KN: Schluss mit den Wellen!
Kiel. Heimspieltag für den THW Kiel: Heute Abend (19 Uhr, siehe Vorbericht) wollen die Zebras ihren überzeugenden Sieg gegen die Rhein-Neckar Löwen veredeln, mit zwei Punkten gegen den VfL Gummersbach einen weiteren Schritt in Richtung Europapokal tun. Die Kieler dürfen sich keinen weiteren Ausrutscher erlauben, wenn sie Platz vier in der Handball-Bundesliga noch erreichen wollen.
THW Kiel empfängt den VfL Gummersbach
Auf die Leistung gegen Szeged und die Löwen lässt sich aufbauen, die Zebras haben viel Selbstvertrauen getankt. Doch die beiden zurückliegenden Highlights bergen auch ein Risiko: "Die Gefahr ist jetzt nach diesen beiden Klasse-Spielen, dass die Erwartungen der Fans zu hoch sind und alle denken, dass wir Gummersbach im Vorbeigehen schlagen", warnt THW-Trainer Alfred Gislason. Auch Torhüter Niklas Landin fordert: "Nach diesen beiden Highlights müssen wir in der Spur bleiben."
Es soll alles anders werden als im November vergangenen Jahres, als der THW in Gummersbach mit 27:31 verlor und seine Serie aus erfolgreichen Bundesliga-Partien mit einer schwachen Leistung beendete. Als sich die Abschlussschwäche erneut Bahn brach, die doch eigentlich überwunden schien. Als die Kieler Deckung keinen Zugriff bekam auf ein Team, das verletzungsbedingt ohne Linkshänder im Rückraum agierte. Als die Zebras mit elf Minuspunkten nach 14 Spielen den gerade wieder aufgekeimten Titeltraum endgültig begraben mussten.
Seitdem hat sich im schwarz-weißen Lager einiges verändert. In der Zielvorgabe zum Beispiel. Die Chance auf das Erreichen der Champions League ist bei mittlerweile 17 Minuspunkten dahin, die neue Vorgabe lautet: internationales Geschäft. Platz vier berechtigt zur Teilnahme am EHF-Cup und damit der 25. Saison in Folge auf europäischer Bühne, vielleicht auch Rang fünf mittels einer Wildcard. Vier Punkte beträgt der Rückstand auf die TSV Hannover-Burgdorf auf dem vierten Platz - nicht leicht aufzuholen, aber machbar. "Wir wollen den Fans auch in der kommenden Saison Europapokalspiele bieten, das ist auch finanziell extrem wichtig für den Verein, das haben wir noch nicht aufgegeben", sagt Gislason.
Auch personell hat sich einiges getan. "Dule (Kapitän Domagoj Duvnjak, d. Red.) ist jetzt wieder dabei, bringt Ruhe und Erfahrung mit", streicht Kreisläufer Patrick Wiencek heraus. Sebastian Firnhaber hat sich an Wienceks Seite endgültig als guter Ersatz für den verletzten Abwehrchef René Toft Hansen etabliert. Steffen Weinhold ist nach Verletzung ebenso wieder dabei wie der Ex-Gummersbacher Raul Santos. Miha Zarabec hat zumindest einen Teil seines Europameisterschaftsschwung mit nach Kiel genommen. Und Linkshänder Marko Vujin ist eindrucksvoll aus seinem Formtief getreten.
Eine Sache, die sich durch die komplette Saison des THW zieht, soll sich nun auch endlich ändern. "Irgendwann muss dann jetzt auch mal genug sein mit den Wellen in unseren Leistungen", sagt Wiencek. Der unermüdliche Arbeiter am eigenen wie gegnerischen Kreis (Landin: "Ich bin in jedem Spiel von ihm beeindruckt. Er spielt fast immer 60 Minuten und ist immer der größte Kämpfer.") strahlt diese Hoffnung und den unbedingten Willen mit jeder Faser aus und ist überzeugt, dass die ausgeprägten Auf und Abs nun der Vergangenheit angehören. "Ich bin da jetzt sehr optimistisch."
Mit einem Sieg gegen Gummersbach im Rücken ließe sich auch die Oster-Auswärtsreise nach Ungarn deutlich leichter in Angriff nehmen. Mit gewahrten Chancen in der Liga und dem Champions-League-Viertelfinale in der Tasche zur Nationalmannschaft reisen - der Kieler Plan für die kommenden Tage steht.
(Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 29.03.2018, Foto: Sascha Klahn)