Bundesliga
Furiose erste Halbzeit: Klarer Erfolg bei der MT Melsungen
Der THW Kiel hat die schwierige Auswärtsaufgabe bei der MT Melsungen souverän gemeistert. Nach einer furiosen ersten Hälfte, in der die Kieler zwischenzeitlich bis zu zehn Tore vorn lagen, fuhren sie beim 30:23 (18:10) einen deutlichen Erfolg ein. Überragend waren vor 4.300 Zuschauern in der seit Wochen ausverkauften Rothenbach-Halle in Kassel erneut die Torhüter: Niklas Landin und Andreas Wolff parierten zusammen 20 Bälle, darunter drei Siebenmeter. Bester Torschütze war Niclas Ekberg (9/4), und die beiden Youngster Nikola Bilyk und Lukas Nilsson trafen je fünfmal.
Weinhold wieder dabei
Trainer Alfred Gislason konnte in Kassel wieder auf Steffen Weinhold setzen: Der Kieler Linkshänder war nach seiner Oberschenkelzerrung aus dem Champions-League-Derby wieder einsatzbereit, während Blazenko Lackovic, Christian Dissinger und Rene Toft Hansen gar nicht erst mit zur MT Melsungen gereist waren. Zudem kämpften viele weitere Zebras mit mehr oder weniger schweren Blessuren - 25 Pflichtspiele, Länderspiele ausgenommen, in der erst knapp drei Monate alten Saison fordern bei den Schwarz-Weißen ihren Tribut.
Bilyk dreht nach Kieler Fehlstart auf
Die Kieler verschliefen vor gut 50 schwarz-weißen Fans, der Fanclub "Zebrasprotten" war erstmals mit dem neuen "star Fan-Liner" im Club-Design angereist, die Anfangsphase. Mit 2:0 führten die Gastgeber nach individuellen Fehlern der "Zebras", die sich zunächst schwer gegen die massive 6-0-Abwehr der MT Melsungen taten. Niclas Ekberg war es, der nach etwas mehr als fünf Minuten den ersten Treffer erzielte - vom Siebenmeterstrich. Noch einmal legten die Roten mit einem Siebenmeter vor, dann schien vor allem Nikola Bilyk die unguten Erinnerungen seiner Mannschaftskameraden an die letzten Auswärtsauftritte in der Rothenbach-Halle wegpusten zu wollen. Er traf zum 2:3 aus neun Metern, ehe Steffen Weinhold nach dem Eins-gegen-Eins den Ausgleich erzielte. Melsungen meckerte, und der Ball landete nach der fälligen Gelben Karte wieder beim THW: Bilyk traf zum 4:3. Innerhalb von nur 67 Sekunden hatten die "Zebras" dreimal zugeschlagen und die Partie gedreht.
Klare Halbzeitführung
Weiter ging die Reise: Andreas Wolff war nun auch in der Partie, bediente Raul Santos mit einem gestochen scharfen Pass zum 5:3, und Ekberg machte ebenfalls per Konter nach einem Bilyk-Steal die erste Kieler Drei-Tore-Führung perfekt. Eine frühe Auszeit von MT-Trainer Michael Roth zeigte keine Wirkung: Wie aus einem Guss agierten die "Zebras", und nach Allendorfs frechem Dreher vom Kreis zum 6:9 wurde es richtig deutlich. Von der 19. und 25. Minute fanden die Melsunger keine Lücke mehr im beweglichen Kieler Deckungsverband, wurden zunehmend unsicherer. Der THW nutzte das und die Lücken in der offensiveren Deckung der Roten konsequent: Ekberg traf per Siebenmeter, Wolff hielt einen Rnic-Wurf fest, Duvnjak spielte Doppelpass mit Vujin, Wolff bediente Ekberg zum Konter, Nilsson traf aus dem Rückraum, Wiencek verwandelte einen Gegenstoß, Wolff parierte einen Allendorf-Siebenmeter und einen Dreher des Linksaußen, Vujin fackelte und bediente Wiencek: Mit diesem 7:0-Lauf zog der THW auf 16:6 davon, und hätte das Ex-Zebra Dener Jaanimaa nicht bis zum Wechsel noch drei Treffer zum schmeichelhaften 10:18-Rückstand der Gastgeber erzielt, die Partie wäre bereits nach 30 Minuten vollständig entschieden gewesen.
THW tut sich schwerer
Mit einigen Offensiv-Problemen kehrte der THW Kiel aus der Kabine zurück. Die nun energischer zu Werke gehende Melsunger forderten die Unterstützung ihrer Fans ein, bekamen diese und erzeugten so die berühmt-berüchtigte Kasseler Hektik. Von dieser ließen sich die "Zebras" ein wenig anstecken. Tor um Tor robbte sich die MT heran - auch weil Jaanimaa weiterhin kaum zu stoppen war. Der THW reagierte aus dem Rückraum, und hatte in dem in der 40. Minute eingewechselten Niklas Landin einen weiteren starken Rückhalt. Duvnjak, Weinhold und Lukas Nilsson machten Alarm und sorgten immer wieder für beruhigende Zwischenspurts. Trotzdem war die MT, bei der Ex-Zebra Johan Sjöstrand ebenfalls einige tolle Paraden zeigte, beim 20:24 (51.) wieder in Reichweite. Nilsson erhöhte, Wolff kam für einen Siebenmeter zurück ins Tor, hielt den Wurf von Rnic und die Nachwurfchance von Sellin, und als Duvnjak eine seiner berühmten Fackeln ins MT-Tor jagte (53.), war endgültig die Entscheidung gefallen: 26:20.
Sonnabend Heimspiel gegen Orlen Wisla Plock
Für die "Zebras" gibt es auch nach der Partie in Kassel keine Ruhephase: Bereits am kommenden Sonnabend ist der THW Kiel wieder in der VELUX EHF Champions League gefordert. Mit dem Heimspiel gegen Orlen Wisla Plock beenden die Kieler ihr Königsklassen-Jahr 2016, das mit der erneuten Teilnahme am VELUX EHF Final4 in Köln ihren Höhepunkt hatte. "Wir haben gegen Plock noch eine Rechnung offen", sagt THW-Linkshänder Christian Zeitz und spielt damit auf die Hinspiel-Niederlage in Polen an. Anpfiff für das Rückspiel ist am Samstag um 17:30 Uhr in der Kieler Sparkassen-Arena, Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen und im Online-Shop (jetzt Tickets sichern!). Weiter geht's, Kiel!
Souveräne Vorstellung
Aber die Gastgeber steckten nicht auf, verkürzten erneut auf einen Vier-Tore-Rückstand, den Ekberg mit seinem neunten Treffer aber wieder zunichte machte. Als Landin dann erst gegen Schneider hielt und Maric einen Gegenstoß per Aufsetzer über das Tor jagte, Nilsson auf der Gegenseite dann mit vierten Tor in der zweiten Hälfte auf 28:22 (58.) erhöhte, wich die Anspannung in den "Zebra"-Gesichtern freudiger Erwartung auf den Schlusspfiff. Derweil hatten die Kieler Fans längst begonnen, ihre Mannschaft für eine starke Darbietung zu feiern. Bilyk setzte mit seinem fünften Treffer den Schlusspunkt unter eine souveräne Vorstellung, deren Grundlage ein klares Statement in den ersten 30 Minuten war.