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KN: Fast alle wieder an Bord

Bundesliga

KN: Fast alle wieder an Bord

Kiel. Aufatmen beim THW Kiel - fast alle Nationalspieler haben die Länderspielpause ohne Blessuren überstanden und gestern das erste gemeinsame Training bestritten, bevor es am Sonntag in Minden (16 Uhr, siehe ausführlicher THW-Vorbericht) wieder um Liga-Punkte geht. Einzig Hendrik Pekelers Einsatz ist noch fraglich. Der 27-Jährige hatte sich im Training mit dem DHB-Team das Becken geprellt, könnte aus medizinischer Sicht spielen. "Aber ich habe noch ziemliche Schmerzen", sagte er gestern. "Ich hoffe, dass ich am Samstag wieder trainieren kann."

Vujin und Weinhold vor Comeback

Voran geht es bei den Linkshändern Marko Vujin und Steffen Weinhold. Vujin hatte sich Ende September einem urologischen Eingriff unterziehen müssen. Nun ist die Wundheilung abgeschlossen und der Linkshänder wieder im Training - genau wie Weinhold nach seinem Muskelfaserriss. Ob Harald Reinkind in Minden von einem der beiden unterstützt werden kann, wird sich laut THW-Trainer Alfred Gislason kurzfristig entscheiden.

Eine Verletzten-Bilanz, von der andere Klubs nur träumen können. Am härtesten traf es in dieser Saison bisher die Füchse Berlin. Acht Langzeit- oder frisch Verletzte zählt ihr Lazarett. Auch der HSG Wetzlar fehlen fünf Spieler, den Eulen Ludwigshafen vier - darunter ein ganzer Rückraum.

Ist es reines Glück, dass der THW, der in den vergangenen beiden Spielzeiten mit langen Ausfällen von Kapitän Domagoj Duvnjak, Weinhold, Christian Dissinger oder Abwehr-Stütze René Toft Hansen vom Verletzungspech gebeutelt war, nun besser da steht? "Ein bisschen Glück gehört vielleicht auch dazu", sagt Gislason. Dass die Spieler fitter sind, weil sie ohne die Champions League einige Spiele und Reisen weniger bestritten haben als die Konkurrenz, schließt er aus. "Dafür ist es zu früh in der Saison."

Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker sieht einen Grund im gut konzipierten Training. "Ausbleibende Verletzungen sind nie reines Glück", sagt er. "Man kann auch viel prophylaktisch tun, wenn man Kraft, Koordination und Kondition ausreichend trainiert." Viel hänge auch davon ab, in welcher körperlichen Verfassung die Spieler aus der Sommerpause zurückkommen. "Unsere Spieler waren sehr diszipliniert, was Lauftraining, Kondition und athletisches Training angeht", sagt der 66-jährige Mediziner, der den THW Kiel schon in der 30. Saison als Mannschaftsarzt begleitet.

Ihm macht die hohe Belastung der Spieler Sorgen. "Ich habe schon vor 15 Jahren Interviews zu diesem Thema gegeben. Seitdem hat sich nichts geändert", sagt er zur immer wieder aufkommenden Debatte. "In meinen Augen ist eine längere Sommerpause zur Regeneration unabdingbar." Aber auch die Spieler nimmt er in die Pflicht. "Wir brauchen mündige und verantwortungsbewusste Spieler, die sich zusätzlichen Strapazen wie Länderspielen nur aussetzen, wenn sie wirklich fit sind."

Denn gefährlich wird es, wenn wegen muskulärer Erschöpfung die Kräfte und die Koordinationsfähigkeit nachlassen. Deshalb sind auch Einsätze mit kleineren Blessuren eine Gefahr. "Wenn eine kleine Verletzung die Koordination und den Bewegungsablauf stört, kann es sein, dass man mit einer Folgeverletzung noch länger zu tun hat", sagt Brandecker. "Wir Ärzte raten den Spielern deshalb immer dazu, Verletzungen sorgsam auszukurieren." Letztendlich tragen aber Spieler, Ärzte und Trainer-Team gemeinsam die Entscheidung. Im Fall Duvnjak zum Beispiel sei es richtig, ihn zusätzlich zu speziellem krankengymnastischen und athletischen Aufbautraining dosiert im Spielbetrieb einzusetzen, obwohl der Kroate noch Knieschmerzen hat. "Er profitiert vom reduzierten Spielbetrieb und Spielpraxis, weil er da ganz andere Abläufe hat als man sie im Fitness-Studio simulieren kann", so Brandecker. "Wie man im Einzelnen vorgeht, muss man von Verletzung zu Verletzung entscheiden."

(Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 02.11.2018, Foto: Sascha Klahn)