KN: Zebras gut präpariert auf Eulenjagd
Kiel. Die Nationalmannschaftslehrgänge sind beendet, der THW Kiel startet am Sonntag (12.30 Uhr) wieder in den Kluballtag. Der erste Gegner im erneuten Reigen aus fünf Spielen innerhalb von 15 Tagen heißt Die Eulen Ludwigshafen. Anders als in den kommenden Wochen hatten die Zebras vor der Partie gegen den Aufsteiger volle sieben Tage Zeit, um sich vorzubereiten. Und wissen daher genau, dass die Pflichtaufgabe beim Tabellenletzten so ihre Tücken haben könnte.
THW Kiel unterschätzt den tapfer kämpfenden Tabellenletzten nicht
"Die Eulen sind im Laufe der Saison deutlich stärker geworden", sagt THW-Trainer Alfred Gislason. "Sie spielen eine sehr gute Abwehr in 6:0 und 5:1 und haben mit Azat Valiullin nochmal deutlich Qualität dazugewonnen." Der 2,07 Meter große Russe kam im Winter aus Lemgo, erzielte in zehn Spielen für die Eulen 41 Tore, verleiht der Defensive größere Stabilität. "Auch die Niederlagen waren zuletzt sehr knapp, in Minden zum Beispiel. Und Wetzlar haben sie zu Hause geschlagen", sagt Gislason. In der vergangenen Saison verlangte Ludwigshafen - da noch unter TSG Friesenheim firmierender Zweitligst - den Zebras im Pokal-Viertelfinale einiges ab. Wenn die Kieler am heutigen Sonnabendmorgen in den Zug Richtung Pfalz steigen, sind sie gewarnt.
"Wir haben uns immer wieder ein wenig selbst geschlagen", sagt Alexander Feld. Der Eulen-Regisseur, der von 2014 bis zur Insolvenz 2016 beim HSV Hamburg unter Vertrag stand, ist trotz seiner erst 24 Jahre einer der erfahrenen Akteure im jungen Ludwigshafener Team, das im gesamten Saisonverlauf von Verletzungen geplagt wird. Gegen den THW fehlen den Eulen fünf arrivierte Kräfte, darunter mit Kevin Klier und Roko Peribonio beide etatmäßigen Torhüter. Die Last zwischen den Pfosten muss nun Junioren-Nationaltorhüter Stefan Hanemann schultern (Feld: "Gut, dass wir ihn im Winter geholt haben"), am Sonntag bekommt er voraussichtlich Unterstützung von Leon Hoblaj. Der seit gut einer Woche 18-Jährige läuft normalerweise für die zweite Mannschaft der Eulen in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar auf.
"Wir sind das Verletzungspech ja leider schon gewohnt", sagt Feld. "Wir müssen das nehmen, wie es kommt. Das Positive an unserer Mannschaft ist, dass wir das auch so tun. Ob wir nun Letzter sind oder mit Ausfällen kämpfen - wir geben immer 110 Prozent." Auch THW-Coach Gislason will sich von der dünnen Personaldecke der Pfälzer nicht verleiten lassen. "Natürlich fehlen ihnen einige Leute, beide Torhüter. Aber das darf für uns keine Rolle spielen", sagt der Isländer, dem bis auf die bereits länger fehlenden René Toft Hansen und Rune Dahmke alle Zebras zur Verfügung stehen. "Kleine Wehwehchen sind ja immer da. Aber insgesamt sieht es sehr gut aus."
Alle 15 fitten Zebras absolvierten eine komplette Trainingswoche, nachdem die sechs im Einsatz gewesenen Nationalspieler wieder nach Kiel zurückgekehrt waren. "Das ist natürlich gut, dass wir mal normal trainieren konnten", sagt Gislason, dem im sonst üblichen Trott aus Abschlusstraining, Spiel, Auslaufen, Abschlusstraining wenig Zeit für konstruktive Übungsarbeit bleibt. Gute Voraussetzungen also für das Gastspiel in der mit gut 2250 Zuschauern ausverkauften Ludwig-Ebert-Halle. "Wir müssen an dem dranbleiben, was wir vor der Nationalmannschaftspause gezeigt haben", fordert Gislason.
Ludwigshafen sieht dem Duell mit dem Rekordmeister trotz der prekären Personal- und Tabellensituation mit großer Vorfreude entgegen. "Der THW kommt nicht alle Tage, und wenn du als junge Mannschaft so ein Team vor der Brust hast, freust du dich natürlich darauf", sagt Alexander Feld. Auch die Rote Laterne beeinträchtigt das nicht. "Wenn uns vor der Saison einer gesagt hätte, dass wir zu diesem Zeitpunkt drei Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz haben würden, hätten wir das sofort unterschrieben", sagt Feld, dessen Zukunft in Ludwigshafen wohl auch an einen Klassenverbleib geknüpft ist. "Mein Vertrag läuft aus, in die Zweite Liga werde ich wohl nicht mitgehen - ich habe einfach andere Ziele", sagt der ehemalige Jugend- und Junioren-Nationalspieler offen. "Aber erst mal steht Ludwigshafen im Fokus." Aufgegeben haben die Eulen noch lange nicht.
(Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 14.04.2018, Foto: Sascha Klahn)