Champions League
Junges THW-Team zahlt Lehrgeld: Knappe Niederlage in Veszprem
60 Minuten Kampf, 60 Minuten Leidenschaft und Einsatz wurden am Ende nicht belohnt: Mit seinem jungen Team hat der THW Kiel beim großen Titelfavoriten Telekom Veszprem am Sonnabend unglücklich mit 19:21 (10:13) verloren. Nach einem schwachen Beginn steigerten sich die "Zebras" im ausverkauften Hexenkessel "Veszprem Arena" in die Partie hinein und waren dicht vor einem Punktgewinn. Momir Ilic entschied das Spiel 90 Sekunden vor dem Ende mit dem Wurf zum Endstand. Bester Torschütze der Kieler war Marko Vujin (7/6).
Qual der Wahl für Veszprems Trainer
Während THW-Trainer Alfred Gislason in Veszprem auf Christian Dissinger verzichten musste, hatte sein Gegenüber beim Zusammenstellen der 16 Spieler für die Neuauflage des letztjährigen Halbfinales die Qual der Wahl: Aus seinem 27 Mann umfassenden Kader verzichtete Xavier Sabate unter anderem nicht nur auf Mate Lekai und den Kieler Halbfinal-Verlängerungs-Schreck Ivan Sliskovic, sondern auch auf den am Daumen operierten Laszlo Nagy und den Weltklasse-Halbrechten Marko Kopljar. Dieser werde in diesem Spiel nicht benötigt, hatte Sabate den Verzicht auf den Neuzugang von Paris Saint-Germain begründet - und gab Gabor Ancsin den Vorzug.
Kein guter THW-Start
Mit dieser Entscheidung sollte Sabate recht behalten, stelle Ancsin die Kieler Deckung vor allem in der ersten Halbzeit vor große Probleme. Nach seinem 3:0 war es Marko Vujin, der nach 5:19 Minuten endlich den Torbann für die sichtlich nervös beginnenden "Zebras" brach. Allerdings taten sich diese weiterhin schwer, die unglaublich aggressive, klammernde und auf schnellen Beinen Lücken zustellende Veszprem-Abwehr zu bezwingen, zumal auch Roland Mikler gerade in der Anfangsphase einige spektakuläre Paraden zeigte. So blieb es beim Vorsprung der Gastgeber, die nach Vujins Anschluss zum 5:7 (17.) in Unterzahl, Steffen Weinhold saß zu diesem Zeitpunkt schon seine zweite Zeitstrafe ab, innerhalb von diesen zwei Minuten auf 10:5 davonzogen. Gislason nahm die Auszeit, setzte im Angriff auf den siebten Feldspieler und brachte Christian Zeitz in der Abwehr und Lukas Nilsson im Angriff.
Drei Tore Rückstand zur Pause
Und der THW kam zurück. Lukas Nilsson fand endlich die Lücke im schwarz-roten Deckungsverband, Niklas Landin parierte gegen den freistehenden Andreas Nilsson, Vujin bediente Christian Sprenger mit einem Traumpass, den der Rechtsaußen ebenso traumhaft zum 8:10 (23.) ins Tor der Ungarn drehte. Als Landin dann erneut gegen Nilsson die besseren Argumente hatte und Vujin einen von Patrick Wiencek herausgeholten Siebenmeter verwandelte, waren die Kieler endlich im Spiel. Allerdings: Der Ausgleich sollte ihnen noch nicht gelingen, weil Zeitz eine Zeitstrafe erhielt und Veszprem dies zum 12:9 nutzte. Nikola Bilyk tankte sich zum Anschluss durch, aber Ilic war nach einer Landin-Parade wacher und versenkte den Ball zum 13:10-Halbzeitstand. Doch die Kieler verließen die Platte mit erhobenem Kopf: Sie hatten sich an der lärmenden Kulisse ab- und sich mit viel Einsatz nach schlechtem Beginn in die Partie hineingearbeitet.
