31:24 gegen Lemgo: Souveräner Heimsieg zum Jahresausklang
16 Paraden von Niklas Landin haben dem THW Kiel den Weg zu einem souveränen Heimsieg im letzten Spiel des Jahres geebnet: Vor 10285 Zuschauern in der seit Wochen ausverkauften Sparkassen-Arena schlugen die Zebras den TBV Lemgo Lippe nach anfänglichen Schwierigkeiten mit 31:24 (18:13) und gehen als Tabellenführer mit einem Zähler Vorsprung auf den Verfolger aus Hannover in die EM-Pause. Bester Torschütze war Linkshänder Harald Reinkind, der sechs Treffer zwischen der 19. und 37. Minute erzielte. Ihm folgten im starken Kieler Kollektiv die Rechtsaußen Ole Rahmel (5) und Niclas Ekberg, der nur für Siebenmeter die Platte betrat und ebenfalls fünf Mal traf.
Kieler trotzen der Müdigkeit
Steffen Weinhold erzielte drei Tore
Mit einem fulminanten Schlagwurf von Miha Zarabec starteten die Zebras in die letzten 60 Minuten Handball des Jahres. Allerdings war den Kielern anzumerken, dass die Beine nach den Strapazen der vergangenen Wochen und Monate etwas müde waren. Die Lemgoer nutzten dies eiskalt und gingen durch Bajens mit 4:2 in Führung. Gut, dass Steffen Weinhold in der Folge den Turbo zündete: Der Linkshänder traf zum 3:4 und kurz darauf zum Ausgleich, den der TBV noch einmal konternt konnte. Nach Nilssons 5:5 blieb der THW Kiel vorn - auch, weil Niklas Landin die Werfer der Ostwestfalen in Serie zur Verzweiflung trieb, mit seinen spektakulären Paraden unter anderem gegen den Liga-Toptorschützen Elisson, Cederholm, Schagen und Carlsbogard seinen Vorderleuten Sicherheit gab.
Rotation und klare Pausenführung
Sechsfacher Torschütze: Harald Reinkind
Die spielten sich die Müdigkeit sukzessive aus den Beinen und Köpfen. Kamen zu Ballgewinnen in der Abwehr und hatten im Angriff spielerische und kämpferische Lösungen. Weinhold traf nach starkem Eins-gegen-Eins zum 8:7, Hendrik Pekeler bediente Miha Zarabec mustergültig vor dessen 9:7, dann wurde toll für Ole Rahmel "abgeräumt", der sich das 10:7 nicht nehmen ließ. THW-Trainer Filip Jicha ließ früh rotieren, um die Belastung gleichmäßig zu verteilen. So kam Harald Reinkind für Weinhold - und der Norweger führte sich mit dem 102-km/h-11:7 gleich hervorragend ein. Der schönste Treffer gelang indes dem Kapitän: Zarabec sah den an den Kreis eingelaufenen Domagoj Duvnjak, der das 13:9 erzielte. Mit schnellem Spiel und schnellen Armen in der Abwehr setzten sich die Kieler bis zum Wechsel auf 18:13 ab - Zarabec und Pekeler erzielten mit der Sirene den Pausenstand.
THW kommt stark aus der Pause
Ole Rahmel erzielte fünf Treffer aus fünf Versuchen
Die ersten Minuten nach Wiederanpfiff gehörten dann ebenfalls den Zebras: Landin hielt gegen Carsbogard, Reinkind traf. Lemgo leistete sich einen Fehlpass, Reinkind traf erneut. Dann spielte angelte sich Pekeler in der Abwehr den Ball, Rahmel startete durch und erzielte das 21:13 - drei Minuten nach Wiederanpfiff beorderte TBV-Trainer Florian Kehrmann seine Mannen für eine Minute an die Seitenlinie. Dann wurde es auf beiden Seiten turbulent - Lemgo verkürzte nach zahlreichen vergebenen Möglichkeiten beider Teams auf 15:21. Doch anders als zuletzt wackelte der THW Kiel dieses Mal nicht, weil er immer Antworten parat hatte: Reinkind jagte den Ball mit 107 Stundenkilometern zum 22:15 ins Netz, BIlyk legte mit viel Schwung das 23:15 nach, Duvnjak spielte einen seiner grandiosen No-Look-Pässe auf Rahmel, der das 24:16 erzielte. Und dann fackelte der Kapitän nicht lange, als er eine Lücke sah: Hüftwurf, 25:17 (41.).
