EM 2018: Der kleine Kieler “Zar”

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EM 2018: Der kleine Kieler "Zar"

Varaždin. Er kam als Ersatz, als Backup, als Ăœbergangslösung während der Verletzung von Kapitän Domagoj Duvnjak. Doch Miha Zarabec ist auch zum THW Kiel gekommen, um zu bleiben. Im Sommer läuft sein Vertrag bei den Zebras aus, bei der Europameisterschaft in Kroatien spielte der 26-jährige Slowene groĂŸ auf. FĂ¼r sein Land. FĂ¼r sich. Seinen Marktwert hat der 1,77 Meter groĂŸe Spielmacher gesteigert. Er sagt: "Ich will bleiben." Der THW will das auch. Einen kleinen Haken gibt es aber doch: das Geld. Gleich nach der EM wollen sich beide Seiten zusammensetzen.

Miha Zarabec spielte fĂ¼r Slowenien groĂŸ auf

Die Leidenschaft, das Herz, das Tempo, die emotionale Tiefe, mit der die slowenische Nummer 23 in Kroatien auftrat, hat Zuschauer und Experten gleichermaĂŸen begeistert. Der kleine Kieler "Zar" schwingt als Spielmacher ein flinkes Zepter, geht auf die Nahtstellen, bringt seine Mitspieler in Position. Schon vor einem Jahr hatten die Rhein-Neckar Löwen Interesse, doch dann kam Kiel dazwischen. Und plötzlich glänzte Zarabec an der Förde gar nicht mal nur anstelle des groĂŸen Regisseurs Duvnjak, sondern besonders auch mit dem Kroaten, der seinen neuen Mitspieler mit wenigen Worten adelte: "Wir sprechen eine Sprache, wir verstehen uns auf dem Feld sehr gut."

"Aus sportlicher Sicht - das weiĂŸ auch Miha selbst - wĂ¼rden wir gern weitermachen. Es ist nicht nur das, was er gerade bei der EM gezeigt hat. Seine Erfahrung macht es. Dules RĂ¼ckkehr hat ihm - was auch so zu erwarten war - nochmal einen Schub gegeben", sagt der neue Sportliche Leiter des THW Kiel, Viktor Szilagyi. Wird der THW also die vertraglich verankerte Option auf eine Verlängerung des Vertrages mit dem Slowenen ziehen? Jein! "Zu solchen Vertragsgeschichten zählen ja immer mehrere Sachen. Auch wirtschaftliche Faktoren", ergänzt Szilagyi. "Wir sind da dran, das so zu realisieren, dass es alles auch weiterhin auf gesunden Beinen steht. Wir sind ein StĂ¼ck davon abhängig, ob wir nächstes Jahr Champions League spielen, auch von der wirtschaftlichen Seite her." Das heiĂŸe zwar nicht, so der Ă–sterreicher, dass eine Vertragsverlängerung in kausalem Zusammenhang mit der erneuten Qualifikation fĂ¼r die Königsklasse stehen mĂ¼sse. "Alle hätten schon gern frĂ¼her eine Entscheidung gehabt, auch Miha selbst - es ist ihm aber gesagt worden, dass es auch dem Umstand geschuldet ist, dass wir uns gerade neu aufgestellt haben."

Nach der EM soll es eine Entscheidung geben. Der kleine groĂŸe Mann aus Novo mesto hat die EM als Achter beendet, verbuchte zwei Siege, zwei Niederlagen und zwei Unentschieden auf seinem Konto, darunter auch das dramatische 25:25 gegen Deutschland. Mit 23 Toren war Zarabec zugleich torgefährlichster Slowene, auch wenn der WM-Dritte nicht an seinen Bronze-Coup in Frankreich anknĂ¼pfen konnte. "Wir haben eine junge Mannschaft, eine Mannschaft fĂ¼r die Zukunft", sagt der Spielmacher, den es mit Freundin Zala ("Wir fĂ¼hlen uns echt wohl in Kiel") nicht wegzieht aus dem deutschen Norden. Zarabec glaubt an den THW, glaubt an seine Chance und ist gekommen, um zu bleiben: "Ich weiĂŸ, was ich in Kiel schaffen kann. Mein Traum ist es, die Champions League zu gewinnen und deutscher Meister zu werden. Das kann ich mit dem THW erreichen. FĂ¼r den Kopf wäre es gut, wenn es bald eine Entscheidung gibt."

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2017, Foto: Sascha Klahn)