ZEBRA-Interview: "Wir wollen einen vernünftigen Spielplan!"
Duvnjak: "Große Turniere nur alle zwei Jahre"
ZEBRA: "Dule" und Marko, der THW Kiel spielt oft im Drei-Tage-Rhythmus. Wie groß ist diese Belastung tatsächlich? DUVNJAK: Ich empfinde das als Katastrophe. Solche Belastungen sind auf Dauer unfassbar schwer für den Körper zu ertragen. Aber ich weiß nicht, was wir Spieler dagegen machen können. Es liegt nicht an uns, sondern an den Verbänden EHF und IHF… ZEBRA: …von denen keiner auf seine eigenen Veranstaltungen verzichten will. DUVNJAK: Es wäre super, wenn die großen Turniere wie Welt- und Europameisterschaften nur alle zwei Jahre ausgetragen werden würden - nicht wie derzeit in jedem Jahr. Das wäre viel, viel besser für uns Spieler. Wir können an den vielen Verletzungen ablesen, wie groß die Belastung momentan tatsächlich ist. Bei der EM waren 30 Spieler verletzt, und das ist richtig bitter. Aber das ist die Realität. VUJIN: Ein Beispiel: Wir haben in der Hinrunde 35 Spiele absolviert, und als wir am letzten Spieltag vor der EM-Pause gegen den Bergischen HC gespielt haben, war es für sie gerade einmal ihre 19. oder 20. Partie. Und ausgerechnet in diesem Spiel haben wir Rene Toft Hansen mit einem Kreuzbandriss verloren. Vielleicht lag das auch zu einem guten Teil an unserem Spielplan.
Vujin: "Die vier Monate waren richtig krank"
ZEBRA: War der Start in dieser Saison besonders schwer? VUJIN: Die vier Monate von September bis Dezember waren richtig krank mit einer Unzahl an schweren Spielen. Nach der EM-Pause ging es jetzt in dieser Häufung im Februar weiter. Warum wir dann im März und April fast gar keine Spiele haben, verstehe ich überhaupt nicht. Und im Mai müssen wir dann wieder Vollgas geben und sechs Partien bestreiten, wenn kaum noch ein Spieler fit ist, stattdessen aber alle müde. Das ist mir unbegreiflich. Wenn alles gut läuft und wir das "VELUX EHF FINAL4" erreichen, hätten wir sogar noch zwei Spiele mehr. ZEBRA: Spürt Ihr, dass Eure Körper zunehmend in einem schlechteren Zustand sind? DUVNJAK: Wenn ich am Morgen nach einem Spiel aufstehe, tut mir alles weh, aber das ist leider normal. Normalerweise haben wir dann um zehn Uhr ein lockeres Training, wenn man dann ein wenig ins Schwitzen kommt, wird alles wieder einigermaßen gut. Zwischendurch schlafe ich sehr viel, weil mein Körper diese Erholungsphasen unbedingt braucht. ZEBRA: Und trotzdem schmeißt Ihr Euch mit dem nächsten Anpfiff wieder in jeden Ball… DUVNJAK: Das kommt automatisch. Mit dem Anpfiff sind die Schmerzen weg. Dann steigt das Adrenalin, in unserer Halle stehen über 10.000 Zuschauer hinter uns, dann vergesse ich alles. Ich sehe zwar von der ersten Minute an so aus, als ob ich nicht mehr kann, gebe aber trotzdem immer Vollgas…
Nationalmannschafts-Verzicht keine Option
ZEBRA: Wäre es eine Option gewesen, auf die Europameisterschafts-Teilnahme zu verzichten? DUVNJAK: Nein. Ich glaube, dass jeder Spieler, der für eine Nationalmannschaft spielen darf, sehr stolz darauf ist. Wir spielen für unser Land. Und wenn ich eine Einladung bekomme, das zu tun, dann tue ich das selbstverständlich. ZEBRA: Wie hast Du die jüngste Europameisterschaft mit insgesamt acht Spielen für Kroatien empfunden? DUVNJAK: Ich habe zwar alle Spiele gespielt, aber nicht mehr so viel wie früher. Ich glaube, deshalb bin ich vergleichsweise fit zurück nach Kiel gekommen. Ich habe mich jedenfalls sehr gut gefühlt, bin ohne Verletzungen durchgekommen und deshalb natürlich auch sehr glücklich. ZEBRA: Nicht ganz ernst gemeint: War es womöglich sogar besser, die EM zu spielen, als unter Alfred Gislason die gefürchtete zweite Saisonvorbereitung zu durchlaufen? VUJIN: Ich glaube, es wäre in der Tat besser gewesen, die EM zu spielen (lacht)! Es war unglaublich, wie hart wir trainiert haben. Ich glaube, ich bin im Januar mehr gelaufen als während des Sommers. Aber hoffentlich zahlt sich das für uns in dieser Rückrunde aus.
"Es müssen gesunde Rahmenbedingungen geschaffen werden"
ZEBRA: Könntet Ihr Spieler mehr Einfluss nehmen? VUJIN: Ich denke, die Veränderungen müssen von oben kommen. Wir Spieler haben da keinen Einfluss. Die Vereine schon eher. Aber wir reden auch nicht über weniger Spiele. Wir reden über einen vernünftigen Spielplan. Wir wollen keinen, nach dem wir elf Spiele im Dezember, neun im Mai und acht im Februar machen müssen, während wir dagegen im März und April fast frei haben. ZEBRA: Euch wäre also schon damit geholfen, wenn die Spiele einfach viel besser verteilt wären? VUJIN: Genau! Denn so hätten wir endlich die Chance auf regelmäßige Erholung und damit verbunden eine kontinuierliche und somit bessere Regeneration. DUVNJAK: Eines ist doch klar: Wir wollen alle gerne spielen. Und je besser die Gegner sind, desto mehr Spaß macht es auch! Es müssen nur gesunde Rahmenbedingungen geschaffen werden. (Das Interview führte Sascha Klahn, aus dem Arena-Magazin "ZEBRA" zum Heimspiel gegen den SC DHfK Leipzig im Februar)