Achtelfinal-Knaller, Teil 2: Donnerstag fällt die Entscheidung
Vujin: "Chancen stehen 50:50"
Die "Generalprobe" in der Liga für das Achtelfinal-Rückspiel in der Königsklasse bestritten beide Teams erfolgreich: Während die Rhein-Neckar Löwen beim TBV Lemgo mit 33:28 gewannen und dabei Kräfte schonen konnte, siegten die "Zebras" im packenden wie harten Krimi bei der TSV Hannover-Burgdorf mit 27:26. "Die Mannschaft hat Charakter gezeigt, auch ohne drei so wichtige Spieler", sagte der achtfache Torschütze Marko Vujin nach dem spannenden Spiel in Hannover, und fügte an: "Für unser Selbstvertrauen bedeutet dieser Sieg vor dem Rückspiel gegen die Löwen am Donnerstag extrem viel." Dass die Zebras im Heimspiel nicht vorgelegt haben, sondern mit einem Rückstand in die Partie am Donnerstag gehen, sieht Vujin als nicht zu große Hypothek: "Ein Tor ist im Handball nichts. Die Chancen stehen nach wie vor 50:50."
Drei Zebras fehlen in Mannheim
Eine Ansicht, die auch Löwen-Kreisläufer Hendrik Pekeler teilt: "Wir haben erst Halbzeit. Der THW kann auch in Mannheim gewinnen. Es wird noch einmal ein richtiges schweres Spiel." In dieses wird der THW Kiel allerdings erneut ersatzgeschwächt gehen: Kapitän Domagoj Duvnjak (Überlastung der Patellasehne) wird den "Zebras" genauso fehlen wie Linkshänder Steffen Weinhold, der seiner Mannschaft im Hinspiel mit fünf Treffern die Chance auf den Viertelfinal-Einzug erhielt. Weinholds Einsatz wird durch hartnäckige Probleme in der Nackenmuskulatur verhindert. Ein großes Fragezeichen steht zudem hinter Abwehrchef Rene Toft Hansen, der weiterhin mit Problemen an den Adduktoren zu kämpfen hat. Fehlt auch der dänische Olympiasieger, wird die Erfahrung aus insgesamt 651 Bundesliga-Spielen in Mannheim nur zuschauen können. "Wir sind durch die Verletzungen noch enger zusammengerückt", sagt der aktuelle Kapitän Niklas Landin. "Und wir werden alles geben, um dieses schwierige Auswärtsspiel für uns zu entscheiden."
Ein Sieg muss her
Nach der furiosen Aufholjagd in der Schlussviertelstunde des Hinspiels reisen die "Zebras" lediglich mit einem Ein-Tore-Rückstand nach Mannheim. Ein Zwei-Tore-Sieg oder ein Ein-Tore-Erfolg mit mehr als 25 erzielten Auswärtstoren würden den "Zebras" doch noch den Viertelfinal-Einzug bringen. THW-Fans, die ihre Zebras bei den Rhein-Neckar Löwen unterstützen möchten, können sich online Tickets für den Gästeblock 412 sichern (hier direkt online bestellen). Auch der mobile Fanshop des THW Kiel wird in Mannheim sein: Auf Ebene 1 hinter Block 209 der SAP-Arena, in der rund 10.000 Zuschauer erwartet werden, gibt es alles, was das schwarz-weiße Fanherz begehrt: Vom Schlüsselanhänger über das Pokal-Eventshirt bis zum Trikot.
Sky zeigt das Spiel live
Die Kieler reisen am Mittwoch per Bahn nach Mannheim. Die Unparteiischen für dieses Endspiel um die Viertelfinal-Teilnahme kommen hingegen aus Mazedonien: Slave Nikolov und Gjorgji Nachevski leiten das Spiel, das vom EHF-Delegierten George Bebetsos aus Griechenland begleitet wird. Sky überträgt das "Match of the week" der Königsklasse live aus Mannheim, mit Sky Ticket (skyticket.de) können auch alle Handballfans, die keine Sky-Kunden sind, mit flexiblen Tages-, Wochen- und Monatstickets ohne Vertragsbindung ab 9,99 Euro live dabei sein. Gemeinsam mit anderen THW-Fans für die "Zebras" die Daumen drücken kann man in zahlreichen Sky-Bars (u.a. Hotel "Rosenheim" in Schwentinental, Bar Cultura, Sporthotel Avantage, McLang's Irish Pub, Gutenberg, Pagelsdorf Sportcenter und Projensdorfer Sportsbar). Auf geht's, Kiel!
