Hohe Hürde: Mittwoch ist der THW in Göppingen zu Gast
Volle Konzentration auf Göppingen
Für den THW Kiel ist die Partie in Göppingen erneut ein Spagat zwischen zwei intensiven Begegnungen in der VELUX EHF Champions League. Drei Tage nach dem körperlich wie emotional kraftraubenden 28:26-Erfolg gegen den FC Barcelona und vier Tage vor dem Rückspiel im Palau Blaugrana stehen 60 Minuten harte Handball-Arbeit in der Liga auf dem THW-Programm. "Wir müssen uns voll auf dieses Spiel fokussieren und zu einhundert Prozent konzentriert an diese schwere Aufgabe herangehen", fordert Landin von sich und seinen Teamkollegen die volle Aufmerksamkeit auf Göppingen. Denn durch die Kieler Niederlage in Lemgo und das Heim-Unentschieden gegen Minden sind die Füchse Berlin dem Rekordmeister im Kampf um Platz drei und die Chance auf ein Königsklassen-Upgrade ganz dicht auf die Pelle gerückt.
Dahmke gibt Entwarnung
"Wir wollen dort unbedingt gewinnen, wissen aber, dass es sehr schwer werden wird", sagt Rune Dahmke. "Wir haben im vergangenen Jahr dort verloren, und auch im Hinspiel haben wir lange gebraucht, um uns durchzusetzen", erinnert der THW-Linksaußen auch an das letztlich klare 30:21 im September, bei dem Andreas Wolff mit 20 Paraden zum Matchwinner wurde. Dahmke indes gab nach dem bösen Morros-Foul, der Spanier hatte ihm bei einem Gegenstoß vehement in den Arm gegriffen, und einer MRT-Untersuchung am Montag grünes Licht für die Auswärtsfahrt. "Ich habe noch Schmerzen, aber in der Schulter ist zum Glück alles heil geblieben."
Schiller erfolgreichster Torschütze
Gut für den THW Kiel, denn mit Domagoj Duvnjak und Christian Zeitz fallen zwei Leistungsträger für das Göppingen-Spiel aus. Zudem gehen Nikola Bilyk und Lukas Nilsson erneut angeschlagen auf die Auswärtstour. Bei Frisch Auf, das in Linksaußen Marcel Schiller (120 Treffer) und Linkshänder Adrian Pfahl (77) seine erfolgreichsten Torschützen hat, fehlt Jens Schöngarth (73 Tore), der dem Traditionsverein bis Saisonende verletzungsbedingt nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Die aktuelle Spielzeit ist für Frisch Auf!, Ausrichter des EHF-Pokal-Final-Fours, ein ständiges Auf und Ab. "Es läuft derzeit in der Liga nicht bei uns, obwohl wir uns bei jedem Spiel viel vornehmen. Vor allem vergeben wir zu viele gute Chancen, was mit der Konzentration, aber vor allem mit dem fehlenden Selbstvertrauen zu tun hat", erklärt Trainer Magnus Andersson die Ergebniskrise der Baden-Württemberger.
56. Bundesliga-Duell
Diese ließ die Grün-Weißen zuletzt bis auf Rang zwölf abrutschen, wenngleich sich Frisch Auf vor allem in den Heimspielen stark präsentierte. "Für das Spiel gegen Kiel hoffe ich natürlich, dass sich der THW etwas mehr auf die Champions League konzentriert, als auf die Liga", setzt Andersson auf eben jenen Spagat, den der THW Kiel nach dem Pokalsieg in Hamburg mit den Punktverlusten in Lemgo und gegen Minden nicht bewerkstelligen konnte. Die Partie am Mittwoch, die von den Unparteiischen Sebastian Grobe und Adrian Kinzel geleitet wird, ist die 56. in der langen gemeinsamen Bundesliga-Geschichte beider Mannschaften (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv). Die Zebras wollen ab 20:15 Uhr den 43. Sieg (bei zwei Unentschieden) einfahren. "Dafür werden wir alles geben", verspricht Rune Dahmke.