Ilic beendet Kieler Träume
Drei Minuten vor dem Ende konnten die "Zebras" trotzdem wieder von mindestens einem Punktgewinn in Veszprem träumen: Duvnjak bediente Niclas Ekberg mit einem Traumpass, und der Rechtsaußen nagelte den Ball zum 19:20-Anschluss ins Netz. Ein Angriff und anderthalb Minuten später fiel dann allerdings die Entscheidung: Momir Ilic traf aus neun Metern durch die Beine von Landin zum 21:19, ehe Raul Santos aus ganz spitzem Winkel an Mikler scheiterte - unglückliches Ende einer insgesamt starken Vorstellung des THW Kiel im Hexenkessel von Veszprem. Dieser feierte Minuten nach dem Schlusspfiff noch lautstark den Erfolg seiner Mannschaft und verabschiedete die "Zebras" mit hundertfachem "Auf Wiedersehen" in Richtung Wien.
Endlich wieder Heimspiele
Für die Kieler endete mit der Partie in Veszprem und der anschließenden Rückreise via Wien die 15 Tage andauernde Phase mit fünf Auswärtsspielen quer durch Europa. Am Sonntagabend werden sie rund 8.500 Reise-Kilometer im Oktober zurückgelegt haben. "Wir freuen uns richtig, endlich wieder vor unseren Fans zu spielen", sagt Neuzugang Nikola Bilyk, der mit seinen Mannschaftskameraden weiter im Wechsel zwischen DKB Handball-Bundesliga und VELUX EHF Champions League pendelt. Am Mittwoch treffen die Kieler in der Sparkassen-Arena auf die TSV Hannover-Burgdorf (jetzt Tickets sichern!), und am Sonnabend (17:30 Uhr) fordern sie die Kadetten Schaffhausen zum Duell im "Wohnzimmer" (Es gibt noch Tickets: jetzt ordern!). Kopf hoch, Zebras: Endlich wieder Heimspiele - auf geht's, Kiel!
THW gleicht aus
Nach dem Wechsel begann der THW Kiel mit den beiden Youngsters Nilsson und Bilyk im Rückraum, auf Halbrechts sorgte Steffen Weinhold für Bewegung. Aus dem Stand schraubte sich Nilsson kurz darauf zum 11:13, Bilyk erkämpfte sich einen Strafwurf, den Vujin versenkte. Unglücklich agierten die "Zebras" dann nach dem von Landin gehaltenen Ilic-Siebenmeter: Ancsin griff sich den Abpraller und traf. Statt einer Ausgleichsmöglichkeit liefen die Kieler also weiterhin einem Rückstand hinterher. Bis zur 41. Minute: Da hatte zunächst Weinhold die zweite Welle mit einem Hammer abgeschlossen, ehe Vujin erneut vom "Strich" die Oberhand behielt: 19 Minuten vor dem Ende hatten die "Zebras" erstmals nach dem Anpfiff wieder ausgeglichen und zumindest kurzfristig für Ruhe im Hexenkessel gesorgt. Es sollte der Beginn einer spannenden, hektischen und mit Frage- und Ausrufezeichen versehenen Schlussphase sein.
Duvnjak startet erneute Aufholjagd
Fragezeichen auf der Kieler Bank, weil die Unparteiischen aus Tschechien ausgerechnet in dieser Phase dem permanenten Druck der Kulisse immer mehr nachgaben und der Veszpremer Abwehr eine unglaublich harte Linie erlaubten. So wurde Bilyk bei einem Torwurf fast das Trikot ausgezogen, Wiencek von im Kreis stehenden Abwehrspielern in den Wurfarm gegriffen. Einen Pfiff bekamen die Kieler nicht, dafür aber die Gegenstöße zum 15:18 (45.) und Gelb für Gislason. Fragezeichen blieben aber auch, weil die "Zebras" sich von dieser Hektik anstecken ließen und Fehler machten, Chancen ausließen. Für Ausrufezeichen sorgten Landin und Duvnjak: Der Kapitän schloss eine zweite Welle zum 17:19 ab und jagte den Ball kurz darauf durch den Block zum 18:19 in die Maschen. Ein unfassbares Tor, dem dann wieder Pech (wie bei Nilssons Lattentreffer) folgte. Und ein Siebenmeter, den Veszprems Andreas Nilsson zugesprochen bekam, ohne von einem Kieler Spieler überhaupt berührt worden zu sein: 20:18 für die Gastgeber.