Höchste Derby-Heimniederlage: THW verliert klar gegen Flensburg
THW ohne Bilyk
In das 90. Derby ging es mit geänderten Vorzeichen - zum einen, weil in der VELUX EHF Champions League im Gegensatz zur Bundesliga 16 Spieler eingesetzt werden können. Zum anderen, weil mit Nikola Bilyk eines der "Zebras" aufgrund seiner Achillessehnen-Probleme nicht mitwirken konnte. Weil mit Christian Dissinger bekanntlich ein weiterer Rechtshänder im Kieler Rückraum verletzungsbedingt fehlt, nominierte THW-Trainer Alfred Gislason erstmals den 22-jährigen Sebastian Firnhaber für ein Pflichtspiel. Firnhaber gehört seit dieser Spielzeit zum erweiterten Kader des Rekordmeisters und gewann am Freitag mit dem TSV Altenholz das Spitzenspiel der 3. Liga gegen den Handball Sport Verein Hamburg. SG-Trainer Ljubomir Vranjes schonte hingegen Thomas Mogensen und Lasse Svan, dafür rückten Bogdan Radivojevic und Ivan Horvat in den Kader.
Flensburger Zwischenspurt zur Entscheidung
36 Minuten lang schien dieses Derby also einen normalen, umkämpften Verlauf zu nehmen. Dann aber versagten bei den "Zebras" alle Systeme: Landins Gegenstoß-Pass wurde abgefangen, der zuvor gegen den Kieler Keeper chancenlose Raidvojevic traf zum 19:15. Rene Toft Hansen musste nach einem Zusammenprall mit Petar Djordjic raus, kam später mit dick bandagiertem Knie und dem Verdacht einer schwereren Verletzung nicht mehr zum Einsatz. Der Ausfall des Abwehrchefs schien die Kieler zu schocken, während bei der SG urplötzlich alles lief: Horvat traf bei angezeigtem Zeitspiel , Radivojevic netzte in Überzahl ins verwaiste Kieler Tor ein, ehe Hampus Wanne Landin mit einem Dreher narrte. Nach dem 22:15 (43.) war der Widerstand der Kieler gebrochen, die in der Folge kein Bein mehr auf den Boden bekamen: Selbst eine Doppelparade von Niklas Landin und Marko Vujins Tor zum 17:23 brachten keine Wende, weil die SG konsequent jeden Kieler Fehler - und davon gab es viele in dieser Phase - bestrafte. Beim 30:20 durch Lauge drohte die höchste Derby-Niederlage aller Zeiten, aber Weinhold und der drei Minuten vor Schluss eingewechselte Debütant Firnhaber mit seinem ersten Pflichtspieltor konnten zumindest noch Ergebniskosmetik betreiben.
Zwei-Tore-Rückstand zur Pause
Trotzdem war die Derby-Welt aus Kieler Sicht bis zur Pause noch einigermaßen in Ordnung, auch wenn nach Santos' 11:11 die SG in zum Teil doppelter Überzahl durch Gottfridsson und zwei weitere verwandelte Siebenmeter von Eggert mit 14:11 in Führung gegangen war. Denn Domagoj Duvnjak hatte - wie Bilyk im Bundesliga-Derby eine Woche zuvor - noch direkt mit dem Pausenpfiff den Anschluss hergestellt und damit der Hoffnung auf einen weiteren "Zebra"-Sieg Nahrung gegeben. Doch die Geschichte sollte sich nicht wiederholen, denn anders als vor Wochenfrist kam die SG gut aus der Kabine, erhöhte durch den nur sporadisch eingesetzten Holger Glandorf auf 17:13 (33.). Der THW kämpfte - und kam noch einmal zurück: Wiencek traf zum 14:17, und Lukas Nilsson ackerte sich durch die SG-Abwehr und traf zum 15:17 aus halbrechter Position.
Überragender Zeitz-Start
Nach dem Aufwärmen gab es die nächste Hiobsbotschaft für den THW: Auch Routinier Blazenko Lackovic musste sich mit Wadenproblemen abmelden. Der zweite Kieler Routinier Christian Zeitz drehte hingegen richtig auf: Mit einem Fackel-Doppelschlag machte Zeitz das 3:1, erzielte vier der fünf ersten THW-Tore. Beim letzten Treffer, einem Gegenstoß, wurde er jedoch schmerzhaft von Rasmus Lauge abgeräumt. Zeitz humpelte vom Feld, konnte später aber wieder mitwirken. Nachdem Lauge im Angriff dann auch noch Lukas Nilsson foulte, wofür die SG vom schwachen Schiedsrichtergespann einen Siebenmeter zugesprochen bekam, gab es Pfiffe für den Dänen. Eggert verwandelte diesen Strafwurf - wie alle sechs der SG zugesprochenen Siebenmeter - sicher zum 9:9-Ausgleich. Zuvor hatten die Kieler, bei denen Niklas Landin allein gegen Radivojevic gleich dreimal hervorragend parierte, mehrfach eine höhere Führung verpasst. Weinhold arbeitete sich wie viele seiner Kollegen am Gebälk des SG-Tores ab, und Kevin Möller kratzte den einen oder anderen Wurf von der Linie.