KN: Der 50:50-Thriller
Kiel. Endspielatmosphäre: Im Achtelfinal-Rückspiel in der Handball-Champions-League wollen die Zebras des THW Kiel heute (19 Uhr, SAP Arena) bei den Rhein-Neckar Löwen in Mannheim das 24:25 aus dem Hinspiel aufholen. Es reicht entweder ein Sieg mit zwei Toren Differenz oder ein knapper Ein-Tore-Vorsprung mit 26 oder mehr Treffern. Ein Blick auf die K.o.-Historie der Kieler macht ein gutes Gefühl, insgesamt sind die Voraussetzungen jedoch durchwachsen. Einerseits: Zwölfmal konnte der THW Kiel auf europäischer Bühne einen Hinspiel-Rückstand drehen, allerdings jedes Mal im Rückspiel in eigener Halle. Zum Beispiel in der Vorsaison, als der spätere Halbfinalist dem 29:33 bei Pick Szeged ein 36:29 in der Sparkassen-Arena folgen ließ. Ein Aus im Achtelfinale der Königsklasse gab es noch nie. Andererseits: Eine Hinspiel-Pleite in eigener Halle konnten die Zebras noch nie drehen. Nicht 1984 im Europapokal der Landesmeister im Viertelfinale gegen den jugoslawischen Kontrahenten Metaloplastika Sabac (20:22 im Hinspiel/23:26 im Rückspiel), nicht 1999 im Champions-League-Viertelfinale gegen Portland San Antonio (21:24/27:26) und auch nicht in der Runde der letzten Acht 2006 gegen die SG Flensburg-Handewitt (28:32/34:32). Das Team von Alfred Gislason ist in K.o.-Spielen gestählt, kann dem mentalen Druck im Normalfall standhalten. Normalfall? Kapitän Domagoj Duvnjak (Patellasehne/Einsatz nahezu ausgeschlossen) und Steffen Weinhold (Nackenmuskulatur/Restchance auf einen Einsatz) fallen voraussichtlich aus. Ob Kreisläufer René Toft Hansen eingreifen kann, entscheidet sich erst heute im Abschlusstraining. „Brozovic und Lackovic haben gut gedeckt in Hannover. Aber ich wünsche mir natürlich, dass René dabei sein kann. Die 6:0-Deckung mit ihm ist ein Riesenunterschied“, sagte Alfred Gislason am Mittwoch während der Fahrt im ICE nach Mannheim. Mit an Bord waren alle Akteure, auch die Verletzten – einer für alle, alle für einen. Der Isländer weiß: „Wir müssen fast alles besser machen als zu Hause. Wir haben zu viele Chancen ausgelassen, sind schlecht zurückgelaufen, müssen mehr Druck machen.“ Apropos Druck: Hier könnte Rune Dahmke an der Spitze einer 5:1-Deckung erneut eine Schlüsselrolle zufallen. „Das lief ziemlich gut, ich habe das zum ersten Mal gespielt, musste ganz schön viel laufen, aber es hat Spaß gemacht“, sagte der 23-Jährige, der Löwen-Regisseur Andy Schmid und den Halben das Leben phasenweise sehr schwer machte. Doch auch „sehr schwer“ kann nicht genug sein. „Die Abwehr muss noch enger stehen, alle müssen mehr schieben, mehr helfen. Skopje und Szeged haben bei den Löwen gewonnen, schnell nach vorne gespielt. So müssen wir Andy Schmid am Wechseln hindern, in die Abwehr zwingen“, fordert Routinier Blazenko Lackovic, der sich beim 27:26 in Hannover zurück in den Fokus spielte. Die Chancen stehen, so Marko Vujin, „50:50“. „Es wird auf die Taktik und auf den Kopf ankommen. Wenn es ab der 50. Minute noch eng ist, ist alles möglich“, so Lackovic. Er weiß, wovon er redet. 2005 unterlag der Kroate mit der SG Flensburg-Handewitt im Viertelfinale mit 14 Toren Differenz (22:36) in Montpellier. Dennoch avancierte das Rückspiel zu einem Mega-Thriller, die SG lag lange Zeit mit 14 Toren in Führung, gewann am Ende mit 32:19 und schied aus. So etwas ist selbst dem THW noch nie passiert. (Von Timo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 30.03.2017)