THW legt gegen Drammen vor
Der THW Kiel hat das erste EHF-Cup-Spiel seit 14 Jahren klar für sich entschieden. Vor der Qualifikations-Rekordkulisse von 6.865 Zuschauern gewannen die Kieler am Sonntagnachmittag gegen den norwegischen Pokalsieger Drammen HK mit 34:23 (16:14) und machten damit einen großen Schritt in Richtung Gruppenphase. Beste Torschützen auf Kieler Seite waren Lukas Nilsson (5), Hendrik Pekeler (5) und Niclas Ekberg (5/2), Torhüter Andreas Wolff gehörte mit 18 Paraden zu den Matchwinnern gegen die Norweger, die dem THW Kiel in der ersten Halbzeit das Leben gehörig schwer machten. Mit einer starken Defensivleistung und einem 7:0-Lauf nach Wiederanpfiff stellten die Zebras die Weichen dann klar auf Sieg. Die Entscheidung über die Gruppenphasen-Qualifikation fällt nun am kommenden Sonntag um 16 Uhr in Norwegen.
Zuschauer-Rekord in Kiel
Mit vereinten Kräften: Pekeler, Nilsson und Wiencek stoppen Borchs Angriff
Die Handball-Fans in Kiel zeigten bei der Rückkehr des EHF-Pokals, zu welcher Begeisterung sie selbst in einem Qualifikations-Spiel fähig sind: 6.865 Zuschauer, soviele wie noch nie in bei einem Quali-Spiel in der EHF-Cup-Geschichte, füllten die Arena und sorgten von Beginn an für eine stimmungsvolle Kulisse. In der zeigten zunächst aber die Norweger, unterstützt von 30 Fans und einer Hykkerud-Trommler-Fangruppe von dessen ehemaligem Club aus Hannover, dass sie sich einiges für diese Begegnung vorgenommen hatten. Patrick Wienceks Auftakt-Treffer nach 14 Jahren EHF-Cup-Abstinenz in Kiel und Dahmkes 2:1 konterten die Gäste in Überzahl durch den 18-jährigen Ola Romsaas zur 3:2-Führung. Diese hatte allerdings nur kurz Bestand: Marko Vujin erzielte das erste Tor nach seiner Operation zum Ausgleich, und Andreas Wolff zeigte gegen Romsaas und Borch seine Klasse. Zwei verwandelte Ekberg-Siebenmeter und Nilssons doppelter Hammer zum 7:4 und 8:5 sorgten allerdings nicht für Ruhe im bisweilen hektischen Kieler Angriffsspiel, das in der Chancenverwertung durchaus ausbaufähig war. Aalberg nutzte dies mit zwei Gegenstoß-Treffern zum 7:8 gnadenlos aus - Drammen war dran und blieb es auch.
Gäste sind zur Pause dran
Fünf Tore: Hendrik Pekeler
Und das, obwohl Wolff weiter klasse Paraden zeigte. Auf der Gegenseite stand ihm der nach zwölf Minuten eingewechselte Akerli aber in nichts nach. Die Folge: Nach Horgens sicher verwandeltem Siebenmeter zum 11:12 (23.) jubelten einmal mehr die Norweger. Jetzt machte der THW aber mehr Dampf: Pekeler mit einem feinen Dreher, Dahmke nach tollem Duvnjak-Gegenstoß-Pass und Wiencek nach einem Duvnjak-Steal erhöhten binnen 90 Sekunden auf 15:11 - diese Vier-Tore-Führung nahmen die Zebras aber nicht mit in die Pause. DHK-Trainer Kristian Kjelling nahm sofort die Auszeit, um den sich anbahnenden THW-Express zu stoppen. Bereits das zweite Time-out der Gäste, doch es kam offenbar zum richtigen Zeitpunkt: Boilesen traf aus dem Rückraum, Akerli hielt gegen Vujin, und Romsaas verwertete den Gegenstoß zum 13:15. Duvnjak scheiterte mit dem anschließenden Wurf am Innenpfosten, dem vierten Kieler Holztreffer in den ersten 30 Minuten folgte Alms 14:15 aus Sicht der Gäste. Gut, dass Vujin noch vor der Pausensirene zum zweiten Mal treffen konnte. Einen höheren Vorsprung verpassten die Zebras dann in der Schlusssekunde: Harald Reinkinds finaler Wurf ging neben das Tor.
