KN: Der Favoritenschreck ist gerüstet
Erlangen/Kiel. Sechs Spiele liegen in der Handball-Bundesliga noch vor dem THW Kiel. Die nächste Reise führt die Zebras zum HC Erlangen. Die Franken gelten als heimstark - vor allem gegen die Top-Klubs der Liga. "Der THW wird mit Respekt anreisen", sagt HCE-Trainer Adalsteinn Eyjolfsson.
Der HC Erlangen empfängt den THW Kiel mit vollem Haus
Nur viermal hat der HC Erlangen in dieser Spielzeit vor eigenem Publikum verloren - zuletzt im Februar gegen GWD Minden (25:29), direkt nach der WM-Pause. Ansonsten machte sich die Mannschaft um die Kapitäne Michael Haaß und Nikolai Link zu Hause einen Namen als Favoritenschreck: Während die SG Flensburg-Handewitt bei den Franken einen ihrer bislang sechs Ein-Tor-Siege (27:26) feierte, ließen die anderen Spitzenmannschaften der Liga in Erlangen Punkte liegen: Die Rhein-Neckar Löwen kamen nicht über ein 23:23 hinaus, der SC Magdeburg rutschte durch die 25:26-Niederlage in Erlangen auf den vierten Tabellenplatz ab.
"Wenn man schaut, wo wir im Oktober letzten Jahres standen, können wir mit unserer jetzigen Platzierung zufrieden sein", findet Eyjolfsson. Im Herbst rutschte sein Team auf den 15. Tabellenplatz ab. Inzwischen steht es auf Rang zehn. Die bisher beste Liga-Platzierung seit dem Aufstieg ins Oberhaus 2016 war der neunte Platz 2017. Der ist noch immer in Reichweite - steht der punktgleiche TBV Lemgo Lippe doch nur wegen des besseren Torverhältnisses vor Erlangen.
Besonders Spielmacher Nico Büdel ist zuletzt als Passverteiler, Siebenmeterschütze und torgefährlicher Rückraumspieler ins Rampenlicht gerückt. Denn sein Positionskollege Michael Haaß, Weltmeister von 2007, wird im rechten Rückraum gebraucht, seit dort mit Christoph Steinert der torgefährlichste Erlanger (137 Tore) nach einer Knieverletzung ausfiel und Nicolai Theilinger erst lange verletzt und zuletzt krankheitsbedingt geschwächt war. Steinert wird den Erlangern bis Saisonende fehlen. "Gerade gegen Mannschaften wie Kiel könnten wir seine Tore gut gebrauchen", sagt Eyjolfsson, der vor allem vor der 3:2:1-Abwehr des THW großen Respekt hat. "Der THW spielt diese Deckung sehr offensiv. Dagegen kommt man nicht mit dem üblichen System an", sagt er. "Und auch der fließende Wechsel, den die Kieler zwischen der 3:2:1 und ihrer 6:0-Abwehr spielen können, ist eine Herausforderung."
Eyjolfsson setzt also auf höchste Konzentration im Angriff. "Wir dürfen den THW nicht ins Laufen kommen lassen. Die Temposteuerung wird eine unserer wichtigsten Aufgaben sein." Was das für die Zebras bedeuten könnte, zeigte sich im Hinspiel im Oktober. Eine zähe Angelegenheit, die die Kieler mit 27:21 gewannen. Das systematische Verschleppen des Tempos seitens der Erlanger nahm THW-Trainer Alfred Gislason damals zum Anlass, einmal mehr die Einführung einer "Shot-Clock" im Handball zu fordern.
"Anti-Handball" (Gislason) kann der HC Erlangen am Sonnabend aber nicht bieten wollen. Immerhin wird die Arena Nürnberger Versicherung zum ersten Mal in dieser Saison restlos ausverkauft sein. Vier Zusatztribünen hat der Klub aufgestellt, um dem Ansturm auf die Karten gerecht werden zu können. Von den rund 8500 Karten waren gestern nur noch etwa 150 Stehplätze zu haben. Außerdem, so ist aus Erlangen zu hören, planen die Fans eine besondere Choreographie. "Das wird ein schönes Handballspiel", sagt Eyjolfsson. "Und wir wollen weiter Punkte sammeln, um vielleicht noch das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte zu schaffen."
(Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2019, Foto: Sascha Klahn)