KN: Viele Wege führen nach Europa
Kiel/Wien. Endspurt in der Handball-Bundesliga. Wer wird Meister? Wer muss am Ende den Gang in die Zweite Bundesliga antreten? Der THW Kiel hat andere Sorgen. Die Sorge ist groß, die Zebras könnten ihre 25. Saison in Folge im internationalen Geschäft verpassen. Die erneute Qualifikation für die Champions League ist nicht mehr möglich. Nur allzu gern würden sich Alfred Gislason und seine Spieler also in der kommenden Saison zumindest im EHF-Cup wiederfinden. Sicher berechtigen Platz drei und vier in der Liga für den Sprung in den Cup, den der THW Kiel bereits dreimal (1998, 2002, 2004) gewinnen konnte.
Der THW Kiel will unbedingt ins internationale Geschäft
Das Problem: Den vierten Platz belegt der SC Magdeburg (46:16 Punkte), der jedoch drei Punkte vor den Zebras (43:19) rangiert. Beim Restprogramm der Magdeburger (Hüttenberg, Erlangen, Melsungen) ist bei der derzeitigen Form des SCM kaum davon auszugehen, dass der Rekordmeister von der Förde den Kontrahenten und Ex-Klub von THW-Coach Gislason im Endspurt noch abfangen kann. Ein "Hintertürchen" in den EHF-Cup gibt es dennoch, denn wie die Europäische Handballföderation (EHF) am Montag gegenüber unserer Redaktion bestätigte, könnte - je nach Ausgang des Final Four um den diesjährigen EHF-Cup, in dem sich im Halbfinale zunächst die Füchse Berlin und Titelverteidiger Frisch Auf Göppingen sowie Gastgeber SC Magdeburg und der französische Vertreter Saint-Raphaël Var Handball gegenüberstehen - auch noch Platz fünf für Erlösung sorgen.
Szenario 1: EHF-Mediendirektor JJ Rowland stellte zunächst noch einmal klar: "Deutschland stehen gemäß Platzverteilung der EHF für die kommende Saison im Europacup grundsätzlich zwei Plätze in der Champions League und drei Plätze im EHF Cup zu." Für den EHF-Cup wären also der Dritt- und Viertplatzierte der Bundesliga sowie die TSV Hannover-Burgdorf als Verlierer des DHB-Pokal-Finales qualifiziert. Gewinnen jedoch der SCM oder die Füchse den EHF-Cup und liegen am Saisonende auf Rang drei oder vier, "bekäme Deutschland als Verband das Recht, einen zusätzlichen vierten Klub für den EHF Cup zu melden" (Rowland). Dann wäre beispielsweise der THW als Fünfter dabei. Werden die Zebras jetzt zu Füchse- oder Magdeburg-Fans? "Beide spielen zumindest im Halbfinale nicht gegeneinander, das ist ein Vorteil", sagt Viktor Szilagyi, Sportlicher Leiter des THW Kiel, und gesteht ein: "Wir beschäftigen uns schon mit allen Konstellationen."
Szenario 2: Ein vierter Platz fiele Deutschland auch dann zu, wenn die Füchse oder Magdeburg den EHF-Cup gewinnen und am Saisonende als Meister oder Zweiter in die Champions League einziehen.
Szenario 3: Wenn Frisch Auf Göppingen (momentan Bundesliga-Zehnter) den EHF Cup gewinnt, ist der Klub damit automatisch als Titelverteidiger für den EHF Cup 2018/19 qualifiziert. Dies würde als Konsequenz bedeuten, dass sich neben dem Dritt- und Viertplatzierten der Liga sowie Hannover-Burgdorf keine weitere Mannschaft für den EHF-Cup qualifizieren kann.
Szenario 4: Geht Saint-Raphaël als Cup-Gewinner aus dem Final Four hervor, würde Deutschland das Recht auf einen vierten Platz verlieren. Rowland: "Bei Szenario drei oder vier könnte der Verband allerdings immer noch einen zusätzlichen Platz für den EHF-Cup (Wildcard, d. Red.) beantragen." Dazu sagt Viktor Szilagyi: "Wir werden sicher nichts unversucht lassen, wollen uns zuerst unbedingt sportlich qualifizieren, würden aber mit Hilfe der Bundesliga und des Deutschen Handballbundes auch eine Wildcard beantragen." Der Österreicher mahnt allerdings auch zur Vorsicht: "Hannover liegt punktgleich hinter uns. Wir müssen erst einmal alles gewinnen und Platz fünf absichern."
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 15.05.2018, Foto: Sascha Klahn)