7:0-Lauf nach der Pause
Andreas Wolff sorgten mit zahlreichen Paraden für Sicherheit
Alfred Gislason reagierte nach dem Wechsel, brachte Steffen Weinhold und beorderte die Abwehr auf eine ganz offensive 3-2-1-Deckung, um den Drammener Rückraum die Luft zur Entfaltung zu nehmen. Und diese Maßnahmen führten rasant zum Erfolg: Acht Minuten lang gelang den Norwegern kein Torerfolg, DHK wurde von der THW-Defensive und dem immer stärker werdenden Andreas Wolff gejagt, und diese Tempo-Forcierung zeigte mächtig Wirkung beim Gegner. Mit einem fulminanten 105-km/h-Schlagwurf eröffnete Duvnjak den zweiten Durchgang, Pekeler legte per Konter nach, Duvnjak klaute sich hinten den Ball und traf vorn nach einem herrlichen Wackler. Dann bediente der THW-Kapitän den an den Kreis eingelaufenen Ekberg und traf selbst nach einem Weinhold-Steal, um kurz darauf selbst wieder den Ball zu erobern: Ekberg traf per Gegenstoß zum 22:14 - ein 7:0-Lauf, den die Gäste auch nicht mit der dritten Auszeit beenden konnten. Als Aalberg nach 39 Minuten das erste DHK-Tor nach Wiederanpfiff erzielte, war angesichts des 15:22-Rückstands die Partie bereits verloren. Die Fans auf den Rängen feierten den grandiosen Neustart der Kieler mit der La Ola, für den norwegischen Pokalsieger ging es hingegen fortan um Schadensbegrenzung.
THW-Express rollt zum Erfolg
Vier Tore in 18 Minuten: Ole Rahmel
Doch dies war nicht von Erfolg gekrönt: Abwehr und Wolff im Verbund machten es nun den Norwegern richtig schwer, die zunehmend müder wirkten. Und die Zebras hatten noch nicht genug, ackerten weiter und sorgten für Jubel: Wie Wiencek, der nach Duvnjaks Traumpass per Heber abschloss. Oder wie Ole Rahmel, für Ekberg gekommen, der dreimal nacheinander sicher verwandelte und den Vorsprung auf zehn Tore ausbaute. Das schönste Tor des Tages, einen Kempa von Außen über den Kreis, erzielten aber die Gäste: Boilesen traf zum 17:26, und in Überzahl gelang den Gästen durch Aalbergs-Doppelschlag noch einmal der Sprung unter die Zehn-Gegentore-Marke. Dann aber drehten die Zebras wieder auf: Reinkind wackelte die komplette Defensive seiner Landsmänner aus, Wolff parierte zweimal gegen Hykkerud, was Pekeler mit einem tollen Dreher und Miha Zarabec mit einem Sprint durch die DHK-Abwehr und dem 30:19 belohnten (52.). Das Zusammenspiel der beiden Kreisläufer Pekeler und Wiencek, der zum 32:20 traf, war ebenso sehenswert wie der letzte Treffer der Partie durch Zarabec: Mit Ovationen feierten die vielen Kieler Fans ihre Mannschaft für einen 34:23-Sieg, der das Gruppenphasen-Tor ganz weit aufstieß.
Drei Wettbewerbe in sechs Tagen
Füchse, Drammen, Melsungen - das Programm der kommenden Tage hat es für die Zebras in sich. Für den THW Kiel begann direkt nach der Partie die Vorbereitung auf das Top-Spiel der DKB Handball-Bundesliga am kommenden Donnerstag: Die Füchse Berlin gastieren um 19 Uhr in der Sparkassen-Arena, für die Partie sind noch einige Sitz- und Stehplätze erhältlich (Tickets sichern!). Am Sonnabend dann reisen die Kieler via Hamburg, Kopenhagen und Oslo nach Drammen, wo am Sonntag um 16 Uhr (live auf www.ehftv.com) die Entscheidung über den Gruppenphasen-Einzug fällt. Am Montag kehren die Zebras zurück in die Landeshauptstadt - und bereits Dienstag steht ihnen ein weiterer, echter Kracher ins Haus: Im Viertelfinale des DHB-Pokals geht es in der Partie gegen die zuletzt auftrumpfende MT Melsungen um den Einzug ins "REWE Final Four" in Hamburg. Das alles-oder-nichts-Spiel wird um 19 Uhr in der Sparkassen-Arena angepfiffen. Tickets für diese Kracher-Begegnung, die nicht im Fernsehen oder Livestream gezeigt wird, gibt es ab 12,50 Euro an allen bekannten Vorverkaufsstellen - unter anderem bei CITTI, in den famila-Märkten, bei den Kieler Nachrichten und im Ticketcenter der Sparkassen-Arena-, im Online-Ticketshop des THW Kiel unter www.thw-handball.de/tickets sowie unter der telefonischen Hotline 01806 / 300 234 (gebührenpflichtig: 0,20 Euro/Anruf aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 Euro/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz). Für Studenten und Kinder von 6 bis 16 Jahren gibt es 5 Euro Ermäßigung auf das Ticket. Weiter geht's mit drei entscheidenden Spielen, Kiel!
