weiter auf Erfolgs-Kurs: Am 4. Spieltag gewannen die "Zebras" beim bis dato ebenfalls noch ungeschlagenen HC Erlangen mit 30:20. Vor 4533 Zuschauern legten die Kieler Handballer in einer von vielen technischen Fehlern und einer hitzigen Atmosphäre geprägten Partie noch vor der Pause den Grundstein für die beiden wichtigen Auswärtspunkte, als sie mit einem 7:0-Lauf auf 14:7 davonzogen. Bester Torschütze war einmal mehr Rechtsaußen Niclas Ekberg mit 6/2-Treffern. Der Schwede überholte in der "ewigen Bestenliste" des THW Kiel den heutigen Trainer Filip Jicha und ist aktuell mit 1324 Treffern zweitester Kieler Bundesliga-Torschütze aller Zeiten.
"Kiel war eine Nummer zu groß für uns"
"Kiel war einfach eine Nummer zu groß für uns", resümierte HCE-Trainer Michael Haaß, "unser Problem war die schwache Leistung unseres Angriffs, außerdem war auch Niklas Landin sehr stark. Wenn dann noch mit dem Halbzeitpfiff ein Ball ins leere eigene Tor fliegt, passiert das natürlich im denkbar ungünstigsten Moment." In der Tat spielten die Zebras vor allem in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit wie aus einem Guss, hatten in Torhüter Niklas Landin (insgesamt 14 Paraden) erneut einen bärenstarken Rückhalt und galoppierten nach dem 7:7 in der 23. Minute mit einem 7:0-Lauf gegen die überforderten Erlanger zum Halbzeit-Resultat von 14:7. Eine makellose Glanzleistung in nur sieben Minuten, die die Partie vorentschied. THW-Linksaußen Magnus Landin setzte dem Kieler Express-Handball die Krone auf, als er in der letzten Sekunde vor dem Pausenpfiff von der eigenen Ecke ins verwaiste Erlanger Tor traf und den Gegner konsterniert in die Kabinen schickte.
Kieler übernehmen früh die Spielregie
Patrick Wiencek auf dem Weg zum 2:2
Mit 5:1-Punkten, dabei das überraschend herausgespielte 27:27-Remis in Flensburg, waren die Schützlinge von Trainer Michael Haaß glänzend in die Bundesliga-Punktrunde gestartet, hatten sich gegen den THW viel vorgenommen, wollten vor allem ihre schwarze Bilanz gegen den Rekordmeister mit zwölf Niederlagen aus zwölf Spielen endlich schönen. Allein, das Vorhaben blieb als reine Absicht vor allem in den Pranken der THW-Abwehrriesen um Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler stecken. Die einzige eigene Führung für die Gastgeber erzielte Rechtsaußen Hampus Olsson mit dem Premierentor der Begegnung zum 1:0 in der zweiten Minute. Dann übernahmen die Norddeutschen Spielregie und -Tempo. Der 4:0-Lauf, erzielt durch den Tempogegenstoß von Wiencek, Ekbergs Solo, Pekelers Treffer vom Kreis und Harald Reinkinds Kracher aus dem Rückraum, besiegelte die erste klare THW-Führung zum 5:2.
Klare Verhältnisse zur Pause
Als die Kieler dann mit ihrem Pech bei Holztreffern von Sagosen und Duvnjak haderten, nutzten die Gastgeber mit ihrer robust auftretenden Defensive ihre Möglichkeiten, rückten den Zebras auf die Pelle und glichen in der 23. Minute durch Jeppson zum 7:7 aus. Der Start eines noch hitzigeren Schluss-Spurts? Mitnichten. Denn die Zebras hatten Antworten parat. Antworten, die den Erlanger Zuschauern und Spielern dicke Fragezeichen in die Gesichter trieben. Je zweimal Magnus Landin und Domagoj Duvnjak, Hendrik Pekeler, Miha Zarabec und Patrick Wiencek zauberten in nur sieben Minuten einen 7:0-Lauf auf das Erlanger Parkett, Basis war die aggressive, überaus wirkungsvolle Deckungsarbeit mit dem überragenden Niklas Landin als Bollwerk im Kieler Tor. So herrschten schon beim Pausenpfiff klare Verhältnisse.
THW hat immer Antworten
Die Kieler Abwehr war einmal mehr Garant für den Erfolg
Immerhin brachten die beiden schnellen Erlanger Tore kurz nach Wiederanpfiff durch den Ex-Kieler Sebastian Firnhaber und Johannes Sellin ein wenig Hoffnung zurück in die Arena. Auf vier Tore schrumpfte Kiels Vorsprung dann durch Firnhabers 14:18 in der 40. und das 15:19 (41.) durch Linksaußen Bissel. Die Wende für die Gastgeber in der weiterhin von nickeligen Fouls geprägten Partie? Nein. Drei Minuten später versammelte Haaß seine Mannschaft aber schon wieder zu einer Auszeit um sich herum. Immer wieder war es Niklas Landin, der zur Wand für die Süddeutschen mutierte, phasenweise unüberwindbar wurde für die Erlanger Angreifer. Und vorne machte der "Chef" kurzen Prozess: Duvnjak zum 20:15, Duvnjak im Eins-Gegen-Eins zum 21:15, und dann traf auch noch Ekberg per Gegenstoß: 17 Minuten vor dem Ende war das Aufbegehren der Gastgeber schnell von den Schwarz-Weißen im Keim erstickt worden.
