ZEBRA: Niclas Ekberg - In der Ruhe liegt die Kraft
"Bei Familie und Hund finde ich Ruhe"
ZEBRA: Niclas, im vergangenen Sommer war es turbulent ... NICLAS EKBERG: In der Tat, wir hatten viel zu tun, mitunter war es etwas hektisch. Unsere Sommerpause wird immer kürzer, das Umfeld mit Freunden und Familie dagegen stetig größer. Deswegen wird die Zeit für jeden einzelnen deutlich knapper. Wir haben aber trotzdem versucht, alle zu treffen. Gegen Ende der Saisonvorbereitung bist Du zudem zum ersten Mal Vater geworden. Ganz schön viel auf einmal… Eigentlich war es viel zu viel auf einmal. Wenn man es anders herum betrachtet, war es vielleicht auch gut so, denn ich hatte immer etwas anderes im Kopf und musste nicht nur an die Schwangerschaft denken. Aber wie gesagt, das war ein sehr hektischer Monat. Doch das ist jetzt erledigt. Nun kommt die Zeit zum Genießen. Hast Du den Kopf frei? Ich kann sehr gut abschalten. Wenn man nach Hause kommt, ist es sehr wichtig, dass man sich gut fühlt. Da helfen die Familie und der Hund. Bei und mit ihnen finde ich meine Ruhe. Zuhause ist für mich Ruhe. Ich versuche immer, etwas entspannendes zwischen den Trainingseinheiten zu machen. Im Wald zu spazieren, ist für mich besser als schlafen zu gehen. Wie wichtig ist Dir das? Sehr wichtig - nicht nur für mich. Wenn ich sehe, dass meine Familie das genießt, dann ist das auch gut für mich. Und frische Luft tut uns allen gut.
"Als Profisportler durchlebst du vieles schneller"
Was für Gedanken gehen Dir hier im Wald durch den Kopf? Nur glückliche. Ich merke, dass es meinem Hund sehr, sehr viel Spaß macht. Und Nathalie und ich quatschen ganz viel, wenn wir hier spazieren gehen. Also doch gar nicht so viel Ruhe? Ab und zu, wenn man nichts Lustiges zu sagen hat, dann schweigen wir auch mal. Man muss auch nicht die ganze Zeit reden. Man kann auch auf die Bäume schauen. Wir empfindest Du Deine momentane Lebenssituation? Als Profisportler durchlebst Du vieles schneller. Wenn wir frei haben, verbringen Nathalie und ich viel mehr Zeit miteinander als ein durchschnittliches Paar, bei dem beide arbeiten gehen. Dann sind wir 24 Stunden am Tag zusammen. Wenn wir in Schweden wohnen würden, würden wir vermutlich jeder viel mehr Freunde auf den verschiedenen Seiten haben und deshalb weniger Zeit miteinander verbringen. Unsere gemeinsame Entwicklung würde nicht so schnell gehen. So haben wir bereits geheiratet und jetzt ein Kind bekommen. Kaum jemand von unseren Freunden hat bislang Kinder, da sind wir vielleicht zwei oder drei Schritte voraus. Das ist aber bei vielen Profisportlern so, die oft früh heiraten und Kinder bekommen. Ich glaube, das kommt beinahe automatisch so.
"Was will man mehr?"
Wie fühlt sich das an? Überragend! Das ist das beste Wort, was ich dafür finden kann. Ich bin sehr glücklich. Ich habe die beste Familie, die man sich nur wünschen kann. Ich spiele Spitzenhandball beim besten Verein der Welt. Was will man mehr als Handballprofi? Wie viel Kraft ziehst Du aus Deiner neuen Situation? Richtig viel. Jeden Tag und bei jeder Kleinigkeit, wenn meine Tochter ein bisschen lächelt, merkt man sofort, dass man richtig viel Energie bekommt. Allein die ganze Familie zusammen zu sehen, bringt unglaublich viel Kraft. Das habe ich schon in der Vorbereitung gemerkt: Wenn man weiß, dass man etwas Gutes vor sich hat, dann ist selbst die Vorbereitung gar nicht mehr so schlimm. Handball ist also nicht mehr das Wichtigste im Leben? Das war er bei mir nie so richtig. Ich habe mir schon immer viele Gedanken um mein Umfeld gemacht, alle um mich herum sollen es gut haben. Das hatte für mich seit jeher oberste Priorität. Wenn es meiner Familie gut geht, dann geht es mir gut. (Von Sascha Klahn, aus dem Arena-Magazin "ZEBRA" zum Heimspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf im September 2015)