Statistik: EHF-Cup, 3. Qualifikationsrunde, Hinspiel, 18.11.18: THW Kiel - Drammen HK (NOR): 34:23 (16:14)
THW Kiel: N. Landin (1 Siebenmeter, keine Parade), Wolff (1.-60., 18 Paraden); Duvnjak (3), Reinkind (2), M. Landin (n.e.), Firnhaber (n.e.), Kristjánsson (n.e.), Weinhold, Wiencek (4), Ekberg (5/2), Rahmel (4), Dahmke (2), Zarabec (2), Vujin (2), Pekeler (5), Nilsson (5); Trainer: Gislason
Drammen HK: Akerli (12.-60., 11 Paraden), Rajkovic (1.-12., keine Parade); Alm (1), Spanne (1), Johannesen (1), Raastad-Hoel, Aalberg (7), Hykkerud (5), Romsaas (2), Boilesen (3), Sörheim, Vaag, Horgen (3/3), Thorsbye, Borch; Trainer: Kjelling
Schiedsrichter: Radojko Brkic / Andrei Jusufhodzic
Strafzeiten: THW: 3 (Ekberg (5.), Pekeler (45.), Rahmel (48.)) / DHK: 1 (Horgen (50.))
Siebenmeter: THW: 3/2 (Akerli hält Ekberg (43.)) / DHK: 3/3
Spielfilm: 1:0, 2:1 (3.), 2:3 (5.), 3:4 (6.), 7:4 (12.), 8:5, 8:7 (15.), 10:9 (20.), 12:11 (23.), 15:11 (26.), 15:13 (28.), 16:14;
22:14 (39.), 22:15, 25:15 (43.), 27:17, 27:19 (49.), 30:19 (52.), 32:20 (54.), 33:23 (59.), 34:23.
Zuschauer: 6.865 (Sparkassen-Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Alfred Gislason: Wir wussten, dass wir konzentriert an die Aufgabe herangehen müssen. In der ersten Halbzeit haben wir nach unseren eigenen Fehlern im Angriff einen Gegenstoß nach dem anderen bekommen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann eine fantastische Verteidigung gespielt, sie war der Schlüssel zum Sieg und der Grund dafür, dass wir nun einige Tore Vorsprung mit nach Drammen nehmen können. Mit unserer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang war ich sehr zufrieden.
DHK-Trainer Kristian Kjelling: Ich hatte mir nich unbedingt Kiel als Gegner gewünscht. Aber für unsere jungen Spieler, die alle irgendwann einmal in der Bundesliga spielen wollen, ist ein Spiel in Kiel vor dieser Kulisse natürlich eine großartige Erfahrung. Wir haben in der ersten Halbzeit richtig gut gespielt, wurden aber auch schon da für jeden unserer Fehler gnadenlos bestraft. In der zweiten Hälfte wurde es offensichtlich, wie schwer es gegen den THW Kiel sein kann. Domagoj Duvnjak auf der Spitze der offensiven THW-Abwehr hat uns das Leben richtig schwer gemacht, wir sind kaum noch an ihm vorbeigekommen. Aber: Wir haben ein sehr gutes Spiel abgeliefert. Für das Rückspiel werde ich meinen Jungs mit auf den weg geben, sich nicht auf das Ergebnis zu fokussieren, sondern auf unseren Matchplan und die Umsetzung.
THW-Rückraumspieler Lukas Nilsson: Wir haben den Gegner nicht unterschätzt, wir wussten, dass da eine richtig gute Mannschaft kommt, die schnellen Handball spielt. Nach der durchwachsenen ersten Halbzeit haben wir dann eine richtig gute zweite Hälfte gespielt, in der wir durch unsere Abwehrarbeit in die Gegenstöße gekommen sind, die es braucht, um einen Vorsprung herauszuwerfen.