Rückfahrt direkt nach dem Sieg
Vorne drückten die Zebras weiter aufs Tempo, erzielten leichte und sehenswerte 'Treffer, so Ekbergs Einläufer in der 51. Minute zum 25:17 - eine wahre Augenweide! Die letzten Minuten standen dann aus Sicht der Gastgeber nur noch unter dem Motto Schlimmeres zu verhindern, während THW-Linksaußen Magnus Landin in der 60. Minute den Schlusspunkt zum 30:20 setzte. Die erste Erlanger Saison-Niederlage war perfekt, der THW dagegen schwimmt weiter auf der Erfolgswelle. "Wir waren vorgewarnt, deswegen haben wir konzentriert agiert", sagte THW-Kreisläufer Patrick Wiencek nach dem Sieg. "Mit dieser Höhe des Sieges haben wir aber nicht gerechnet." Dann verschwanden Wiencek & Co. im Bus - noch in der Nacht ging es zurück in den Norden.
Donnerstag in Montpellier
Harald Reinkind erzielte drei Tore
Nach der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga ist wieder vor der EHF Champions League: Mittwoch reisen die Zebras nach Montpellier. Das dritte Gruppenphasen-Spiel in der EHF Champions League wird am Donnerstag, 30. September, um 20:45 Uhr angepfiffen und ist vonseiten der Europäischen Handball Föderation als "Spiel der Woche" angekündigt. Dieses Mal überträgt ausschließlich DAZN die Begegnung der beiden ehemaligen Champions-League-Sieger live im Onlinestream. Weiter geht's in Südfrankreich, Kiel!
Fotos: Sportfoto Zink / Oliver Gold
LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, 4. Spieltag: HC Erlangen - THW Kiel: 20:30 (7:14)
HC Erlangen: Ziemer (43.-60., 2 Paraden), Ferlin (1.-43., 7/1 Paraden); Sellin (1), Jaeger (1), Överby, Marschall, Firnhaber (3), Büdel (1), Bissel (1), Metzner (2), Link, Jeppsson (3), Steinert (6/2), Leban, Olsson (2), Zechel; Trainer: Haaß
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 12/1 Paraden), Quenstedt (n.e.); Ehrig, Duvnjak (5), Sagosen, Reinkind (3), M. Landin (5), Weinhold (2), Wiencek (2), Ekberg (6/2), Dahmke (n.e.), Zarabec (2), Horak, Bilyk (1), Pekeler (4); Trainer: Jicha
Schiedsrichter: Christian vom Dorff / Fabian vom Dorff
Zeitstrafen: HCE: 3 (2x Steinert (4., 37.), Sellin (59.)) / THW: 3 (Duvnjak (9.), 2x Sagosen (12., 33.))
Siebenmeter: HCE: 3/2 (Landin hält Steinert (9.)) / THW: 1/0 (Ferlin hält Ekberg (4.))
Spielfilm: 1:0, 2:1 (3.), 2:5 (11.), 3:6 (16.), 4:7 (18.), 7:7 (23.), 7:14;
9:14 (33.), 11:16 (36.), 12:18, 14:18 (40.), 15:19, 15:22 (43.), 16:23 (48.), 18:27 (54.), 20:27 (58.), 20:30.
Zuschauer: 4533 (Arena Nürnberger Versicherung, Nürnberg)
Stimmen zum Spiel
THW-Kapitän Patrick Wiencek: Das war kein leichtes Spiel. Wir wussten, dass hier eine super Atmosphäre herrschen wird, und Flensburg hat gegen den HC Erlangen zu Hause einen Punkt gelassen – deswegen waren wir vorgewarnt. Wir wollten nichts anbrennen lassen und haben alles gegeben. Am Ende haben wir mit zehn Toren gewonnen, mit einem derart hohen Sieg haben wir nicht gerechnet. Viele Dinge haben gut funktioniert: Unsere Abwehr stand besser als gegen Elverum, Niklas hat wieder einige freie weggenommen, und im Angriff haben wir gute Lösungen gefunden und konnten einfache Tore im Gegenstoß machen. Defensiv war heute mehr Wille da, wir wollten es unbedingt besser machen als gegen Elverum. Aber: Wir sind nie zufrieden, wollen uns weiter entwickeln. Perfekt sind wir nicht.
HCE-Trainer Michael Haaß: Kiel war heute eine Nummer zu groß für uns. Wobei wir im Sechs-gegen-Sechs den Angriff der Kieler gut gestellt haben, wir hatten eine gute Abwehr und gute Torhüter. Das Problem war heute der Angriff: Mutlos, wenig Zug zum Tor. Da haben wir uns von einer starken Kieler Deckung und einem starken Landin im Tor den Schneid abkaufen lassen. Da haben wir von der ersten Minute an nicht die Power gezeigt, die wir eigentlich hätten zeigen sollen. Der Genickbruch war der 0:7-Lauf Ende der ersten Halbzeit. Trotzdem fühlt sich das Ergebnis zu hoch an.