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KN: Frisch Auf und Ab
Kiel. Auf dem Weg nach Barcelona liegt Göppingen: Der THW Kiel ist heute Abend (20.15 Uhr) bei Frisch Auf gefordert und muss zwei Punkte einfahren, um Platz drei in der Bundesliga zu sichern. Nicht erst seit den beiden Kieler Auftritten in Lemgo und gegen Minden ist allen Beteiligten klar, dass die Hürde bei den angeschlagenen Schwaben keine niedrige sein wird. Für Frisch Auf Göppingen ist die Saison ein großes Auf und Ab. Im EHF-Cup hat die Mannschaft als Gruppensieger mit weißer Weste das Final Four in eigener Halle erreicht, aber in der Bundesliga sind 21:33 Punkte und Platz zwölf eine ernüchternde Bilanz. Nach Auftritten wie zuletzt in Erlangen (26:30) wird die Stimmung immer schlechter, murren die Fans gegen Team, Trainer und Gesamtsituation. "Wir sind in einer Negativspirale und wissen selbst nicht so richtig, wie wir da wieder rauskommen", sagt Frisch-Auf-Rückraumspieler Adrian Pfahl. Der dünne Kader tut ein Übriges. Wegen der Verletzungen von Marco Rentschler und Nationalspieler Jens Schöngarth finden sich dort mit dem Ex-Hamburger Pfahl und Rechtsaußen Anton Halen nur noch zwei fitte Linkshänder, die zwingend funktionieren müssen. "Wir haben auch keine Hilfe aus einer zweiten Mannschaft oder so", erklärt Pfahl. Die Göppinger U 23 spielt in der Landesliga, das U 19-Bundesligateam hat selbst Verletzungssorgen. "Das ist vor allem im Trainingsbetrieb ein großes Problem. Wir spielen da häufig vier gegen vier, müssen Leute reaktivieren, manchmal muss der Trainer einspringen." Das Resultat sind Probleme im gebundenen Angriffsspiel. Immerhin sind die mit Zweifachspielrecht ausgestatteten Youngster Sebastian Heymann und Jona Schoch, die in Erlangen wegen Spielen ihrer Stammvereine fehlten, wieder dabei. Von den vor der Saison formulierten Zielen hat sich Frisch Auf längst verabschiedet, trotzdem "wird es immer schwieriger, den Schalter umzulegen", sagt Pfahl. "Der Druck ist groß, und wir bringen momentan einfach nicht die Qualität auf die Platte." Trotzdem gewinnt der 61-malige Nationalspieler der Partie gegen den THW etwas Positives ab. "Vielleicht kommt Kiel gerade recht -ein Spiel, in dem wir etwas zeigen können." Denn vor allem in Richtung EHF-Cup-Final-Four gilt: "Wir müssen unbedingt wieder Selbstvertrauen tanken." Für den Überraschungserfolg gegen den Rekordmeister muss die beste Saisonleistung her, dazu einfache Tore und adäquates Rückzugsverhalten. "Außerdem dürfen wir nicht immer jeden Torhüter zum Weltmeister schießen", erklärt er. Der Ex-Kieler Nikola Katsigiannis verbuchte am Wochenende im Erlanger Tor 22 Paraden. Das würde auch Niklas Landin gefallen. Und der Kieler Kapitän macht den Anspruch der Zebras in Göppingen klar: "Wir haben uns einige ärgerliche Ausrutscher erlaubt. Deshalb müssen uns voll auf dieses Spiel fokussieren und zu 100 Prozent konzentriert an diese schwere Aufgabe herangehen." Die Zebras werden auch in Göppingen auf Domagoj Duvnjak und Christian Zeitz verzichten müssen, haben mit Lukas Nilsson, Nikola Bilyk, Niclas Ekberg, René Toft Hansen und Rune Dahmke zudem viele angeschlagene Spieler in ihren Reihen. Doch auf dem Weg nach Barcelona sollen zwei Punkte her, auch um Selbstvertrauen für den Auftritt im Palau Blaugrana zu tanken. Die Zebras kehren vor dem Achtelfinalrückspiel nicht nach Kiel zurück, sondern fliegen nach einer Trainingseinheit am Donnerstag direkt nach Katalonien. Und dieser Weg ist mit einem Sieg im Gepäck doch deutlich leichter. (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2017)