Landin hält zwei Siebenmeter in Folge
Erfolgreich in höchster Bedrängnis: Hendrik Pekeler
Und immer dann, wenn Lemgo wie nach dem 24:29 durch Klimek (53.) an einem weiteren Verkürzen schnupperte, war Niklas Landin zur Stelle: Binnen zwei Minuten hielt der Weltmeister-Keeper gleich zwei Siebenmeter von Elisson und raubte damit den Gästen die letzte Hoffnung auf eine Überraschung. In einer torarmen Schlussphase schraubten Ekberg per Siebenmeter und Rahmel den Deckel auf einen souveränen 31:24-Heimsieg. Durch diesen Erfolg festigte der THW Kiel seine Tabellenführung in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga und verabschiedete sich mit dem 16. Sieg im 20. Ligaspiel von seinen Fans.
Kieler verabschieden sich in die EM-"Pause"
Domagoj Duvnjak bedankte sich bei allen Kielern: "Wir konnten immer auf euch zählen!"
Nach der Partie bedankte sich Kapitän Domagoj Duvnjak in seiner "Silvester-Ansprache" bei den Fans für die Unterstützung im Jahr 2019. "Besonders das Finale im EHF-Cup wird uns Spielern immer im Gedächtnis bleiben - so eine unglaubliche Stimmung, das war einmalig", war nicht nur für Duvnjak der Sieg im EHF-Cup eines der großen Jahreshighlights. Duvnjak: "Wir sind in der Champions League Tabellenführer. Wir fahren nach Hamburg und sind in der Liga Tabellenführer. Das wollen wir mit eurer Unterstützung bleiben!" Das 39. Pflichtspiel war für etwas mehr als einen Monat auch das letztes des THW Kiel: Die Spieler verabschiedeten sich mit Neujahrs-Grüßen in die EM-Pause, die für einen Großteil des Kieler Kaders keine sein wird: Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler (Deutschland), Niklas und Magnus Landin (Dänemark), Nikola Bilyk (Österreich), Miha Zarabec (Slowenien), Duvnjak (Kroatien), Harald Reinkind (Norwegen), Pavel Horak (Tschechien) und Lukas Nilsson (Schweden) werden ab dem 9. Januar in Norwegen, Österreich und Schweden bei der Europameisterschaft, die erstmals mit 24 Teams ausgetragen wird, für ihr Land antreten.
Hammer-Auftaktprogramm im Februar
Dank und Freude: Auf ein Neues in 2020!
Weiter geht's im Februar für die Kieler mit dem Top-Spiel in der ausverkauften TUI-Arena in Hannover (1.2., 20:45 Uhr) sowie mit den Heimspielen gegen den Königsklassen-Titelverteidiger HC Vardar (5.2., 19h, Tickets), den HC Erlangen (9.2., 13:30h, Tickets), das Spitzenspiel gegen Telekom Veszprem (12.2., 19h, Tickets) und den TVB Stuttgart (16.2., Tickets). Auf geht's ins Jahr 2020, Kiel!
LIQUI MOLY HBL, 20. Spieltag, 29.12.2019: THW Kiel - TBV Lemgo Lippe: xx:xx (xx:xx)
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 16/2 Paraden), Quenstedt (1 Siebenmeter, keine Parade); Duvnjak (3), Reinkind (6), M. Landin, Weinhold (3), Wiencek (1), Ekberg (5/5), Rahmel (5), Dahmke, Zarabec (2), Horak, Bilyk (1), Pekeler (4), Nilsson (1); Trainer: Jicha
TBV Lemgo Lippe: Wyszomirski (31.-60., 6/1 Paraden), Johannesson (1.-30., 7 Paraden); Elisson (4/4), Kogut, Carlsbogard (6), van Olphen, Theuerkauf, Schagen (3), Zerbe (1), Cederholm (4), Hangstein, Geis, Reimann (3), Klimek (1), Bajens (2); Trainer: Kehrmann
Schiedsrichter: Martin Thöne / Marijo Zupanovic
Strafzeiten: THW: 1 (Dahmke (44.)) / TBV: 3 (Cederholm (16.), Zerbe (37.), Elisson (51.))
