Europameister zum Anfassen: Herzlicher Empfang in Kiel
Motivations-Schub Handballbahnhof
Viele derjenigen, die die deutsche Nationalmannschaft in acht Spielen beim Public Viewing im Kieler Handballbahhnof unterstützt hatten, waren auch zum Fan-Empfang gekommen. "Wir haben jedes Video vom Handballbahnhof angeschaut", berichtete Rune Dahmke, dass die Bilder von feiernden Fans aus Kiel dem Team in Breslau und Krakau "einen unglaublichen Motivations-Schub" gegeben hatten. Das taten natürlich auch die witzigen Videos der zu Hause trainierenden "Zebras", die auf einer Leinwand gezeigt wurden und die drei Europameister noch einmal lachen ließen. "Ich weiß, wie hart das Training bei Alfred ist", staunte Rune Dahmke über den Ideenreichtum der "Zebras", "dass unsere Mitspieler trotzdem die Zeit gefunden haben, um sich solch tollen Quatsch auszudenken, ist großartig."
Dissingers Medaillen-Missgeschick
THW Kiel gewinnt jede Farbe der Medaille
Es waren auch diese stillen Momente, die den Empfang der Europameister so besonders machten. Natürlich wurde der Handballbahnhof-Klassiker "Oh wie ist das schön" angestimmt, und natürlich war die Begrüßung euphorisch. Aber ansonsten wurde viel gelauscht, noch mehr gelacht und applaudiert. Kiel ist stolz auf seine EM-Helden und dachte während der Feierstunde auch an Silbermedaillen-Gewinner Joan Canellas, die in Kroatien von zehntausenden Fans gefeierten Bronzemedaillen-Gewinner Domagoj Duvnjak und Ilija Brozovic sowie Erlend Mamelund, der mit seinen Norwegern erst in der Verlängerung an Deutschland scheiterte und mit Platz vier vorlieb nehmen musste. "Die Norweger waren genauso gut wie wir, wir haben einfach mehr Glück gehabt", so Dahmke. "Aber es ist toll, dass der THW Kiel als einziger Club in Europa jede Farbe der Medaille im Team hat."
Feiern, Interviews, feiern, Interviews
Das bestätigte Weinhold: "Gerade im Halbfinale bin ich um Jahre gealtert. In einer solch spannenden Partie nicht helfen zu können, war schlimm. Umso größer war dann die Freude nach dem Schlusspfiff." Beim Finale habe er erstmals in der 52. Minute gedacht, dass er als Europameister nach Hause fahren könne - genauso wie Rune Dahmke auf dem Feld: "Witzig, zu diesem Zeitpunkt habe ich auf die Anzeigetafel geschaut und gedacht, dass es klappen könnte." Die folgenden Stunden nach dem Triumph seien wie im Flug vergangen. Feiern, Interviews, wieder feiern, wieder Interviews. "Jetzt bin ich froh, wieder zu Hause zu sein", so Dahmke. "Mit ein bisschen Ruhe versuche ich dann zu realisieren, was in Polen passiert ist." Nur eine Frage könne er nicht mehr hören, sagte der Youngster: "Das hat mich jede Journalist gefragt: Vor drei Jahren saßen sie noch als Fan auf der Tribüne der Sparkassen-Arena, jetzt sind sie Europameister. Wie fühlen sie sich?" Und? Dahmke: "Einfach großartig!"
Rio-Reiseführer
Als Fan war auch Innenminister Stefan Studt in die Halle400 gekommen. Er hatte schon das Finale im Handballbahnhof mitten unter den Fans erlebt. "Diese Stimmung war einzigartig, genauso wie die Leistungen der deutschen Mannschaft in Polen", erklärte Studt. "Wo sonst als in Kiel gibt es das: Da treffen sich hunderte Menschen in einem Bahnhof, sehen auf eine Leinwand, auf der Handball läuft, und feiern, als ob sie live in der Halle wären. Toll!" Eine Einladung ins Landeshaus werde folgen, so der Innenminister, der trotzdem schon einmal die Gelegenheit nutzte, den THW-Europameistern auch von Seiten der Landesregierung zu gratulieren. "Das war eine sensationelle Teamleistung und einfach klasse!" Dem schloss sich auch THW-Aufsichtsrat Reinhard Ziegenbein an: "Ihr habt es geschafft, dass man in ganz Deutschland über Handball spricht - wir sind stolz, euch in unserer Mannschaft zu haben!" Als kleines Begrüßungsgeschenk hatte Ziegenbein etwas Besonderes dabei: Einen Reiseführer für die Olympiastadt Rio: "Ich hoffe, dass Ihr uns in Brasilien genauso viel Freude wie bei der EM macht!"