ZEBRA: Er ist die Zukunft
Es ist 1996 ...
Es ist 1996 - das Jahr, über das "Fettes Brot" in ihrem Song "Jein" rappen, hatte tatsächlich einiges zu bieten: So wird erstmals ein Schachcomputer Weltmeister, Take That lösen sich auf und stürzen Millionen Fans in ein Tal der Tränen, und der Feldhamster wird "Tier des Jahres". In Kiel dagegen waren die "Zebras" obenauf und feierten im Juni 1996 ihren sechsten Meistertitel, der die gesamte Stadt einmal mehr in einen Rausch versetzte. 1996 ist auch das Geburtsjahr von Nikola Bilyk. Der heute 20-jährige in Tunesien geborene Österreicher spielt zwar erst seit dem vergangenen Sommer für den THW Kiel, und dennoch ist er schon jetzt nicht mehr wegzudenken aus der aktuellen "Zebraherde" von Trainer Alfred Gislason. Im ersten Moment mag es dann trotzdem etwas überraschend gewesen sein, als er unmittelbar vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen den VfL Gummersbach eine ganz besondere Botschaft für die THW-Fans parat hatte: "Seit Sommer darf ich für den THW Kiel spielen und Verantwortung übernehmen. Ich hatte hier bisher eine tolle Zeit. Deshalb habe ich mich entschieden, meinen Vertrag vorzeitig zu verlängern." Der Rest, den Bilyk noch zu sagen hatte, ging im tosenden Jubel der begeisterten THW-Fans unter.
"Wir haben viel vor"
"Niko", der nun bis mindestens 2022 an der Förde bleibt, hat seine neue Rolle auf dem Parkett der Sparkassen-Arena schnell gefunden. Immer mit hundert Prozent dabei - das ist es, was die Zuschauer an ihren "Zebras" zu schätzen wissen. Und eben auch an Bilyk, der nach nicht einmal einer kompletten Saison in der DKB Handball-Bundesliga mit bemerkenswerter Courage auftritt und seine Mitspieler von der Mitte aus anleitet. "Wir haben eine großartige Mannschaft und viel vor", blickt Bilyk den kommenden Jahren in Kiel frohen Mutes entgegen, "ich freue mich darauf, gemeinsam mit meinen Mitspielern und den Fans die Zukunft des THW mitgestalten zu können."
Mit 20 Jahren in der Verantwortung
Mit seinen 20 Jahren ist Bilyk für den THW Kiel Gegenwart und Zukunft zugleich. Zu Saisonbeginn sagte er gegenüber den Kieler Nachrichten noch mit etwas Zurückhaltung: "Ich will der Mannschaft helfen - egal, ob ich Tore werfe oder jemandem nur das Handtuch reiche." Rund acht Monate später braucht er das angesprochene Handtuch selbst, um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen. Gerade jetzt, wo Domagoj Duvnjak, Denker und Lenker des Kieler Spiels, nach seiner Knieoperation ausfällt, ist Bilyk noch mehr gefordert. Doch der 20-Jährige hat längst bewiesen, dass er es kann. Seine Feuertaufe als Mittelmann ohne Duvnjak im Kader - das Achtelfinalhinspiel in der VELUX EHF Champions League - meisterte Bilyk mit Bravour. Er beantwortete damit auch die Frage einzelner, was der THW Kiel ohne seinen Kapitän Domagoj Duvnjak überhaupt noch zu leisten imstande sei.
Gleich im All-Star-Team
Bilyk spielt zwar erst seine Premierensaison in der DKB Handball-Bundesliga, doch er wechselte keinesfalls als unbeschriebenes Blatt von den Fivers Margareten, seinem Heimatverein in Wien, an die Kieler Förde. Österreichischer Meister und Pokalsieger, Torschützenkönig der Liga, bester Mittelmann und MVP bei der Junioren-Europameisterschaft 2014 - Nikola Bilyks Erfolge machten sich schon vor seinem vielbeachteten Wechsel gut auf seiner Visitenkarte. Mit dem THW Kiel sollen noch viele weitere Erfolge in der Zukunft folgen, der Pokalsieg im April gegen Flensburg nur ein Anfang sein. Eine erste persönliche Ehre wurde Bilyk bereits Anfang des Jahres zu Teil: Bei der Wahl ins All-Star-Team der DKB HBL stimmten 21,89 Prozent aller Teilnehmer für den österreichischen Exportschlager. Ein gutes Omen dafür, dass im Trikot des THW Kiel noch einige Auszeichnungen folgen werden.
"Es fühlt sich richtig an"
In Kiel tritt "Niko" auch in die Fußstapfen des Österreichers Viktor Szilagyi, der die Farben der Alpenrepublik von 2005 bis 2008 im Kieler Rückraum vertrat und unter anderem Deutscher Meister, Champions-League-Sieger und Pokalsieger mit den Zebras wurde. "Von Viktor kann sich jeder junge Spieler viel abschauen", weiß Bilyk, der sich mit seinem Wechsel nach Kiel, wie viele andere seiner Teamkollegen auch, einen Kindheitstraum erfüllte: "Als ich das erste Mal in der Sparkassen-Arena zu Besuch war, hat mich diese Atmosphäre sofort gefangen. Es fühlt sich einfach richtig an, in Kiel zu spielen." Und um es erneut mit den Worten von Fettes Brot zu sagen: "Na fein! Herein, willkommen im Verein!" (Von Rika Finck, aus dem THW-Arena-Magazin "ZEBRA" zum Heimspiel gegen den TVB Stuttgart)