Siebenmeter: THW: 6/5 (Wyszomirski hält Ekberg (37.)) / TBV: 6/4 (Landin hält 2x Elisson (54., 56.))
Spielfilm: 1:0, 2:1 (4.), 2:4 (6.), 4:4 (8.), 4:5, 6:5 (13.), 7:7 (16.), 11:7 (23.), 13:9, 14:11 (26.), 16:11 (28.), 17:12, 18:13;
21:13 (33.), 21:15 (37.), 23:15 (39.), 25:17 (41.), 25:19 (44.), 27:20, 27:22 (48.), 29:22 (51.), 29:24 (53.), 30:24 (58.), 31:24.
Zuschauer: 10285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin heute froh, dass dieser Wahnsinns-Dezember ein Ende gefunden hat. Und ich bin sehr glücklich, dass wir die zwei Punkte geholt haben. Weil ich weiß, wie schwer und intensiv es ist, im 39. Spiel noch einmal das Letzte aus sich herauskratzen zu müssen. Wir haben eine sehr konzentrierte Leistung abgeliefert, meine Jungs waren sehr fokussiert und motiviert. Aber: Die Beine waren anfangs nicht so frisch, das hat Lemgo zu guten Chancen verholfen. Niklas Landin war in diesen Phasen zur Stelle und hat uns Sicherheit gegeben. Wir haben insgesamt gut gespielt, hatten Mut und haben uns dafür belohnt. Respekt vor dem, was meine Mannschaft gezeigt hat.
TBV-Trainer Florian Kehrmann: Glückwunsch an den THW Kiel zu einem verdienten Sieg. Wir hatten heute die blöde Situation, dass der THW Kiel nach den beiden letzten Spielen sehr fokussiert war. Wir haben ein sehr gutes Spiel gezeigt. Allerdings ist es dann so, wenn man bei einem Favoriten spielt, muss man seine Chancen konsequent nutzen. Ab Spielminute 15 haben wir dann drei freie Chancen verworfen und kommen dann nicht richtig zurück in die Abwehr. Landin hat die Chancen einfach weggenommen und war ein großer Faktor. Danach hatte der THW Kiel dieses Spiel im Griff und hat seinen Stiefel runtergespielt. Wir haben zwar versucht, in der zweiten Halbzeit erneut heranzukommen, machen dann aber wieder zwei technische Fehler und dadurch ist Kiel weggezogen - das war der zweite Knackpunkt. Die Mannschaft hat alles gegeben und das macht mich stolz.
TBV-Spieler Fabian van Olphen bei Sky: Wir haben im Angriff gute Chancen liegen gelassen und in der Abwehr nicht kompakt genug gestanden. Dann hat sich die individuelle Qualität von Kiel durchgesetzt. Nun lasse ich die EM auf mich zukommen, denn ich bin auch zum ersten Mal dabei. Ich hoffe, dass wir nicht nur teilnehmen, um dabei zu sein, sondern auch, um etwas zu gewinnen.
TBV-Geschäftsführer Jörg Zereike: Wir haben uns in Kiel viele Chancen erarbeitet, aber leider hatte Niklas Landin einen überragenden Tag. Spielerisch war das in Ordnung, aber zur Pause waren wir eigentlich schon zu weit weg. Jetzt freuen wir uns alle auf den Urlaub.
THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi: Wir haben heute eine sehr gute Leistung unserer Mannschaft gesehen, die gegen einen diszipliniert spielenden TBV aber auch nötig war. Niklas hat uns sehr geholfen, mit jeder Parade wurden wir stabiler. Wir hatten dann zur Pause einen Vorsprung, den wir souverän verteidigt haben. Wir sind froh, dass dieses turbulente halbe Jahr nun rum ist. Wir sind Tabellenführer in der Bundesliga, stehen in der Champions League an der Spitze unserer Gruppe und fahren nach Hamburg, wo es ein Wiedersehen mit Lemgo geben wird - das ist nach 39 Pflichtspielen eine positive Bilanz. Ich möchte mich bei allen Partnern, Sponsoren, Förderern und Fans für die großartige Unterstützung bedanken, jetzt freuen wir uns auf 2020, wo wir uns in der zweiten Saisonhälfte belohnen möchten.