KN: Der Weg in die Königsklasse
THW braucht jetzt eine Wild Card für die Champions League
"Der dritte Platz ist keine Garantie für die Champions League", sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer des Liga-Verbandes HBL. Die Rhein-Neckar Löwen und die SG Flensburg-Handewitt sind absehbar direkt für die kommende Königsklassen-Saison qualifiziert - egal, wer von den beiden Kontrahenten sich die Meisterschale schnappt. Dem THW bliebe nur ein schöner und ein weniger schöner Umweg in den europäischen Elite-Kosmos. Entweder die Zebras schaffen am 28./29. Mai in Köln den Mega-Triumph und starten nach dem Sommer als Titelverteidiger in der Champions League. Oder sie profitieren - auf Antrag der Handball-Bundesliga - von einer Wild Card des europäischen Verbandes EHF. Die war zuletzt für den Dritten der deutschen Liga fast schon obligatorisch. So gingen die Flensburger beispielsweise in der laufenden Spielzeit mit einer EHF-Wild-Card in der Gruppenphase ins Rennen. Freude über das somit vermeintlich sichere Ticket kommt bei den Kielern dennoch kaum auf. "Klar, es ist schön, auch in der kommenden Saison wieder Champions League zu spielen", sagt Nationalspieler Christian Dissinger. "Aber ich sehe die Wild Card kritisch. Man will die Qualifikation direkt schaffen und nicht davon abhängig sein." Alfred Gislason haderte nach dem Abpfiff des teilweise mit harten Bandagen geführten Nordderbys zunächst noch mit den Magdeburger Schiedsrichtern Robert Schulze und Tobias Tönnies: "Als das Spiel in der zweiten Halbzeit kippt, pfeifen sie zehn Minuten lang jede Entscheidung gegen uns. Später hagelt es Siebenmeter und Zeitstrafen gegen die SG - als Ausgleich, denn sie wussten, was sie vorher angerichtet hatten", sagte der isländische THW-Trainer und zeigte sich darüber hinaus enttäuscht über die verpasste direkte Champions-League-Qualifikation: "Die Wild Card ist alles andere als sicher. Das ist ärgerlich, denn der Wettbewerb ist wichtig für den Verein. Jetzt wird es bis zum Sommer nicht klar sein, wo wir starten." Für THW-Geschäftsführer Thorsten Storm ist zumindest eines so gut wie entschieden: die Meisterschaft. "Ich glaube nicht, dass sich da noch so viel tun wird", sagte der 51-Jährige und ergänzte: "Ich hoffe, dass es wieder drei Startplätze für deutsche Mannschaften in der Champions League geben wird wie in den letzten Jahren auch." SG-Trainer Ljubomir Vranjes hat den Meistertitel indes noch nicht abgeschrieben: "Die Löwen könnten jetzt eine Zitterhand bekommen", sagte der Schwede und kündigte an: "Wir haben unsere Arbeit getan und werden weiter kämpfen." Die SG trifft in zwei verbliebenen Heimspielen noch auf Eisenach (Tabellen-16.) und den Bergischen HC (13.) sowie auswärts auf Stuttgart (15.). Die Löwen müssen am kommenden Sonntag hingegen bei der HSG Wetzlar noch einen echten Stolperstein aus dem Weg räumen. "Das wird nicht einfach für die Löwen", sagte Vranjes. SG-Kapitän Tobias Karlsson versprach: "Wenn die Löwen noch einmal ausrutschen, werden wir da sein." Und SG-Rechtsaußen Lasse Svan offenbarte ein gar nicht auf den Titelkampf eingestelltes Nervenkostüm. "Wenn wir am Sonnabend gegen Eisenach gewinnen, gehe ich am Sonntag Golfspielen und schaue mir das Resultat der Löwen erst hinterher an. Das kann ich nicht mitansehen." Aus diesen Gedankenspielen haben sich die Zebras nun verabschiedet. Ihnen bleibt allerdings der schöne Umweg in die Champions League. Mit Blick auf das Final Four in Köln sagte Thorsten Storm: "Wir haben noch Ziele in dieser Saison." (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 18.05.2016, Foto: Sascha Klahn)